Rettung eines NAD Model 300 - Bilderstory

      Forumsfreunde,

      jetzt bin ich endlich zum Messen der Klirr- und Intermodulationswerte gekommen.

      Der NAD Model 300 ist im ZF-Verstärkerbereich vergleichsweise einfach aufgebaut. Im ZF-Verstärkerteil findet sich neben der Einstellung des Feldstärkeinstruments als einziges Abgleichelement die Diskriminatorspule, die man, wie üblich, auf Signalmaximum und minimalen Klirr abgleicht. Statt abgleichbare Bandfilter gibt es vier Keramikfilter.

      Im Frontend kann der Abgleich sehr einfach auf Maximum des Feldstärkeinstruments erfolgen, lediglich das Filter am Frontendausgang zum ZF-Verstärker sollte auch hinsichtlich Klirrfaktor abgeglichen werden, wenn man ein optimales Ergebnis erzielen möchte.

      Kaum Abgleicharbeit, in wenigen Minuten erledigt.









      Hier Frontend/Mischteil und ZF-Verstärker Schaltbild:




      Klirrfaktor (THD) und Intermodulationsverzerrungen sind angesichts der Einfachheit der Konstruktion und trotz (oder wegen?) des simplen Abgleichs beeinduckend gering.


      Die Werte sprechen für sich:




      Sehr gut selbst die Werte bei Stereo und 75 kHz Gesamthub.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo,

      sehr beeindruckender Bericht. Es macht richtig Spaß ihn zu lesen.

      Erstaunlich finde ich, dass trotz der vier Einzelkeramikfilter die Spezifikationen von vor 40 Jahren nach dem Abgleich wieder erreicht werden.

      Was hört man nicht immer alles über Alterung, Drift usw. von Keramikfiltern.


      Da mir die Messtechnik fehlt, zwei Fragen:

      Was hat denn bei dem Neuabgleich am meisten bewirkt?

      Ergibt der Abgleich des Diskriminators auf Klirrminimum gleichzeitig auch die korrekte Anzeige des Mitteninstruments? Gilt das auch andersrum?

      Gruss

      KOR
      Hallo KOR,

      gut zu hören, dass es nicht langweilig ist.

      Hier sitzen die Keramikfilter in einem Bereich, der immer kühl bleibt, selbst, wenn der Verstärker Leistung bringen muss.


      Abgleich hier:
      Man gleicht erst den Diskriminator korrekt ab. Dann ist das Mitteninstrument exakt auf Null.

      Dann stimmt den Klirr am Diskriminatorkreis auf Minimum ab. Die Diskriminatorspule hat zwei Kerne, einen unteren und einen oberen im Foto sieht man nur den oberen, den unteren kann man nicht sehen, er sitzt darunter. Am oberen wird auf Mitte gestellt, am unteren der Klirrfaktor auf Minimum und Signal auf Maximum, ich beobachte immer beides gleichzeitig. Für den Abgleich dieser Bauart von Diskriminatorkreis gibt es spezielles Abgleichbesteck. Damit kommt man durch den Innensechskant der oberen Spule hindurch in den Innensechskant der unteren Spule und kann sie durch die obere Spule hindurch abgleichen.

      Dann stimmt man das Bandfilter (FM IF Coil, manchmal heisst das auch IFT) am Mischteilausgang auf Pegel-Maximum und Klirrminimum ab, und kontrolliert nochmal den Diskriminator.

      Wenn die Feinkorrektur auf Klirrfaktorminimum die Mittenanzeige ggf. wieder etwas verändert, geht man mehrere Zyklen durch den gesamten Abgleich, bis keine Verbesserung mehr erzielbar ist.

      Bei der Konstruktion dieses Geräts sind für Klirr und Intermodulation (noch wichtiger!) die Abstimmung des Diskriminators und die Abstimmung des Bandfilters am Ausgang des Mischteils wesentlich. Man muss aber dabei beachten, dass man dabei nicht mehr als nötig Pegel verliert.

