Es ist ja doch ganz interessant, was der eine oder andere so treibt. Ich lese jedenfalls immer mit Genuss die Posts von anderen Forenmitgliedern, z. B. Reinhard oder Achim, wenn sie ihre Arbeit an einem Radio beschreiben. In der Hoffnung, dass es nicht nur mir so geht, hier einige Splitter von meinem gegenwärtigen Patienten, gerettet vom Recyclinghof. Es ist ein REMA Andante 744.
Hier ein Beispielbild, von meinem habe ich im zusammengebauten Zustand noch kein Foto angefertigt.
Das Brot-und-Butter-Radio von RFT gab es Anfang der 1980er mit zwei kleinen Boxen für reichlich 1000 Ostmark zu kaufen. In dieser Version sind die Endstufen mit Si-Transistoren bestückt. Das ist das zwar noch nicht HIFI, aber immerhin schon hörenswert. Die Vorgänger 730/830 hatten noch Germaniumtransistoren in den Endstufen und klingen meiner Meinung nach zu dumpf.
Es gibt offenbar verschiedene Versionen dieser 744-er Geräte. Verschiedene Quellen geben den UKW-Bereich mit 87 - 104 MHz an. Mein Exemplar reicht nur bis 100 MHz. Es scheint also eine frühe Version zu sein. Bauteilestempel deuten auf das Herstellungsjahr 1982.
Eine erste Bestandsaufnahme zeigte typische Alterserscheinungen: Drehko für KML bewegt sich kein Stück mehr, Potis und Schalter kratzen, der Effekt war aber nicht zu schlimm.
Kritischer und auch keine typische Alterserscheinung: UKW ist zwar im Bereich ab 92 - 100 MHz da, darunter setzt der Empfang erst sporadisch aus, bei den niedrigsten Frequenzen des Bandes tut sich gar nichts mehr. Außerdem ist die Skale verschoben.
Ein Blick ins Innere
Netzteil, Verstärkersektion
Schön, im Gerät sind durchgehend Alu-Frolytkondensatoren verbaut. Da sollte es ohne Tauschorgie abgehen können. Links sieht man den Becherelko für die Endstufe. Sie ist zwar quasikomplementär aufgebaut, aber nur für eine einfache Betriebsspannung ausgelegt. Die Ausgangselkos ersparen eine Lautsprecherschutzschaltung. In der Mitte sieht man die Verstärkerplatine und die beiden Kühlkörper für linken und rechten Kanal. Ja, die winzig erscheinenden Transistoren im TO126-Gehäuse bilden die Endstufe. Unter der Platine sitzt noch einer pro Kanal. So werden 2 x 6 Watt an 6 Ohm erreicht. Bei den 92xx-Sabas ist das Treiberniveau.
ZF-Platine, UKW-Tuner, AM-Drehko
Auf der rechten Seite des Radios befindet sich auf einer Platine der AM- und FM-ZF-Verstärker. Der Alu-Kasten links im Bild enthält die Demodulatorgruppe. Ratiodetektor und AM-Demodulator befinden sich auf einer kleinen Extraplatine drin. Nur einzelne Anschlüsse sind mit der ZF-Platte verbunden.
Hinten links sitzt der Stereodecoder, aufgebaut rund um einen A290, funktions- und pingleich mit einem MC1310. Es ist der einzige IC in diesem Radio.
AM und UKW lassen sich getrennt einstellen, ganz klassisch mit großer Skale und ganz ohne Speicherplätze. Vorn rechts sieht man das Seilrad des AM-Drehkos, dahinter, senkrecht angeordnet, den FM-Tuner.
Ein schönes Detail, das man bei vielen RFT-Radios findet, ist der einfache Ausbau der Schaltschieber - ganz ohne Löten oder Biegen von Blechnasen:
Schaltschieber
Man kann für alle Schaltschieber gemeinsam die Arretierung lösen und dieselben dann nach vorn herausziehen: Blechlasche gegen die Tasterfeder nach vorn drücken, dann nach links über die Blechnase heben. Anschließend die Blechnase nach rechts schieben - und schon kommen einem die Teile entgegengeflogen.
