Farfisa FR 40

      Hallo werte Kollegen,

      ich melde mich aus dem Brutofen Bayern mit folgender Frage:

      Ich habe mir vor geraumer Zeit einen italienischen Röhrengitarrencombo der Marke Farfisa gegönnt. Der Verstärker funktioniert recht gut, seit ich die Sieb und Ladeelkos erneuert habe. Das Gerät hat drei Eingänge einen für Akkordeon, Gitarre und Gesang (hatte man so in den 60ern, als es noch keine PAs in den Clubs Deutschlands gab). Es gibt eine Endstufe mit 2 x EL34 und einer Röhrengleichrichtung per EZ81, abgekoppelt von der Enstufe, das Vorstufen-Unit mit je einer ECC83 pro Eingang und 2 x EF86, desweiteren verfügt das Gerät über einen Röhrenhall über eine ECL86.
      Bei meinen Arbeiten ist mir noch ein Selengleichrichter (B30 C500) im Endstufennetzteil aufgefallen. Hier der Schaltplan zur Veranschlaulichung:



      Ich wollte diesen ebenfalls gegen einen Siliziumbrückengleichrichter mit entsprechenden Vorwiderstand tauschen .Dies jedoch misslang: ich hatte mich an die Polung des Selengleichrichters gehalten, bei erster Inbetriebnahme war nur das Röhrenverstärker - Grundrauschen wahrnehmbar. Als ich dies wieder rückgängig machte, konnte ich wieder munter drauf losspielen. Was habe ich hier wohl falsch gemacht? (Ich habe je einen 80Ohm als Vorwiderstand an den Wechselspannungsanschluss gelötet.)

      Ein weiteres Problem habe ich:
      seit kurzem zickt der Gitarreneingang:
      es kommt mir wie ein Kontaktproblem vor.
      Der Gitarrenkanal hat eine rudimentäre Klangregelung über drei untereinander kombinierbare Klangregistertasten: Bass/Mid/Treble
      Manchmal klingt der Eingang etwas verzerrt und etwas leiser, kommt aber nach Hin und Herschalten dann wieder.
      Ich habe das Vorstufen-Unit ordentlich durchgepustet & gründlich gereinigt, die Lötstellen kontrolliert, testweise die relevanten Kondensatoren abgelötet und gemessen: keinerlei Auffälligkeiten bemerkt, im Gegenteil alle geprüften Kondensatoren waren exakt im Soll (es sind die Senffarbenen, ihr wißt welche ich meine?). Das Problem taucht immer dann auf, wenn ich den Amp einschalte, nach längerer Betriebszeit taucht es so gut wie nicht auf.
      Wo könnte ich mit der Fehlersuche ansetzen?
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      der Halbleitergleichrichter (Selen) ist vordergründig für die negative Gittervorspannung der Endröhren (EL34) zuständig. Die Höhe dieser Spannung bestimmt den Arbeitspunkt der Endröhren. Durch Einsetzen eines Silizium-Gleichrichters kann die Spannung deutlich zu hoch werden. Um den ursprünglichen Arbeitspunkt der Endröhren nach dem Gleichrichtertausch wieder zu gewährleisten, solltest du die "vorher" Spannung -am Siebelko- genau messen und dafür sorgen, dass diese nach dem Tausch wieder erreicht wird.

      Man könnte dies bewirken, indem man in Reihe zu dem 10 Ohm? Siebwiderstand einen Stellwiderstand in Reihe schaltet und damit die korrekte Spannung einstellt. Solange du an dieser Einstellung herumexperimentierst, solltest du das ohne Endröhren tun.

      Du musst auf jeden Fall darauf achten, dass diese negative Spannung niemals ausfällt, denn dann sind die Endröhren in Gefahr!

      Da zusätzlich noch zwei Glühbirnen und die Transistor-Stufe für die Nachhall-Feder von dieser Spannung versorgt werden, kann man den geforderten Strom nicht so genau abschätzen - vor allem wegen der unbekannten Stromaufnahme der Glühlämpchen.