      Der Abgleich ist hier vergleichsweise einfach (wenn man weiss was man macht), Saba 91xx, 92xx und Grundig sind dagegegen meist anspruchsvoll (und zeitaufwendig, wenn man sich mit "geht ja" nicht zufrieden geben will).

      Übrigens ist die Zwischenfrequenzbandbreite mit 250 kHz (-6dB) angegeben, also breitbandig. Klirrfaktor Stereo bei 100% Modulation ist mit nominal <0,4% angegeben, wie man sieht, "kann" er viel besser - mit etwas Sorgfalt beim Abgleich.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo oldiefan,

      ich melde mich mal an der Stelle, weil meine Frage hier ganz gut passt.

      Es ärgert mich seit langem , dass die Messung von Verstärkerdaten mit Hausmitteln auf 3 Stellen nach dem Komma klappt, aber der Abgleich von UKW-Teilen eigentlich nur nach Gehör. Deshalb war ich seit längerem auf der Suche nach einem bezahlbaren Messender. Dabei ist letzte Woche in der Bucht folgender (seltsamer) Fisch ins Netz gegangen:






      Das Gerät diente wohl dem Testen von Verkehrsfunk-Funktionen, hat aber auf der Frontplatte auch einen 1Khz-Schalter, je einen Regler von 86 -108Mhz und für 0 - 50mV am HF-Ausgang. Unterlagen im Netz sind absolute Fehlanzeige, trotzdem konnte ich nicht widerstehen.

      Es handelt sich tatsächlich um einen klirrarmen 1 KHz-Mono-Messsender (0,1%)mit variabler HF-Frequenz, variablem Hub (intern) und stufenloser Einstellung der HF-Ausgangsspannung.

      Nachdem alles was bei uns über ein UKW-Teil verfügt inzwischen durchgemessen wurde habe ich jetzt drei Fragen an die Fachleute:

      Ist so ein Gerät für den Abgleich von UKW-Empfängern geeignet?

      Wenn mit diesem Gerät ein UKW-Teil auf Mono-Klirrminimum abgeglichen wird, ist dann auch der Abgleich für Stereo in Ordnung (Stereodecoder-Abgleich natürlich separat)?

      Was gibt es gegebenfalls noch zu beachten?

      Freue mich auf Antworten.

      Ein modifizierter SABA MD292 hat damit übrigens ca. 0,17% Klirr am Ausgang.

      Gruss

      KOR
      Hallo Kor,

      mit einem für den Abgleich geeigneten Signalgenerator/Mess- oder Prüfsender müsstest Du zumindest

      1. die Frequenz genau einstellen und ablesen können (auf 10 kHz genau oder besser). Nur ein Regler genügt nicht. Du kannst ja nicht davon ausgehen, dass Dein Radio das ja richtig anzeigt. Sonst brauchst Du ja keinen Messsender.

      2. den Modulationshub einstellen können.

      3. die HF-Ausgangsspannung einstellen können.

      Du sagst, das kann man, aber ich sehe keine Skala oder Digitalanzeige für Frequenz, Hub, HF-Signal. Wher weisst Du, ob Du bspw. 97,38 MHz oder 97,45 MHz hast? Woher weisst Du, ob Du einen FM Hub von 40 oder 45 KHz hast? Woher weisst Du, ob Deine Ausgangsspannung 5 µV oder 30 µV ist?

      Wenn das gegeben ist (Du das am PC zB. auslesen könntest (ich kenne das Gerät nicht) ist er für Mono-Abgleich wahrscheinlich eingeschränkt geeignet.

      Da er den Bereich der Zwischenfrequenz 10,7 MHz nicht umfasst, ist er für den Abgleich älterer FM-Empfänger nicht immer brauchbar.

      Deine Frage:

      Wenn (mit diesem Gerät) ein UKW-Teil auf Mono-Klirrminimum abgeglichen wird, ist dann auch der Abgleich für Stereo in Ordnung (Stereodecoder-Abgleich natürlich separat)?