Das ist der mit den meisten Kontakten im ausgebauten Zustand - die UKW-Taste. So kann man sowohl die Kontaktelemente als auch die Kontaktstifte in den Schaltgehäusen auf der Platine gut säubern. Nachdem das geschehen war und auch die vier Potis des Vorverstärkers gereinigt, gespült und wieder mit Tunerspray mit einem leichten Schmierfilm versehen wurden, waren zumindest die Kratzgeräusche weg und alle Bänder hatten erst mal grundlegend Funktion. Aber der UKW-Bereich streikte immer noch am unteren Bandende.
UKW-Tuner
Der Tuner offenbarte Ungereimtheiten. Laut Schaltplan sollten da ein Dreifach-Drehko und Si-Transistoren verbaut sein. Hier hat der Drehko vier Einheiten und die Transistoren wurden aus einem Material gemacht, das erstmals in Freiberg, im Erzgebirge extrahiert wurde.
Transistoren: links: HF-Vorstufe: GF145, Mitte: Mischer: GT322b (schwarzes Gehäuse), rechts oben, Oszillator: GT313B
Nach vielem Suchen in Andanteschaltplänen aller möglicher Versionen habe ich auch einen Tuner mit 4-fach-Drehko gefunden. Er wurde in einigen Vorgängermodellen verwendet. Wieso er hier verbaut ist, weiß der Geier.
Der russische GT313B ist als Oszillatortransistor fehl am Platze. Er hat zwar eine hohe Grenzfrequenz, aber eine niedrige Verstärkung. Gedacht ist er für HF-Vorstufen.
Im Schaltplan steht an seinem Platz ein GT322B4. OK, das probier ich später, den Tuner auseinander nehmen macht keinen Spaß.
Ich hatte noch einen Andante-Tuner mit Si-Transistoren herumliegen. Eingebaut, angeschaltet - nix zu hören. Das hatte ich mir einfacher gedacht. Richtig: die ersten beiden ZF-Kreise befinden sich im Tuner. Nachdem diese auf die ZF des Radios eingestellt waren, kam ein Ton. Trotzdem war der Empfang eher mager. Beim Abgleich der HF-Kreise trat ein weiterer Fehler zutage. Der Eingangskreis lässt sich nicht abstimmen. Er zeigte kein Maximum.
Eingangskreis
Die Antenne wird induktiv auf den Eingangskreis gekoppelt. Verantwortlich dafür ist die Wicklung mit dem dünnen Draht, die in der Mitte eine Anzapfung hat. Der obere Teil war durch Überspannung weggebrannt.
Nach dem Auslöten der Spule und Ersatz der oberen Hälfte der Ankoppelwindung mit Draht gleicher Stärke funktionierte der Abgleich. Der Kreis zeigte wieder ein ausgeprägtes Maximum. Die durch den Funken teilweise abgetragene Sekundärwindung habe ich belassen. Ob das wohl ein Blitzschaden war?
Der Ordnung halber wurde dann auch das verharzte Lager des AM-Drehkos gängig gemacht. Ich habe dazu die Welle des Seilrades ausgebaut, den Sprengring entfernt und diese mit dem Lötkolben vorsichtig erwärmt. Größere Kraftaufwendungen beschädigen leicht die Kunststoffeinfassung des Lagers, dann ist der Drehko in der Regel Schrott. Bei dosierter Erwärmung geht es irgendwann ohne Gewalt, man kann die Welle aus dem Lager ziehen, reinigen, neu fetten und das Ganze wieder zusammenbauen.
AM-Drehkoachse, demontiert
Soweit der Stand. Die größten Probleme sind behoben. Was noch fehlt, ist der komplette Abgleich des Gerätes und die äußere Schönheitskur. Ich habe bisher nur Geräte mit Keramik-ZF-Filtern abgeglichen, da gab es nicht all zuviel zu tun. Hier besteht der komplette FM-Strang aus 2 HF-Kreisen, Oszillatorkreis, 2 x Tuner-ZF, 3 ZF-Bandfilter, Ratiofilter mit Primärkreis und Demodulatorkreis. Das wird spannend und bei Erfolg lasse ich es euch wissen, wie es geht.