      Du könntest so nett sein und mir ein besser lesbares SB als E-mail zusenden.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Ivica,

      das SB hat es ans Licht gebracht - die "Glühlampen" sind die Heizfäden der beiden ECC83! Da alle Heizfäden in Reihe geschaltet sind, benötigen sie eine Spannung von 25,2V bei 150mA. Damit ist auch das Geheimnis geklärt, wesbalb das Gerät bei einem 82 Ohm Widerstand in Reihe zum GLR schwieg. Die Röhren V1 und V2 heizten unzureichend, weil bei 150mA an dem 82 Ohm Resistor ca. 12V auf der Strecke bleiben...

      Und genau durch diesen Betriebszustand waren auch deine schönen EL34 gefährdet, denn sie bekamen zu wenig Gittervorspannung. Wenn ich jetzt genau hinschaue, meine ich auch im SB eine Spannung von 25V vermerkt zu sehen. Das würde passen.

      Wenn du also den GLR wirklich wechseln willst, wäre es sinnvoll ein Drahtpoti (Trimmer) von 10 oder 22 Ohm in Reihe zu dem -ich meine immer noch 10 Ohm- Siebwiderstand in Reihe zu legen und dann bei angeschlossenem Vorverstärker (wegen der Röhrenheizung) und noch gezogenen Endröhren die z.B. minus 25V einstellen. --- Falls der Siebwiderstand deutlich mehr als 10 Ohm hat muss man das Vorgeschlagene etwas "umdimensionieren" - dazu wäre es auch interessant die Spannung vor dem Siebwiderstand, direkt am Ladeelko zu messen.

      Abschliessend kannst du dann mit eingesetzten EL34 die ultimative Feineinstellung tätigen...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Vielen Dank, Peter!
      Ich habe die Endstufe erneut ausgebaut:











      Am Ersten 32µ Elko, der zur EZ81 führt, messe ich 384V Gleichspannung gegen Masse
      Am Zweiten 32µ, der zur EL34 führt, 329V
      Am Minuspol des Selengleichrichters ca. -24V, vor dem Widerstand (den hatte ich abgelötet, um ihn zu messen, da sein Wert im SB unleserlich ist: ca. 20 Ohm)
      Am Trenntrafo hatte 220V Wechselspannung eingestellt
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Peter,

      ich habe den Se-Glr so wie Du schreibst gegen einen Si-Glr ohne Vorwiderstand getauscht. Die ca. -25V Gittervorspannung sind nun nach dem Siebwiderstand (bei 230V Wechselspannung) zu messen. Ich stelle allerdings nun einen erhöhten Gleichspannungwert am 32µ Ladeelko 410V gegen Masse fest. Macht das Sinn?
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica, ich weiss zwar, dass du mich gerade nicht meinst - aber trotzdem hier mein Kommentar:

      So wie du das beschreibst ist die Sache gut nachvollziehbar. Dadurch, dass jetzt die vorgesehene Gittervorspannung (-25V) an den Endröhren ansteht, ziehen diese nun etwas weniger Anodenstrom als mit der vorher geringeren Vorspannung.

      Durch die somit geringere Stromentnahme steigen entsprechend die Spannung am Ladeelko und eben alle anderen daraus folgenden Spannungen an.

      Nachsatz: Die minus 25V sind auch ein "gesunder" Wert bezüglich der Heizspannung V1-V2. Der alte Selen war daher doch bereits etwas am "Schwächeln".
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Vielen Dank für Deine Erklärung, Peter.
      Dies beruhigt und freut mich zugleich, da ich diesen Verstärker mit seinem Klangcharakter sehr zu schätzen gelernt habe und ihn mittlerweile sehr gerne spiele.
      Umso wichtiger ist mir dabei die einwandfreie und betriebsichere Funktion.
      Auch wenn ich mich hiermit mit einem forumsfernen Thema wie einem Gitarrenverstärker zu Wort gemeldet habe, bin ich sehr dankbar, dass Ihr mir dazu auch hilfreiche Hinweise liefern konntet.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      ich finde das Thema Instrumentenverstärker schon interessant; Röhrenverstärker gehören zu meinen speziellen Hobbies.

      Und das Teil, welches du da besitzt gefällt mir auch recht gut. Es ist sauber und übersichtlich aufgebaut. Daraus kann man auch einen zuverlässigen Betrieb ableiten.

      Auch die "alten" EL34 mit ihren leicht bauchigen etwas über den Sockel ragenden Glaskolben runden den optischen Eindruck der Endstufen Baugruppe ab.

      Und schliesslich können wir uns aufgrund deiner aussagekräftigen Bilder auf einen Nennwert von 10 Ohm für den Siebwiederstand im Gleichstromheizkreis einigen. Es ist hier auch eine Besonderheit deines Verstärker, dass die beiden Vorröhren V1/V2 mit Gleichspannung geheizt werden und ein noch ungewöhnlicheres Schaltungsdetail, dass diese Spannung nach weiterer Siebung als Gittervorspannung für die Endröhren herangezogen wird.

      Ich wünsche dir noch viel Spass mit diesem Power Teil. ---Bezüglich Power: Aufgrund der nunmehr leicht gestiegenen Anodenspannung hat sich auch die Musikleistung des Amplifiers ein wenig erhöht.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Lieber Peter,

      auch ich, soweit ich das beurteilen, war wirklich überrascht über die Übersichtlichkeit des Aufbaus des Verstärkers (Vorstufen/Endstufenaufbau), mehr noch wie gut in Schuss die einzelnen Bauteile (Röhren: es ist der komplette Orginal Philips-Röhrensatz am Werkeln) sind. Als Bonus empfinde ich Gleichrichtung über die EZ81, ich hatte bisher nur gute Erfahrungen mit röhrengleichgerichteten Amps.
      Farfisa hat da wirklich keinen Trash fabriziert, sondern ein echtes Qualtitätsprodukt.
      Allein die LS von Jensen, die selbst bei hohen Pegel nicht einknicken, sind hier besonders hervorzuheben. Es muss nicht unbedingt Fender bzw. Vox sein.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      "Brumm" die zweite:

      Werte Freunde,

      der Verstärker leistet mir bisher sehr gute Dienste, jedoch würde ich gerne das Netzbrummen etwas einschränken wollen, da ich ihn beispielsweise als Theaterbühneninstrumente so nicht einsetzen kann.
      Würde es etwas bringen, die Kapazität des Sieb bzw. Ladeelkos (je 32µF) erhöhen?
      Oder sollte ich die Masseverbindungen erneut genauer unter die Lupe nehmen?
      Die Sieb und Lade-Elkos sind direkt an das Chassis gelötet ("ein grosser Lötzinnklecks").
      Eine Schwachstelle ist beispielsweise der Verbindungsstecker von Vor- zur Endstufe.
      Die einzelnen Kontakte hatte neu entlitzt und nachgelötet.
      Was meint Ihr?
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      Brummen ist immer ein heisses Eisen - es kann sehr vielfältige Ursachen haben. Verbesserte Siebung hilft da nicht immer; man kann aber damit anfangen. Den Ladeelko würde ich nicht ohne Bedenken erhöhen - es könnte die EZ81 überlasten. Den Siebelko aber könnte man ohne weiteres auf 50µF vergrößern - auch der 16µF in der folgenden Siebkette könnte verdoppelt werden. Zusätzlich könnte man auf der Vorverstäkerbaugruppe noch ein weiteres Siebglied (im Zweig S4) z.B. 10KOhm/16µF hinzufügen.

      Vorher sollte man aber versuchen die Quelle des Brummens herauszufinden, ob es bereits in der Endstufenbaugruppe auftritt, oder eher von der Vorstufe "eingeschleppt" wird. Ist die Brummintensität den von der Stellung der LS Potis abhängig? Tritt es noch auf wenn die beiden EF86 gezogen sind bzw. wenn eine der beiden gezogen ist?

      Wie verhält sich das Brummen, wenn der Stecker zur Vorstufeneinheit abgezogen ist? ---- Über weitere Möglichkeiten denke ich noch nach - vielleicht wären auch ein bis zwei Fotos von der Vorstufenbaugruppe hilfreich.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Vielen lieben Dank, Peter, dass Du mir Deine Hilfe anbietest bzw. mit Deinem kompetenten Rat zur Seite stehst.
      Von einem Versuch kann ich berichten:
      Ich habe die komplette Vorstufe abgesteckt: es brummt munter weiter (ein deutlicher Erdungsbrumm kommt additional dazu, vermutlich wg. des nicht verbundenem Steckers.
      Wenn ich den Verstärker einschalte, fängt es zuerst, fast schon perkussiv, im Netztrafo an zu "klackern" und sobald die Röhren emittieren hört man den typischen Netzbrumm. Vielleicht ein Hinweis?
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      was geschieht brummtechnisch, wenn du bei abgezogenem VV: P1 und P8 mit P6 (GND) verbindest? Welche Auswirkung ergibt sich wenn du dann zusätzlich das Endstufenchassis erdest (z.B. mit dem Schutzleiter verbindest)?

      Ändert sich etwas, wenn du die ECL86 ziehst, Hast du schon einmal eine andere ECC83 (V5) ausprobiert?

      Vielleicht solltest du auch wirklich die Siebmittel incl. dem Ladeelko überprüfen - die beiden 32µ und den 16µ. Was geschieht wenn du dem Siebelkos (2ter 32µ und dem 16µ) probeweise einen zusätzlichen Elko parallel schaltest?

      Das von dir beschriebene "Klackern" des Netztrafos während des Anheizens kann ich (noch) nicht zuordnen.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      vielen Dank für Deine Ideen!
      2 Sachen konnte ich auf die Schnelle überprüfen.
      Zu den anderen Deiner Vorschläge kann ich heute Abend, wenn ich Zeit finde das Chassis wieder auszubauen, Genaueres sagen.

      - bei abgezogener ECL86
      - bei Tausch von V5 (ECC83)

      bleibt der Brumm gleich laut.
      Welchen Wert würdest Du für den Zusatzelko vorschlagen? 16µF?
      (edit: diese Frage hat sich auch erledigt: in Post schlägst Du vor: den 32µF auf 50µF zu erhöhen und den 16µF zu verdoppeln)

      edit: beim Durchlesen der letzten Posts ist mir aufgefallen, dass ich zu dieser Frage noch nicht Stellung bezogen habe:

      "Ist die Brummintensität von der Stellung der LS Potis abhängig?"

      Nicht wirklich: bei zugedrehtem LS-Poti hört man den Brumm ebenfalls deutlich, sobald man aufdreht bleibt die Lautstärke des Brumms gleich nur etwas bassiger
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Peter,

      ich habe je einen 16µF parallel zum 2. 32µF & 16µF gelötet: das Ergebnis war sehr ernüchternd. Der Brumm bleibt.

      Der Schutzleiter war/ist bereits mit dem Enstufenchassis verbunden.
      Jetzt überprüfe ich noch das Verhalten bei geerdeten P1 und P8 und berichte.
      Vom Klackern des Netztrafos könnte ich Dir eine digitale Aufnahme anfertigen, vielleicht hilfts bei der Fehlerdiagnose?

      Edit: auch die Erdung von P1 & P8 bringt keine Veränderung :(
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      nun scheint das Brummen eindeutig in der Endstufenbaugruppe seine Ursache zu haben. Wie siehte es denn mit den Siebgliedern (Kondensatoren/Elkos) in der Gittervorspannungsversorgung der Endröhren aus. Haben diese noch ausreichende Kapazitätswerte?

      Das wären die Elkos, ab Gleichrichter 200µF, 500µF und 200µF am Fußpunkt der Gitterableitwiderstände der beiden EL34.

      ------ Falls das Forum hier wirklich, wie angedroht, zum Erliegen kommt, könnten wir uns dann vielleicht auf einer anderen Ebene z.B. im Dampfradioforum wieder treffen; das ist zwar etwas unpersönlicher weil dort mehr Mitglieder agieren - aber vielleicht kann man sich auch daran gewöhnen. Andererseits findet man dort ein größeres Gerätespektrum und zusätzliche Interessengebiete.

      Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile. Trotzdem fände ich es bedauerlich wenn diese Gemeinschaft auf eine solche Weise enden würde.

      Für alle Fälle können wir auch über E-Mail in Kontakt bleiben.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Lieber Peter,

      ja, dieser Eklat ist mir erst heute richtig Gewahr geworden und ich war ehrlich gesagt erschüttert und betroffen, welche Entwicklung dieser Thread wieder aufgenommen hat.
      Es wäre sehr sehr schade, wenn all dies einträfe.
      Wir bleiben hoffentlich trotzdem in Kontakt, denn das wäre mir ein grosses Anliegen.

      Die von Dir oben genannten Elkos habe ich bereits ausgetauscht (2 x 220µF/ 1 x 470µF).
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.