      Nein, kann man daraus nicht unbedingt schliessen. Es hängt davon ab, was "in Ordnung heisst". Wenn Du meinst, dass "er gut spielt", dann wahrscheinlich ja. Wenn Du meinst, dass Du einen optimalen Stereo-Abgleich hast, nein. dazu gehört IMMER auch der Abgleich des Stereodekoders.

      Sagen wir so, war das ein Schnäppchen, kann es ein nettes Spielzeug sein. War es kein Schnäppchen, wirst Du Dich noch ärgern. Wenn Du "richtig" abgleichen Willst, ist das Ding nicht wirklich geeignet. Besorge Dir "was Richtiges".

      Profi "Standard-Signalgenerator" neuerer Bauart aus Werkstattauflösung von Service- und Entwicklungsabteilungen gibt es bei einigem Suchen mit Geduld schon für ca. 250 €. Der kann dann alles, auch Stereo, 100 kHz- 140 MHz, AM, FM, Mono, Stereo, 1 µV bis 100 mV, Modulation intern und extern im weiten Bereich, usw, usw.... Es muss ja nicht unbedingt Hewlett Packard sein oder Rohde & Schwarz (teuer).

      Gibt es auch von Leader, Kenwood, Panasonic, Grundig, ...

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      vielen Dank für die ausführliche Antwort.

      Der finanzielle Aufwand lag bei 20€, das "Risiko" schien mir tragbar.

      Es ist richtig, dass ich den Hub nicht kenne, die Frequenz nur ungefähr und nur die Ausgangsspannung einigermaßen genau.

      Bisher habe ich die Empfänger nach Feldstärkeanzeige und Mitteninstrument immer auf die Frequenz des (Mess-)Senders eingestellt . Die Ausgangspannung des Senders dabei so gewählt, dass das Feldstärkeinstrument ca. 90% anzeigt und den Hub so, dass der NF-Pegel in etwa dem entsprach was von einem normalen UKW-Sender kommt.

      Abschließend dann am Ausgang des Gerätes den Mono-Klirrfaktor auf Minimum abgeglichen.

      Bei den meisten Geräten war die vorhandene Einstellung allerdings optimal, da ließ sich nichts verbessern.

      Die von Dir vermutete "eingeschränkte" Eignung reicht mir erst mal aus, die hohen Preise für die besseren Geräte schrecken mich im Moment noch ab.

      Gruss

      Rolf
      Hallo Rolf, alle,

      Einen FM-Stereo-Signalgenerator im Taschenformat für wenige Euronen und nigelnagelneu für exakten Oszillatorabgleich und digital einstellbarem Hub, Pegel, Deemphasis usw. für 85.000-108.000 MHz gibt es zum Selbstzusammenbau bei einem bekannten Elektronikversender.

      Mal googeln nach SUP2. Ist viel besser als das Vorgängermodell SUP1.

      Klirrfaktor für den dort verwendeten Chip ist etwa 0,1-0,3%. Sendet allerdings nicht Main (L+R) und Sub (L-R), sondern nur L und R getrennt oder mono. Er kann sogar auch RDS.

      Das NF-Eingangssignal bekommt man heute ja fasst klirrfrei von jeder besseren PC-Soundkarte. Oder man hat einen anderen klirrarmen Sinusgenerator den man an diesen Miniprüfsender anhängt.

      Man darf den SUP2 nicht übersteuern (Eingangssignal am analogen Eingang auf 1Veff, Eingangspegelpotis 10° rechts von Mittelstellung, Pegelgleichheit an den beiden Potiausgängen überprüfen, ggf. nachjustieren)

      Er muss mit einem Abschwächer benutzt werden, denn der Minimalpegel ist immer noch 88 dBµ, viel zu hoch! Angeblich soll er bis 118dBµ maximal liefern. Das zeigt die Anzeige auch an, tatsächlich ist aber (jedenfalls bei meinem) bei 101 dBµ (112mVeff an 50 Ohm) schluss.