Christian
Hier ein Beispielbild, von meinem habe ich im zusammengebauten Zustand noch kein Foto angefertigt.
Das Brot-und-Butter-Radio von RFT gab es Anfang der 1980er mit zwei kleinen Boxen für reichlich 1000 Ostmark zu kaufen. In dieser Version sind die Endstufen mit Si-Transistoren bestückt. Das ist das zwar noch nicht HIFI, aber immerhin schon hörenswert. Die Vorgänger 730/830 hatten noch Germaniumtransistoren in den Endstufen und klingen meiner Meinung nach zu dumpf.
Es gibt offenbar verschiedene Versionen dieser 744-er Geräte. Verschiedene Quellen geben den UKW-Bereich mit 87 - 104 MHz an. Mein Exemplar reicht nur bis 100 MHz. Es scheint also eine frühe Version zu sein. Bauteilestempel deuten auf das Herstellungsjahr 1982.
Eine erste Bestandsaufnahme zeigte typische Alterserscheinungen: Drehko für KML bewegt sich kein Stück mehr, Potis und Schalter kratzen, der Effekt war aber nicht zu schlimm.
Kritischer und auch keine typische Alterserscheinung: UKW ist zwar im Bereich ab 92 - 100 MHz da, darunter setzt der Empfang erst sporadisch aus, bei den niedrigsten Frequenzen des Bandes tut sich gar nichts mehr. Außerdem ist die Skale verschoben.
Ein Blick ins Innere
Netzteil, Verstärkersektion
Schön, im Gerät sind durchgehend Alu-Frolytkondensatoren verbaut. Da sollte es ohne Tauschorgie abgehen können. Links sieht man den Becherelko für die Endstufe. Sie ist zwar quasikomplementär aufgebaut, aber nur für eine einfache Betriebsspannung ausgelegt. Die Ausgangselkos ersparen eine Lautsprecherschutzschaltung. In der Mitte sieht man die Verstärkerplatine und die beiden Kühlkörper für linken und rechten Kanal. Ja, die winzig erscheinenden Transistoren im TO126-Gehäuse bilden die Endstufe. Unter der Platine sitzt noch einer pro Kanal. So werden 2 x 6 Watt an 6 Ohm erreicht. Bei den 92xx-Sabas ist das Treiberniveau.
ZF-Platine, UKW-Tuner, AM-Drehko
Auf der rechten Seite des Radios befindet sich auf einer Platine der AM- und FM-ZF-Verstärker. Der Alu-Kasten links im Bild enthält die Demodulatorgruppe. Ratiodetektor und AM-Demodulator befinden sich auf einer kleinen Extraplatine drin. Nur einzelne Anschlüsse sind mit der ZF-Platte verbunden.
Hinten links sitzt der Stereodecoder, aufgebaut rund um einen A290, funktions- und pingleich mit einem MC1310. Es ist der einzige IC in diesem Radio.
AM und UKW lassen sich getrennt einstellen, ganz klassisch mit großer Skale und ganz ohne Speicherplätze. Vorn rechts sieht man das Seilrad des AM-Drehkos, dahinter, senkrecht angeordnet, den FM-Tuner.
Ein schönes Detail, das man bei vielen RFT-Radios findet, ist der einfache Ausbau der Schaltschieber - ganz ohne Löten oder Biegen von Blechnasen:
Schaltschieber
Man kann für alle Schaltschieber gemeinsam die Arretierung lösen und dieselben dann nach vorn herausziehen: Blechlasche gegen die Tasterfeder nach vorn drücken, dann nach links über die Blechnase heben. Anschließend die Blechnase nach rechts schieben - und schon kommen einem die Teile entgegengeflogen.
Das ist der mit den meisten Kontakten im ausgebauten Zustand - die UKW-Taste. So kann man sowohl die Kontaktelemente als auch die Kontaktstifte in den Schaltgehäusen auf der Platine gut säubern. Nachdem das geschehen war und auch die vier Potis des Vorverstärkers gereinigt, gespült und wieder mit Tunerspray mit einem leichten Schmierfilm versehen wurden, waren zumindest die Kratzgeräusche weg und alle Bänder hatten erst mal grundlegend Funktion. Aber der UKW-Bereich streikte immer noch am unteren Bandende.
UKW-Tuner
Der Tuner offenbarte Ungereimtheiten. Laut Schaltplan sollten da ein Dreifach-Drehko und Si-Transistoren verbaut sein. Hier hat der Drehko vier Einheiten und die Transistoren wurden aus einem Material gemacht, das erstmals in Freiberg, im Erzgebirge extrahiert wurde.
Transistoren: links: HF-Vorstufe: GF145, Mitte: Mischer: GT322b (schwarzes Gehäuse), rechts oben, Oszillator: GT313B
Nach vielem Suchen in Andanteschaltplänen aller möglicher Versionen habe ich auch einen Tuner mit 4-fach-Drehko gefunden. Er wurde in einigen Vorgängermodellen verwendet. Wieso er hier verbaut ist, weiß der Geier.
Der russische GT313B ist als Oszillatortransistor fehl am Platze. Er hat zwar eine hohe Grenzfrequenz, aber eine niedrige Verstärkung. Gedacht ist er für HF-Vorstufen.
Im Schaltplan steht an seinem Platz ein GT322B4. OK, das probier ich später, den Tuner auseinander nehmen macht keinen Spaß.
Ich hatte noch einen Andante-Tuner mit Si-Transistoren herumliegen. Eingebaut, angeschaltet - nix zu hören. Das hatte ich mir einfacher gedacht. Richtig: die ersten beiden ZF-Kreise befinden sich im Tuner. Nachdem diese auf die ZF des Radios eingestellt waren, kam ein Ton. Trotzdem war der Empfang eher mager. Beim Abgleich der HF-Kreise trat ein weiterer Fehler zutage. Der Eingangskreis lässt sich nicht abstimmen. Er zeigte kein Maximum.
Eingangskreis
Die Antenne wird induktiv auf den Eingangskreis gekoppelt. Verantwortlich dafür ist die Wicklung mit dem dünnen Draht, die in der Mitte eine Anzapfung hat. Der obere Teil war durch Überspannung weggebrannt.
Nach dem Auslöten der Spule und Ersatz der oberen Hälfte der Ankoppelwindung mit Draht gleicher Stärke funktionierte der Abgleich. Der Kreis zeigte wieder ein ausgeprägtes Maximum. Die durch den Funken teilweise abgetragene Sekundärwindung habe ich belassen. Ob das wohl ein Blitzschaden war?
Der Ordnung halber wurde dann auch das verharzte Lager des AM-Drehkos gängig gemacht. Ich habe dazu die Welle des Seilrades ausgebaut, den Sprengring entfernt und diese mit dem Lötkolben vorsichtig erwärmt. Größere Kraftaufwendungen beschädigen leicht die Kunststoffeinfassung des Lagers, dann ist der Drehko in der Regel Schrott. Bei dosierter Erwärmung geht es irgendwann ohne Gewalt, man kann die Welle aus dem Lager ziehen, reinigen, neu fetten und das Ganze wieder zusammenbauen.
AM-Drehkoachse, demontiert
Soweit der Stand. Die größten Probleme sind behoben. Was noch fehlt, ist der komplette Abgleich des Gerätes und die äußere Schönheitskur. Ich habe bisher nur Geräte mit Keramik-ZF-Filtern abgeglichen, da gab es nicht all zuviel zu tun. Hier besteht der komplette FM-Strang aus 2 HF-Kreisen, Oszillatorkreis, 2 x Tuner-ZF, 3 ZF-Bandfilter, Ratiofilter mit Primärkreis und Demodulatorkreis. Das wird spannend und bei Erfolg lasse ich es euch wissen, wie es geht.
Christian
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