Metz 520W

      Hallo Peter,

      wie ich sehe, hat bereits der Schaltplankönig vom DRF "geliefert". Und natürlich habe ich mir das Teil gleich angesehen. Es ist ein sehr interessantes Gerät und ich bin gespannt welche Empfangsleistung es wohl auf UKW bringen wird.

      Denn hier hat man den Weg eines völlig unabhängigen UKW-Empfangsteiles beschritten. Und ausserdem hat man zusätzlich die erste 10,7MHz Stufe zur Verstärkung des Antennensignals genutzt (Reflexschaltung). Danach wird das verstärkte Signal einer additiven Mischung zugeführt.

      Dies ist eine insgesamt eine aussergewöhnliche Lösung und war in ihrer Zeit bestimmt nicht die billigste.

      Ich hoffe auf einen Empfangsbericht, wenn das Gerät wieder läuft...

      Nachtrag: Neugierig, wie ich bin habe ich mal im Rmorg "geschnüffelt" und dort den sauberen Aufbau des UKW-Zuges auf einem Subchassis bewundert. Die Konstrukteure scheinen bei diesem Gerät wirklich keinen Aufwand gescheut zu haben und der Chef wird wohl gerade seinen Rotstift verlegt gehabt haben...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      sagnix postete
      Denn hier hat man den Weg eines völlig unabhängigen UKW-Empfangsteiles beschritten. Und ausserdem hat man zusätzlich die erste 10,7MHz Stufe zur Verstärkung des Antennensignals genutzt (Reflexschaltung). Danach wird das verstärkte Signal einer additiven Mischung zugeführt.

      Dies ist eine insgesamt eine aussergewöhnliche Lösung und war in ihrer Zeit bestimmt nicht die billigste.


      Moin,
      doch, Reflexschaltung war eine Sparloesung. Man wollte Roehren sparen, daher ist die erste ZF gleichzeitig auch die HF-Stufe. Man hat das sehr schnell wieder verlassen, denn mit der Verquickung von HF und ZF in einer Roehre bekommt man schlecht bis kaum die geforderte Unterdrueckung der Oszillatorspannung am Antennenanschluss hin. Der mechanische Aufbau der Stufe macht es schwierig und es kann sein, dass diese Schaltung noch vor der Verschaerfung der Postvorschriften entwickelt wurde. Nicht wenige UKW-Radios stoerten damals den spaeter einsetzenden Fernsehempfang, so dass eine Aenderung der Stoerstrahlungsvorschriften notwendig wurde.
      Wer auch viel Reflexschaltungen hatte, war Blaupunkt, auch hier zur Roehrenersparnis. Insgesamt hat man Reflexschaltungen ziemlich schnell aufgegeben, weil sie Kompromisse erfordern, die eine saubere Auslegung der Schaltung verhindern.

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      Peter
      Hallo Peter,

      es ist schon klar, dass Reflexschaltungen aus Spargründen verwendet wurden und auch, dass sie einen Kompromiss darstellten. Bei Blaupunkt und weiteren mir bekannten Schaltungen wurde gerne eine ZF-Röhre gleichzeitig zur NF-Verstärkung genutzt.

      Die hier von Metz genutzte Reflexschaltung ist daher schon etwas besonderes und auch der mechanische Aufbau http://www.radiomuseum.org/r/metz_520w.html zeugt davon, dass man sich die Lösung dieser Aufgabe nicht einfach gemacht hat. Man erkennt die HF-technisch angepasste Anordnung der Röhren und Bauteile. Und besonders die kompliziert angebrachten Abschirmwände deuten auf ein gut durchdachtes Konzept hin. Ob jetzt die Funktion die aufgewendete Sorgfalt belohnt steht auf einem anderen Blatt inwieweit sich die beiden Funktionen in der ZF-Röhre beeinflussen kann man kaum vorhersagen ganz abgesehen von der autretenden Störstrahlung.

      Nur, für die damaligen Verhältnisse war es schon ein erheblicher Aufwand, dem UKW-Bereich einen komplett eigenen Schaltungszug zuzuordnen. Und zudem hat die Kiste einen vollwertigen Ratio Detektor, während manch ander Firma zu dieser Zeit noch mit Flankendemodulatoren "herumeierte".

      Besonders wenn man den AM Bereich daneben in kompletter Stahlrörentechnik vorfindet. In diesem Gerät stehen zwei Generationen unterschiedlicher Technologie friedlich nebeneinander.

      Insofern handelt es sich hier auf jeden Fall um ein technisch sehr interessantes Gerät, dessen UKW-Leistung immer mehr meine Neugier erweckt - ich brauche solch ein Gerät zum Praxistest...

      Nachtrag: Selbst der z.B. von Grundig etwa gleichzeitig auf dem Markt befindliche 495W war im UKW-Mischteil noch mit einer Stahlröhre ECF12 bestückt, mit welcher er trotzdem erstaunliche Empfangsleistungen erreichte.

      Noch'n Nachtrag der 4004W von Grundig ( ECF12) wurde auch in dieser Generation angeboten und wenn man die Gehäuse betrachtet könnte man meinen, dass sie aus der gleichen Schreinerei stammen, wenn man die Form und die eingelegten Intarsien beachtet - beide Firmen waren bei Fürth zu finden. Trotzdem ist die UKW-Technik dieser Geräte stark unterschiedlich.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Moin,
      es ist schon seltsam, dass man erheblichen mechanischen Aufwand betrieb, nur um eine Roehre einzusparen. Mit den Doppeltrioden hatte man es ja noch nicht so (ECC81, die kurze Zeit spaeter durch ECC85 ersetzt wurde). Bei Saba gab es anfangs die EC92 als selbstschwingenden Mischer mit einer EF80 als Vorstufe. Die Eingangspentode verschwand allerdings wegen zu grossen aequivalenten Rauschwiderstandes.

      Der UKW-Eingang des 495W (auch 4004W?) erhielt irgendwann eine Aenderungsmitteilung zur Stoerstrahlungsverminderung. Muesste ich irgendwo haben, kann es aber nicht finden :-/
      Die ECF12 ist m.W. fuer diesen Anwendungsfall geschaffen, das zeigt auch die fehlende Lackierung um den Roehrenboden und der Schraubring an der Fassung, um den Kolben HF-Sicher an Masse zu legen. UKW-nachteilig bei Stahlroehren sind allerdings aus mechanischen Gruenden der Sockel und die Form der Fassungsfedern. Fuer 100MHz ist diese Konstruktion strenggenommen grenzwertig. Es geht noch, aber fuer eine Wellenlaenge von 3m ist das Ende der Fahnenstange erreicht.

      Bei Graetz (176W/177W) haben sie es ganz seltsam gemacht, der Oszillator/Mischer (EC92) kam mit dem Drehko in die bekannte "Mischteilkiste", die Vorstufe (EC92) abgesetzt ohne grosse Schirmung darunter auf das Hauptschassis. Ich kenne jetzt die billigeren Typen der Serie nicht, am Ende gab es noch eine "Sparverion" ohne Vorstufe. Fuer Ortsempfang haette es gereicht (Batteriegeraete hatten keine UKW-Vorstufe, bei der Steilheit der Roehren haette die mehr kostbaren Batteriestrom gefressen als Nutzen gebracht).

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      Peter
      Hallo Peter,

      ich wollte nur einmal anschneiden, welche bemerkenswerten Schaltungstechniken es in der Anfangszeit der UKW-Technik gab nicht immer nur um Röhren zu sparen.

      Diesen Zweck fand man auch bei moderneren Geräten gelegentlich verfolgt. Beispielsweise bei Grundig Musikgerät 88 - ein Röhrensparwunder. Aber Löwe Opta liess es sich nicht nehmen, und das bei Spitzengeräten, welche ohnehin bereits 3ZF-Stufen hatten, die UKW Vorröhre noch mit der ZF zu beaufschlagen Hellas 5791.

      Und jetzt noch einmal Grundig: Im 5590 beispielsweise ist die UKW Eingangsröhre auch doppelt genutzt - sie wird dort als Gleichspannungsverstärker für die AFC genutzt...

      So könnte man noch viele Beispiele finden, denn das Bestreben durch Mehrfachnutzung von Röhren, einige davon einzusparen zieht sich wie ein roter Faden durch die Röhrentechnik.

      Leider handelte man sich dabei meistens Nachteile ein, meistens waren Instabilitäten welche dann erhöhte Abschirmmassnahmen erforderten. Aber es gab auch noch andere Nachteile... Deshalb verschwanden die meisten Reflexschaltungen nach kurzer Zeit wieder - vielleicht auch weil die Röhren immer billiger wurden.

      Nun sind wir (ich) aber weit von dem ursprünglichen Thema (ich glaube Metz 520W) abgekommen aber es ist auf jeden Fall interessant über solche Dinge zu sprechen, wobei es überhaupt schön ist solche besonderen Schaltungen zu diskutieren und über ihre Funktion nachzudenken...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo,

      den Plan habe ich nun unter Geräte Metz hochgeladen.
      Nach der Freischaltung wird er sichtbar sein.

      Grüße

      Albrecht

      Achso hier noch eine Liste der Schaltpläne wenn jemand noch einen brauchen sollte:

      Folgt dann gleich Liste zu groß muss ich verkleinern Geduld bitte.

      Damit die Information nicht im falschen Thread ist, habe ich einen neuen aufgemacht.

      Albrecht
      Geht nicht - gibt's doch!
      @sagnix,

      Moin,
      natuerlich ist es interessant, sich die Schaltungen genauer anzusehen und darueber zu diskutieren. Man sieht daran, wie sich die spaeteren Standarschaltungen entwickelt haben und wie man Loesungen fuer das eine oder andere Problem gefunden hat. Man muss bei den meisten Unterhaltungsgeraeten dabei auch den wirtschaftlichen Apekt im Hinterkopf behalten, auch wenn so manche Loesung aus heutiger Sicht nicht mehr recht plausibel scheint. Ich muss zugeben, an konstruktiven Details habe ich oft mehr Interesse als am "Klang" der Geraete.

      Beim Grundig 6099/6199 wird uebrigens die ECH81 fuer den AFC-Verstaerker mitverwendet. Das Musikgeraet 88 (98?) ist tatsaechlich sehr ausgeknautscht, was die Roehrenausnutzung angeht und erzielt dabei trotzdem eine gute Leistung - obwohl "fast nichts drinsteckt".

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      Peter