      Gruss,
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      KOR postete
      Bisher habe ich die Empfänger nach Feldstärkeanzeige und Mitteninstrument immer auf die Frequenz des (Mess-)Senders eingestellt . Die Ausgangspannung des Senders dabei so gewählt, dass das Feldstärkeinstrument ca. 90% anzeigt ...
      Gruss
      Rolf


      Moin,
      es ist moeglich, dass die ZF-Verstaerker "breit" werden, wenn man sie in die Begrenzung treibt. Viele Abgleichanweisungen schreiben daher einen HF-Pegel vor, bei dem der ZF-Verstaerker noch nicht in der Begenzung ist. Ich habe es mir daher angewoehnt, bei einem Feldstaerkeausschlag von hoechstens 1/3 des Maximalwertes abzugleichen.

      73
      Peter
      hf500 postete
      KOR postete
      Bisher habe ich die Empfänger nach Feldstärkeanzeige und Mitteninstrument immer auf die Frequenz des (Mess-)Senders eingestellt . Die Ausgangspannung des Senders dabei so gewählt, dass das Feldstärkeinstrument ca. 90% anzeigt ...
      Gruss
      Rolf


      Moin,
      es ist moeglich, dass die ZF-Verstaerker "breit" werden, wenn man sie in die Begrenzung treibt. Viele Abgleichanweisungen schreiben daher einen HF-Pegel vor, bei dem der ZF-Verstaerker noch nicht in der Begenzung ist. Ich habe es mir daher angewoehnt, bei einem Feldstaerkeausschlag von hoechstens 1/3 des Maximalwertes abzugleichen.

      73
      Peter
      Hallo Peter,

      was genau meinst du mit "breit"?

      Noch eine andere Frage: Wie genau erbeiten eigentlich Synthesizer-Tuner? Ich konnte jetzt einen sehr guten Frequenzzaehler von Toellner bekommen. Demnach scheinen die meisten Synthesizer um bis zu 20 KHz "falsch" zu liegen. Also bei Abstimmung auf 99,00 MHz ist die Empfangsfrequenz 99,02 oder 98,98. Außerdem scheint das Klirrminimum nicht immer in der Mitte zu liegen. Ist das normal?

      Gruss

      Rolf
      Hallo!
      Ein schöner Bericht und interessante Diskussion!
      Solch einen NAD habe ich auch gerade von einem Freund. Bei dem habe ich eine Endstufe und das Netzteil repariert (Sah nicht ganz so schlimm aus, wie hier auf den Fotos). NF läuft super, nur hat er keinen Empfang.
      UKW rauscht. Das Rauschen ändert sich etwas bei Sendersuche, aber kein Nutzsignal, Signalstärkeanzeige steht ungefähr immer auf Mitte, die Mittenanzeige etwas daneben. Bei AM hört man so gut wie nichts.
      Kann ich da auch ohne Messsender was "messen"? Oszi, NF-Generator und Multimeter habe ich zwar, aber in die Feinheiten eines Abgleichs bin ich nie eingetaucht. Ansonsten muss ich warten, bis jemand einen NAD anbietet, bei dem ich den Tuner ausbauen könnte. Haben der 200 und 300 gleiche Tuner, die man direkt austauschen könnte?
      Gruß
      Chris
      Hallo Chris,

      Eine Antenne hast Du angeschlossen?
      Die Antennenleitung innen an der Antennenbuchse ist im Gerät nicht etwa gebrochen oder abgerissen?

      Der NAD Model 200 hat keinen Tuner, ist ein reiner Vollverstärker. Den Tuner vom NAD Model 300 gibt es NUR in diesem Modell.

      Messen kannst Du nur, wenn Du auch einen Messsender hast. Ohne Erfahrung kann ich Dir aber nicht zuraten, den NAD 300 als erstes Übungsobjekt zu benutzen - Viel, viel zu schade!

      Eine Reparatur hätte er verdient!

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard