Forenfreunde,
kürzlich ging es in in diesem Beitrag
Erwerb Saba 9260 mit Problemen
um die beiden Styroflexkondensatoren C2233 und C2234, die von der Gegenkopplung eines Kanals des Linearverstärkers I (bei Saba 9240, 9241, 9240S, 9250, 9260) auf den Eingang des anderen Kanals jeweils koppeln. Saba begründet diese Massnahme damit, dass dadurch die Übrechdämpfung bei hohen Frequenzen (10 kHz) verbessert wird.
saba-forum.dl2jas.com/index.ph…chment/5621-IMG-0445-JPG/
In der Vergangenheit war gelegentlich der Nutzen dieser "Kreuz-Gegenkopplung" zur Verbesserung der Übersprechdämpfung bezweifelt worden und sogar vermutet worden, dass dadurch die Stabilität der Endstufen negativ beeinflusst werden könnte (Schwingneigung).
Im oben verlinkten Beitrag war auch berichtet worden, dass die beiden Kondensatoren zu einer hörbaren Verbesserung der Basswiedergabe beitragen sollen (Mia); dieser Eindruck wurde aber nicht unisono geteilt (Michael). Der simulierte Frequenzgangs (in LTSpice) mit und ohne die beiden Kondensatoren hatte im Bassbereich keinerlei Änderung gezeigt und selbst im Hochtonbereich war der Einfluss nur gering und nur beim Übersprechen erkennbar. Aufgrund der kleinen Kapazität der Kondensatoren von nur 10pF sollte man keinen Einfluss im Bassbereich erwarten.
Erwerb Saba 9260 mit Problemen
Ist also der Einfluss auf den Frequenzgang (Bass) Mythos oder Realität?
Wird die Übersprechdämpfung bei hohen Frequenzen durch die beiden Styroflexkondensatoren tatsächlich verbessert? Falls ja, wie viel?
Soll man die Kondensatoren entfernen oder besser belassen?
Nach all den verschiedenen Meinungen, Mutmassungen und Simulationen war es nun Zeit für Messungen an meinem SABA 9241.
WAS wurde gemessen?
Frequenzgang und Übersprechdämpfung - und zwar frequenzabhängig von 20 Hz bis 20 kHz, in der SABA Original-Bestückung (mit eingebauten C2233/C2234) und nachdem diese entfernt wurden (die Anschlüsse der entfernten Kondensatoren dürfen anschliessend natürlich NICHT gebrückt werden!).
WIE wurde gemessen?
Frequenzgenerator, pegelkonstanter Sweep 20 Hz-20 kHz Sinus an Eingang AUX, jeweils nur an den rechtne Kanal (R) oder den linken Kanal (L), den jeweils anderen Kanal am Eingang kurzgeschlossen.
- Das ist zwar nicht DIN-Norm-gerecht, eigentlich sollte der "andere" Kanal mit 47 kOhm // 250pF abgeschlossen werden, aber auch so gibt es aussagefähige Ergebnisse -
Messung Frequenzgang und Pegel am rechten und linken Verstärkerausgang (Lautsprecherausgang) bei Balance und Klangregler in Mittelstellung, Loudness "aus", Präsenz "aus", Stereo.
Ergebnisse:
1. Original-Bestückung MIT eingebauten C2233/C2234:
Der Amplitudenfrequenzgang des jeweils angesteuerten Kanals ist von 20Hz bis 20 Hz auf der "0 dB" Linie mit einer Abweichung von höchstens -0,7dB an den Enden des Frequenzbandes.
Die gemessene Übersprechdämpfung zum jeweils nicht angesteuerten Kanals ist gezeigt für Übersprechen von links nach rechts (grüne Kurve) und für Übersprechen von rechts nach links (rote Kurve).
Bei 1 kHz ist die gemessene Übersprechdämpfung 73dB, bzw. 71 dB, also WEIT besser als die SABA-Angabe im Manual von 60 dB.
Bei 10 kHz betrug sie für beide Kanäle übereinstimmend 54 dB und bei 20 kHz immer noch sehr gute 48 dB. Auch das ist viel besser als die von SABA genannten wenigstens 46dB bei 10 kHz.
2. Bei entfernten C2233/C2234:
Bei meinem 9241 trat, nachdem die beiden Styroflexkondensatoren entfernt worden waren, ein ausgeprägtes Minimum (Resonanz) bei ca. 270 Hz auf, bei dem das Übersprechen von links nach rechts mit bis 98 dB gedämpft war. Bei der Messung der Übersprechdämpfung für rechts nach links, trat dieses Phänomän nicht auf und die Übersprechdämpfung verlief ähnlich wie mit bestückten Kondensatoren.
Es gibt keinen Einfluss auf den Frequenzgang des angesteuerten Kanals, egal ob C2233/C2234 bestückt sind oder nicht. Auch und besonders nicht im Bassbereich, aber auch nicht bei höheren Frequenzen.
Die gemessene Übersprechdämpfung zum jeweils nicht angesteuerten Kanals ist gezeigt für Übersprechen von links nach rechts (blaue Kurve) und für Übersprechen von rechts nach links (magenta Kurve).
Bei 1 kHz ist die gemessene Übersprechdämpfung 73dB, bzw. 72 dB, also innerhalb 1dB identisch zur Messung mit bestückten Kondensatoren. Ein Unterschied von 1dB bei einem Pegel von -70dB ist unhörbar.
Bei 10 kHz betrug sie 53 dB und 52dB, bei 20 kHz 48 dB und 46 dB. Die Verschlechterung durch Entfernen der Kondensatoren von 1 dB bzw. 2 dB bei 10kHz sowie von ebenfalls nur bis 2 dB bei 20 kHz, ist also messbar aber so gering, dass sie eher "kosmetischen" Charakter hat, als dass sie den Höreindruck verändern könnte. Denn auch bei 10 kHz oder 20 kHz sind 2dB Unterschied im Übersprechen, also -46dB von -48dB nicht hörbar unterscheidbar.
Der SABA 92xx hätte also auch ohne die beiden Styroflexkondensatoren 46dB Übersprechdämpfung bei 20 kHz erreicht. Dieser Wert wurde auch von der Konkurrenz angegeben (Grundig R 3000, V 5000). Offenbar wurde (warum? Testzeitschriften?) um jedes dB "gekämpft", deshalb wohl die Massnahme der "Kreuz-Gegenkopplung" mit den Styroflexkondensatoren, die gerade nur 1 dB bis maximal 2 dB an Verbesserung bringt.
Aufgrund des sehr geringen Einflusses der beiden Styroflexkondensatoren, bezweifele ich, dass sie in irgendeiner Weise eine Schwingneigung der Endstufe begründen oder auch nur beeinflussen können. Dafür reicht das Ausmass der "Kreuz-Gegenkopplung" über diese Kondensatoren m.E. schon nicht aus, wenn diese denn überhaupt einen negativen Effekt auf die Stabilität hätte.
Folgerung:
Man sollte die Kondensatoren C2233 und C2234, wie von Saba vorgesehen, belassen.
Mit ihnen ergibt sich ein zwar nur sehr geringer, aber noch messbarer Vorteil bei der Übersprechdämpfung beider Kanäle oberhalb von ca. 2 kHz.
Wurden die beiden Kondensatoren entfernt, entsteht daraus aber auch kein hörbarer Nachteil. Insbesondere gibt es keine Frequenzgangveränderungen im angesteuerten Kanal. Im nicht angesteuerten Kanal sind bei hohen Frequenzen die Unterschiede von höchstens 2dB bei 46dB ebenfalls ausserhalb des Hörbaren.
Ein Einfluss auf die Endstufenstabilität durch die beiden Kondensatoren ist aufgrund ihres sehr geringen Einflusses sehr unwahrscheinlich.
Gruß
Reinhard
kürzlich ging es in in diesem Beitrag
Erwerb Saba 9260 mit Problemen
um die beiden Styroflexkondensatoren C2233 und C2234, die von der Gegenkopplung eines Kanals des Linearverstärkers I (bei Saba 9240, 9241, 9240S, 9250, 9260) auf den Eingang des anderen Kanals jeweils koppeln. Saba begründet diese Massnahme damit, dass dadurch die Übrechdämpfung bei hohen Frequenzen (10 kHz) verbessert wird.
saba-forum.dl2jas.com/index.ph…chment/5621-IMG-0445-JPG/
In der Vergangenheit war gelegentlich der Nutzen dieser "Kreuz-Gegenkopplung" zur Verbesserung der Übersprechdämpfung bezweifelt worden und sogar vermutet worden, dass dadurch die Stabilität der Endstufen negativ beeinflusst werden könnte (Schwingneigung).
Im oben verlinkten Beitrag war auch berichtet worden, dass die beiden Kondensatoren zu einer hörbaren Verbesserung der Basswiedergabe beitragen sollen (Mia); dieser Eindruck wurde aber nicht unisono geteilt (Michael). Der simulierte Frequenzgangs (in LTSpice) mit und ohne die beiden Kondensatoren hatte im Bassbereich keinerlei Änderung gezeigt und selbst im Hochtonbereich war der Einfluss nur gering und nur beim Übersprechen erkennbar. Aufgrund der kleinen Kapazität der Kondensatoren von nur 10pF sollte man keinen Einfluss im Bassbereich erwarten.
Erwerb Saba 9260 mit Problemen
Ist also der Einfluss auf den Frequenzgang (Bass) Mythos oder Realität?
Wird die Übersprechdämpfung bei hohen Frequenzen durch die beiden Styroflexkondensatoren tatsächlich verbessert? Falls ja, wie viel?
Soll man die Kondensatoren entfernen oder besser belassen?
Nach all den verschiedenen Meinungen, Mutmassungen und Simulationen war es nun Zeit für Messungen an meinem SABA 9241.
WAS wurde gemessen?
Frequenzgang und Übersprechdämpfung - und zwar frequenzabhängig von 20 Hz bis 20 kHz, in der SABA Original-Bestückung (mit eingebauten C2233/C2234) und nachdem diese entfernt wurden (die Anschlüsse der entfernten Kondensatoren dürfen anschliessend natürlich NICHT gebrückt werden!).
WIE wurde gemessen?
Frequenzgenerator, pegelkonstanter Sweep 20 Hz-20 kHz Sinus an Eingang AUX, jeweils nur an den rechtne Kanal (R) oder den linken Kanal (L), den jeweils anderen Kanal am Eingang kurzgeschlossen.
- Das ist zwar nicht DIN-Norm-gerecht, eigentlich sollte der "andere" Kanal mit 47 kOhm // 250pF abgeschlossen werden, aber auch so gibt es aussagefähige Ergebnisse -
Messung Frequenzgang und Pegel am rechten und linken Verstärkerausgang (Lautsprecherausgang) bei Balance und Klangregler in Mittelstellung, Loudness "aus", Präsenz "aus", Stereo.
Ergebnisse:
1. Original-Bestückung MIT eingebauten C2233/C2234:
Der Amplitudenfrequenzgang des jeweils angesteuerten Kanals ist von 20Hz bis 20 Hz auf der "0 dB" Linie mit einer Abweichung von höchstens -0,7dB an den Enden des Frequenzbandes.
Die gemessene Übersprechdämpfung zum jeweils nicht angesteuerten Kanals ist gezeigt für Übersprechen von links nach rechts (grüne Kurve) und für Übersprechen von rechts nach links (rote Kurve).
Bei 1 kHz ist die gemessene Übersprechdämpfung 73dB, bzw. 71 dB, also WEIT besser als die SABA-Angabe im Manual von 60 dB.
Bei 10 kHz betrug sie für beide Kanäle übereinstimmend 54 dB und bei 20 kHz immer noch sehr gute 48 dB. Auch das ist viel besser als die von SABA genannten wenigstens 46dB bei 10 kHz.
2. Bei entfernten C2233/C2234:
Bei meinem 9241 trat, nachdem die beiden Styroflexkondensatoren entfernt worden waren, ein ausgeprägtes Minimum (Resonanz) bei ca. 270 Hz auf, bei dem das Übersprechen von links nach rechts mit bis 98 dB gedämpft war. Bei der Messung der Übersprechdämpfung für rechts nach links, trat dieses Phänomän nicht auf und die Übersprechdämpfung verlief ähnlich wie mit bestückten Kondensatoren.
Es gibt keinen Einfluss auf den Frequenzgang des angesteuerten Kanals, egal ob C2233/C2234 bestückt sind oder nicht. Auch und besonders nicht im Bassbereich, aber auch nicht bei höheren Frequenzen.
Die gemessene Übersprechdämpfung zum jeweils nicht angesteuerten Kanals ist gezeigt für Übersprechen von links nach rechts (blaue Kurve) und für Übersprechen von rechts nach links (magenta Kurve).
Bei 1 kHz ist die gemessene Übersprechdämpfung 73dB, bzw. 72 dB, also innerhalb 1dB identisch zur Messung mit bestückten Kondensatoren. Ein Unterschied von 1dB bei einem Pegel von -70dB ist unhörbar.
Bei 10 kHz betrug sie 53 dB und 52dB, bei 20 kHz 48 dB und 46 dB. Die Verschlechterung durch Entfernen der Kondensatoren von 1 dB bzw. 2 dB bei 10kHz sowie von ebenfalls nur bis 2 dB bei 20 kHz, ist also messbar aber so gering, dass sie eher "kosmetischen" Charakter hat, als dass sie den Höreindruck verändern könnte. Denn auch bei 10 kHz oder 20 kHz sind 2dB Unterschied im Übersprechen, also -46dB von -48dB nicht hörbar unterscheidbar.
Der SABA 92xx hätte also auch ohne die beiden Styroflexkondensatoren 46dB Übersprechdämpfung bei 20 kHz erreicht. Dieser Wert wurde auch von der Konkurrenz angegeben (Grundig R 3000, V 5000). Offenbar wurde (warum? Testzeitschriften?) um jedes dB "gekämpft", deshalb wohl die Massnahme der "Kreuz-Gegenkopplung" mit den Styroflexkondensatoren, die gerade nur 1 dB bis maximal 2 dB an Verbesserung bringt.
Aufgrund des sehr geringen Einflusses der beiden Styroflexkondensatoren, bezweifele ich, dass sie in irgendeiner Weise eine Schwingneigung der Endstufe begründen oder auch nur beeinflussen können. Dafür reicht das Ausmass der "Kreuz-Gegenkopplung" über diese Kondensatoren m.E. schon nicht aus, wenn diese denn überhaupt einen negativen Effekt auf die Stabilität hätte.
Folgerung:
Man sollte die Kondensatoren C2233 und C2234, wie von Saba vorgesehen, belassen.
Mit ihnen ergibt sich ein zwar nur sehr geringer, aber noch messbarer Vorteil bei der Übersprechdämpfung beider Kanäle oberhalb von ca. 2 kHz.
Wurden die beiden Kondensatoren entfernt, entsteht daraus aber auch kein hörbarer Nachteil. Insbesondere gibt es keine Frequenzgangveränderungen im angesteuerten Kanal. Im nicht angesteuerten Kanal sind bei hohen Frequenzen die Unterschiede von höchstens 2dB bei 46dB ebenfalls ausserhalb des Hörbaren.
Ein Einfluss auf die Endstufenstabilität durch die beiden Kondensatoren ist aufgrund ihres sehr geringen Einflusses sehr unwahrscheinlich.
Gruß
Reinhard
Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()