Wega 3121 Phonobetrieb nur einseitig

      Hallo,

      auch wenn mein Thema nicht dierekt etwas mit Saba zu tun hat, so wende ich mich trotzdem Hilfesuchend an dieses Forum, zumal mir die Kompetenz einiger Mitglieder hier als herausragend erscheint. Nichtsdesto trotz stammen beide Marken ja aus dem Schwarzwald und noch komplett aus deutscher Fertigung, also doch ein Paar Gemeinsamkeiten ;) mal abgesehen von der späteren Sony/Thompson Übernahme.

      Mein Neuzugang ist der ehemalige Spitzenreceiver Wega 3121 aus den Jahr 1971/72 mit 2x 90 Watt Sinus /110 Musik an 4 Ohm. NP. 1980 Mark

      Ich konnte den Receiver für relativ kleines Geld ergattern (50€) sieht äußerlich noch sehr schön aus und sollte soweit auch voll funktionsfähig sein. Gehörte einem älteren Rentnerpaar und stammt aus erster Hand

      Jetzt kommte das große aber ! Der Verstärkerteil-FM Teil funktioniert einwandfrei. Der Sound ist wirklich astrein, alle Lampen leuchten noch wie am ersten Tag, Potis kratzen nicht. Die Kiste war beim Öffnen zwar etwas staubig von innen, sah aber noch jungfräulich aus, sprich es sind noch alle orgiginal Frako, Wima, ROE Elkos verbaut. Die Lötstellen sind unangetastet.

      Wirklich erstaunlich, dass so ein Gerät nach 40 Jahren noch funktioniert und zugleich so frisch, dynamisch, und kraftvoll klingt. Keine Spur von topfig, muffig, matschig, wie man das manchmal von platten Elkos abgestandener Geräte kennt.

      Leider musste ich jedoch heute feststellen, dass der Phonobetrieb nur einseitig im linken Kanal funktioniert. Bei Betätigen der Monotaste funtionieren beide Kanäle in voller Lautstärke. Ich möchte aber schon lieber in Stereo hören :D

      Die Schalter und Steckkontakte wurden bereits mit T6 gereinigt, doch leider vergebens. Auch wurde der Stecker vom Dual 701, um diesen als Fehlerquelle auszuschließen an einem anderen Verstärker getestet. Der Stecker ist einwandfrei. Der Fehler muss demnach woanders zu suchen sein. Wie gesagt, der Fehler betrifft nur den Phonobereich.

      Leider gibt es keine Wegacommunity an die ich mich wenden könnte, aber vielleicht kann mir trotzdem jemand weiterhelfen oder hat Erfahrungen mit diesem Gerät.

      Ich erlaube mir mal ein Bilder von dem Receiver zu veröffentlichen. Man beachte das Gerät hat 10 Feinsicherungen und bereits ein Relais. Sehr fortschrittlich für das Baujahr











      Hier kann man sich die technische Beschreibung runterladen, habe aber ehrlich gesagt nicht soviel Ahnung von der Materie :(


      http://elektrotanya.com/wega_3121.pdf/download.html


      Gruß Torsten
      Hallo Torsten,

      bei den Bauteilen sehe ich hier zunächst einmal keine systematischen Probleme. Die Roederstein Kunststoffelkos sind aus der orangen Serie, die weniger ausfallfreudig als die weinrote ist und auch bei den übrigen axialen Elkos gilt, wenn das Gerät nicht im Hitzestau in der Schrankwand im Dauerbetrieb war, zunächst einmal die Unschuldsvermutung. Das sieht alles gut aus.

      Beim fehlenden Phonokanal kommen eigentlich nur zwei Bereiche als Ursache in Frage:

      - Die Eingangswahlumschalter an der Front, sofern ein Schaltkontakt Probleme macht. Das musst Du durch Nachmessen mit dem Ohmmeter anhand des Schaltbildes prüfen




      - Der Phonovorverstärker selbst. Ich vermute ihn unter der quadratischen Abschirmung, an der der Blitz im ersten foto so schön reflektiert wird.
      Hier musst Du das Abschirmblech entfernen und die Schaltung genauer anschauen. Der Op-Amp (µA739C) oder ein (Tantal-?) Elko könnte ausgefallen sein.




      Dann gibt es noch allgemeine Ursachen, wie schadhafte Lötstellen an der Phonobuchse, am Eingangswahlschalter etc. Da ist eine allgemeine Kontrolle der Lötseite mit Lupe / Brille und guter Arbeitsplatzleuchte angesagt.
      Achim
      Hallo Achim, danke erstmal für die prompte Antwort. Vielleicht hilft es noch zu sagen, dass der Fehler nur den rechten Kanal betrifft. Der Linke scheint in Ordnung.

      Der Entzerrerverstärker befindet sich tatsächlich oder dem kleinen Blechkasten. Der Receiver wird im Betrieb nur handwarm und wurde vorher Jahrzehntelang nicht genutzt, ein Wärmestau kann also nicht im Spiel gewesen sein. Die Elkos inkl. der Roederstein sehen alle noch gut aus, keine Risse oder ausgetretenes Elektrolyt. Bei den weinroten ist man das ja gewohnt, doch nicht so bei den orangen...

      Vielleicht ist es dir möglich den Fehler aufgrund meiner Information weiter einzugrenzen, sodass ich den Fehler dann quasi nach dem Trial & Errorverfahren beheben kann. An meinen Lötfähigkeiten sollte es nicht scheitern, auch weiß ich was beim Einbau in Hinblick auf die Polarität zu beachten ist.

      Aber von Elektrotechnik habe ich ehrlich gesagt keinen blaßen Schimmer. Ich habe zwar ein Multimeter, doch keinen Plan, wie und wo man damit messen muss.

      Aber wenn du mir sagen könntest welche Bauteile (rechter Kanal) das konkret sein könnten, kann ich diese kurzerhand austauschen. Welchen Ersatz könnte ich für den OP-Amp nehmen, habe da im Internet nichts unter der Bezeichnung gefunden?

      Gruß Torsten
      Hallo Torsten,

      tja - wenn es trial and error sein muss, dann würde ich, nach einer intensiven Sichtkontrolle der genannten Bereiche und Nachmessen des Phonowahlschalters (siehe Bild oben), zuerst C250, C255 und C254 ersetzen.
      Wenn das nicht hilft, IS231 ersetzen. Zuvor die Gleichspannung an Pin 5 (2,3V) nachmessen.

      Den gibt es wohl schon noch:

      http://www.westfloridacomponents.com/T581PF01/UA739DC+Dual+Op+Amp+Fairchild.html

      Wenn der µA defekt ist und Du keinen originalen Ersatz mehr bekommst, wird die Angelegenheit schwierig, da es pinkompatible Vergleichstypen nicht gibt. Der Phonovorverstärker hat eine sehr hohe Verstärkung, muss also stabil laufen UND er muss die Entzerrungskennlinie exakt einhalten. Das könnte mit einem Vergleichs-Op-Amp schwierig werden.

      Die Entzerrung wird (zumindest teilweise) über die frequenzabhängige Beschaltung in der Gegenkopplung realisiert.
      Man muss davon ausgehen, dass die Dimensionierung der Bauteile auf den konkret verbauten Op-Amp zugeschnitten ist.
      Achim
      Kannst Du mit einem Ohmmeter einen Widerstand messen?

      Achim hat im ersten Bildchen den Schalter gezeigt. Sei links der erste Kontakt die 1. Wie gezeichnet, müssen jetzt 2 und 3 sowie 5 und 6 miteinander verbunden sein. Dort ist dann bei korrekter Funktion ein Widerstand von annähernd 0 Ω zu messen. Abgelesene Werte << 10 Ω sind realistisch. In der anderen Schalterstellung sind die Kontakte 1 und 2 sowie 4 und 5 miteinander verbunden. Erst wenn hier ein Fehler auszuschließen ist, solltest Du Bauteile tauschen, wie von Achim vorgeschlagen.
      Es gibt noch eine Fehlerquelle, aufgerissene Lötstellen. Da kontrolliere die Lötstellen an der Phonobuchse. Es ist gut möglich, das da eine durch mechanische Beanspruchung aufgerissen ist. Teilweise merkt man das schon, wenn man beim Abspielen einer Platte am Stecker wackelt und kurzfristig auch auf dem anderen Kanal ein Ton kommt.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Moin,
      solange der OPV nich ein voellig exotischer Typ ist, sollte die Schaltung den Regeln fuer OPV genuegen. Die besagen u.a., dass es nicht vom OPV abhaengt, wie die Schaltung letztendlich funktioniert, sondern von dessen aeusserer Beschaltung. Es sollte also nahezu jeder OPV funktionieren, solange der nicht "zu modern" (*) ist und zu Instabilitaeten in dieser Schaltung neigt, also eine Schwingneigung entwickelt.

      Was man auch ueberpruefen sollte:
      Die Gleichspannungen an Pin 1 und 13 sollten nahezu gleichen wert haben. Desgleichen die Spannungen an 5 und 9 (8 und 6). Zwischen 5 und 6, sowie 8 u. 9 darf praktisch keine Spannung auftreten.

      An den Ausgaengen 1 und 13 wuerde ich die halbe Spannung von Pin 16 (Betriebsspannung) erwarten. Bei dieser Einstellung ist groesstmoeglicher Ausgangsspanungshub erreichbar. Schade, dass man mit Spannungsangaben so sparsam war, anscheinend nur fuer Pin 5 und 9 mit 2,3V.

      Die Eingangsbuchsen sind als Printausfuehrungen direkt in die Platine geloetet. Durch Belastung beim Steckereinstecken koennen deren Loetstellen reissen. Solche Buchsen loete ich daher grundsaetzlich nach, egal, wie die Loetstellen aussehen. Es lohnt nicht, mit einer Lupe nach kalten Loetstellen zu suchen, alles, was irgendwie verdaechtig erscheint, wird nachgeloetet.

      (*) wesentlich grossere Bandbreite und ggf. Leerlaufverstaerkung. Man braucht hier keine Verstaerker, die auch im KW-Bereich noch eine gute Figur machen ;)
      Nur rauscharm muss der OPV sein. Letzendlich haette man die Phonostufe auch mit 4-6 Transistoren bauen koennen, ohne auf Qualitaet verzichten zu muessen, es gibt genug Beispiele dafuer.

      73
      Peter
      Wenn wirklich _jeder_ beliebige Operationsverstärker in dieser Schaltung verwendet werden kann, ist das Prioblem ja auch gelöst.

      Mich hatten nur auf den ersten Blick die Anschlüsse 2,3,4 und 10,11,12 (jeweils ein Output- und 2 Input-Lags, die bei vielen Op-Amps fehlen) und etwaige Pininkompatibilitäten leicht irritiert.

      Da schien es mir sicherer und auch für jemanden mit geringer Reparaturpraxis einfacher, zunächst einfach einen Ersatz durch den Originaltyp zu versuchen.
      Aber da sollte ich vielleicht nicht so altmodisch sein.

      Nachtrag:
      Na, den TBA231 gibt es doch im Handel (Reichelt) noch.
      Also Tantalelkos und die anderen 4 Elkos ersetzen, falls noch nicht geschehen und wenn das nicht hilft, 0,57 € in einen TBA231 investieren.
      Achim
      Moin,
      der OPV scheint ja noch einer von den "ganz Guten" im teuren Keramikgehaeuse zu sein. Ich wuerde ihn nur tauschen, wenn feststeht, dass er wirklich defekt ist. So rein aus nostalgie ;) Also mal die Spannungen nachmesen, abweichende Spannungen koenen aber auch durch Fehler in der aeusseren Beschaltung entstehen.

      Die Platinenunterseite sieht gut aus. Weniger gut geht es den Lampen. Sie leuchten zwar noch, haben aber schon geschwaerzte Glaskolben, soweit das erkennbar ist. 90% des darin erzeugten Lichtes kommen also nicht heraus.

      73
      Peter
      Die Lampen sind grün mattiert, deswegen auch die grüne Beleuchtung ;) Wenn die mal kaputt sind, ist die Kacke am dampfen....

      So gesehen wurden in diesem Gerät nur edelste Bauteile verbaut, schließlich war das damals auch der leistungsstärkste deutsche Receiver am Markt. Noch vor den ganzen Braun Regie Geräten....
      Torsten, bist Du audiophil?

      Vorsorglich kannst Du C250/550 und C258/558 wechseln, alle 4,7 µF. Das wären meine ersten Kandidaten, wenn ein Kanal ausgefallen ist. Da rate ich zu diesen hier statt Elkos:
      http://www.segor.de/#Q%3DMKS2%20%204u7-50/10%25
      Abgesehen von Größe und Preis haben die gegenüber Elkos nur Vorteile. Ein geübtes Ohr hört da auch einen klanglichen Unterschied, wurde schon mehrfach hier im Forum berichtet. Die Kondensatoren WIMA MKS2 gibt es natürlich auch bei anderen Firmen, nicht nur bei der Im Link.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Wima Kondensatoren wären natürlich klasse, passen natürlich auch besser in so einen Receiver rein, als diese ganzen Panasonic Chinaelkos.

      Audiophil bin ich zwar nicht, aber dafür ein Originalitätsfetischist. Deswegen habe ich meine Elkos bisher immer nur durch alte Frakos oder Roedersteins aus Schlachtgeräten ersetzt.

      Ich hätte da noch eine kleine Dose mit alten Elkos...die ich mal testweise einbauen könnte. Alle noch aus deutscher Produktion. So bleibt die Orginalität 100% erhalten.
      Dringendst rate ich davon ab, gebrauchte Elkos einzubauen!

      Man füllt ja auch nicht 40 Jahre altes gebrauchtes Motoröl in seinen Oldtimer...
      Elektrolytkondensatoren sind Verschleißteile. Die verändern sich über die Jahre in ihren Werten, bis sie ganz ausfallen. Die vorgeschlagenen Kondensatoren von WIMA passen optisch ganz gut zu den anderen bunten Folienkondensatoren. Auch damals gab es schon die roten MKS, waren nur halt bei der Kapazität eher Klötze. WIMA ist übrigens weiterhin deutsche Produktion.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      So...ich habe nun im Schnellverfahren, die 4 Elkos (neue) a 4,7 mf und die 3 Tantals getauscht. Auch habe ich die Lötstellen des Op-Amp, sowie die der Anschlussbuchsen nachgelötet. Ich versuche heute noch zu berichten bzw. das Gerät zu testen.

      Wenn das nicht klappt, werde ich den Tba bei Reichelt bestellen.
      Gute Nachrichten. Der Fehler ist behoben :D Ich werde nun zwar nie erfahren, an welchem Bauteil es genau lag, dafür wurden einfach zu viele ausgetauscht oder eventuell an den nachgelöteten Lötstellen?

      Auf jeden Fall werde ich in den nächsten Tagen die besagten Wima Styroflex Kondensatoren an Stelle der Elkos einbauen. Im Moment werkeln da 4 Jamicon drin, geht ja garnicht ;)

      War ja auch nur zu Testzwecken. Danke nochmals an das tolle Forum, solchen kompetenten Rat sucht man woanders vergebens, vorallem noch so schnell.

      Eine Frage habe ich allerdings noch, bevor ich das Kapitel Wega ad acta legen kann.

      Vorgestern bin ich versehentlich bei der Sichtprüfung des Innenlebens, mit dem Knie auf zwei Schieberegler gekommen. In Folge dessen sind beide abgebrochen. Habe diese zwar provisorisch mit Sekundenkleber festgeklebt, aber das ist nun wirklich keine Dauerlösung.

      Ich würde gerne beide Fader ersetzten (Bass und Präsenz)

      Kann mir jemand aufgrund der Informationen in den Schaltunterlagen sagen, welche passgenauen ich hierfür nehmen könnte?

      Gruß Torsten
      Da wirst Du suchen müssen, was mechanisch passt.

      Vor einiger Zeit gab es hier im Forum ein ähnliches Problem. Wenn ich mich recht erinnere, wurden die betroffenen Schiebepotis zerlegt und Schieber aus anderen Potis eingebaut. Schaue mal bei Conrad nach Schiebepotentiometer, häufig haben die auch Datenblätter zu ihren Produkten.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Da musst Du nicht lange überlegen, das war einer der Tantalelkos - wie so oft.

      Die Folienkondensatoren von WIMA heißen übrigens (Miniatur-) MKS 02, nicht Styroflex.

      Dem oben anklingenden Originalitätswahn zu Lasten technischer Gesichtspunkte widerspreche ich ausdrücklich. Man stößt hier schnell an die Grenze zum Unsinn oder überschreitet sie gar.

      Qualitätskomponenten aus aktueller Produktion IM SINNE der Entwickler und Konstrukteure der Geräte ja; Verwendung von abgelagerter und / oder gebrauchter Altware nur in ausgesuchten Einzelfällen, wenn ein technisches Mindestniveau dabei sichergestellt ist. Dasselbe gilt für Tarnvorhaben jeglicher Art.
      Achim
      Hallo Torsten,
      schönes Gerät, das du hier vorstellst, mit deiner Meinung über das Forum dürftest du nicht alleine sein.
      Bezüglich deiner Anmerkung in Post 10, die Lampen sind "grün mattiert", bei Conrad und bestimmt auch woanders gibt es Tauchlack für Glühbirnen, auch in grün, also weißt Du, wo du suchen mußt, wenn die doch mal ausfallen (damit die Kacke nicht anfängt, zu dampfen ;-))
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Moin,
      tatsaechlich eingefaerbte Lampen? Ich bin davon ausgegangen, dass eine Folie fuer das gruene Licht sorgt, so wie man das vermutet. Eingefaerbte Lampen sind fuer solche Verschleissteile ein Beschaffungsproblem, dem man eigentlich gerne aus dem Weg geht. Sowas muss mit Standardteilen aus der Schublade wieder in Ordnung gebracht werden koennen.

      Was ein Glueck, der OPV in seinem Keramikgehaeuse war es nicht ;)

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      Peter