MD292 und 9260 ZF-Modul

      MD292 und 9260 ZF-Modul

      Forenfreunde,

      bei gerade vorgenommenen Einstellungen am ZF-Modul des SABA Tuners MD292 (identisch auch im SABA 9260) sind mir im SABA-Schaltplan Druckfehler aufgefallen, von denen zwei nach meiner Erinnerung hier im Forum noch nicht genannt wurden:

      1) Die Widerstände R314 und R317 sind im Schaltplan vertauscht!
      Beide haben den Wert von 330 Ohm, deshalb fällt das nicht sofort auf. Aber wenn man Spannungen misst und mit dem Plan vergleicht oder die Leiterbahnen auf der Platine mit dem Schaltplan vergleicht, merkt man es.
      Im SABA-Layout-Plan der Platine sind R314 und R317 richtig eingezeichnet.

      2) Die Spannung an PIN 5 des IC CA3053S ist falsch angegeben. Sie beträgt nicht 1,4 V sondern 8,7 V.

      3) Bereits früher wurde hier im Forum der im Schaltplan fehlende Koppelkondensator C322 beim Bandfilter des Demodulator-IC genannt. Er hat 3,9 pF.



      Die gemessenen Spannungen bei genau auf Sender abgestimmtem Tuner bei korrekt abgeglichenem ZF-Modul und die genannten Schaltplankorrekturen:



      Ist das ZF-Modul nicht richtig abgeglichen oder der Sender nicht genau eingestellt, gibt es an den PINs 6, 7 und 12 des IC 3189 grössere Abweichungen zu den gezeigten Spannungen.


      Um bei einer evtl. Fehlersuche festzustellen, ob die beiden Transistorstufen für die ZF-Verstärkung, IC CA3053S und die Keramik-ZF-Filter einwandfrei arbeiten, die ZF also mit korrektem Pegel an PIN 1 des CA 3189E anliegt, ist dieser Sollwert (gemessen) zum Vergleich hilfreich:

      Mess-Sender auf 100 MHz mit Pegel von 47 dBµV (53 dBµV EMF) an Antenneneingang des MD292.
      Exakt den Sender einstellen (AFC aus).
      Oszilloskop (mind. 20 MHz Bandbreite) an PIN 1 von CA3189E: Gemessen wird die 10,7 MHz ZF mit ca. 14 mV(eff), entsprechend Amplitude von 20 mV(s) am Oszilloskop.

      Wird der HF-Pegel am Antenneneingang auf 60 dBµV = 1 mVeff (66 dBµV EMF) erhöht, steigt der ZF-Pegel an PIN 1 des CA3189E auf 59 mV(eff), also proportional zur Eingangs-HF-Spannung.


      ZF-Messung bei HF-Eingangspegel von 47 dBµV (53 dBµV EMF). Es wird auf dem Bildschirm die ZF-Frequenz von 10,67 MHz bei dem vorliegenden Modul angezeigt. Der SABA-Aufkleber auf diesem Modul sagt: 10,66 MHz




      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Reinhard, Danke für die Ergänzung!

      Ich nehme an, das Gerät ist noch offen.
      Miss mal die ZF-Pegel direkt an den einzelnen Filtern.
      So Angaben sind hilfreich, wenn da mal was faul ist.
      Vor Jahren hatte ich mal eine Schweinerei bei den Filtern.
      War zwar ein anderes Gerät, da hätte ich Pegelangaben gut brauchen können.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Andreas,

      Angaben zu "typischen" ZF-Pegeln an verschiedenen Stellen wünscht man sich gelegentlich um die ZF-Sektion zu überprüfen - nicht nur bei SABA. Aber die Schaltpläne geben dazu meist nichts her. Deshalb habe ich das hier ergänzt.

      Deinen Wunsch kann ich deshalb auch gut verstehen. Leider sind die Filter KF313 und KF314 durch das darüber gelötete Schirmblech auf der Lötseite unzugänglich und auf der Bestückungsseite kommt man an die Anschlüsse nicht dran. Deshalb kann ich dort "auf die Schnelle" nicht einfach mal messen. Da muss erst das Schirmblech abgelötet werden. Ich hole das später nach und ergänze die Angaben hier noch.

      Gruß
      Reinhard
      Reinhard, Du liegst richtig!

      Die Angaben sind auch hilfreich bei ganz anderen Radios.
      Filter wie SFJ oder SFE waren damals gängig.
      Da ist es in der Tat hilfreich, wenn man die Durchgangsdämpfung halbwegs kennt.

      An den damaligen Fehler kann ich mich nicht mehr genau erinnern.
      Empfang war da, war aber bei schwächeren Sendern dürftig.
      Schuld war ein deutlicher Pegelverlust in der Filtergegend.
      Ist aber selten, daß solche Filter schadhaft werden.
      Eine Resonanzverschiebung durch Alterung ist durchaus möglich.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com

      dl2jas schrieb:


      Schuld war ein deutlicher Pegelverlust in der Filtergegend.
      Ist aber selten, daß solche Filter schadhaft werden.



      Hallo Andreas,
      ja, das ist unsere Erfahrung mit Keramikfiltern.

      Inzwischen habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass Keramikfilter in RFT Empfängern und allgemein in den RGW-Ländern nicht als ähnlich zuverlässig gelten/galten. Jedenfalls scheint es dort z.T. Praxis, ganz häufig "erstmal" den Keramikfilter zu ersetzen"...was bei Westfabrikaten ja so gut wie nie nötig ist.

      Vielleicht gibt es dazu Erfahrung aus Erster Hand? Ich weiss davon nur vom "Hörensagen".

      Gruß
      Reinhard
      Das mit den anfälligen Hermsdorf-RFT-Filtern ist korrekt. Ich habe selbst schon einige Exemplare tauschen müssen. Bei mir waren das Geräte wie z.B. Tonica RX 81, Heli RK88 IC, HMK T100...

      Symptom war stets stark erhöhte Dämpfung. Es gibt deshalb einen einfachen Test:
      Wenn ein Empfänger schlechte Empfangswerte aufweist, erkennbar an geringem Feldstärkeausschlag, kann man den Keramikfilter mit einem Kondensator von ein paar nF brücken. Verbessert sich die Feldstärke dabei deutlich, ist das gebrückte Filterelement defekt.

      Zahlen zur Dämpfung sind natürlich zuverlässiger. Übliche Werte schwanken zwischen ca. 3 dB bis 12-15 dB, je nach Anzahl der Einzelelemente und Bandbreite.

      Viele Grüße,
      Christian
      **************************************************
      2 + 2 = 5 (für extrem große Werte von 2)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „chriss_69“ ()

      Forenfreunde,

      hier noch die gewünschte Ergänzung mit den gemessenen ZF-Pegeln, Einfügedämpfungen der Keramikfilter und Verstärkungen der Verstärkerstufen im ZF-Modul des MD292 Tuners (identisch im Receiver 9260).

      Messbedingungen:
      1 mV HF an Antenneneingang bei 100 MHz

      Messwerte:
      ZF-Pegel sind als Effektivspannungen (mVeff) angegeben
      Verstärkungen und Einfügedämpfungen sind in dB mit einer Varianz von +/- 1 dB angegeben.

      PIN 2 ZF-Modul (ZF-Eingang des Moduls): 35 mVeff ZF
      Der doppelstufige Transistorverstärker BF240/BF450 hat eine Verstärkung von ca. V=10 dB
      Am Eingang des 1. ZF Filters KF313 ist die ZF-Spannung 110 mVeff. Die (Einfüge)Dämpfung des 1. ZF Filters ist ca. 7 dB.
      Am Eingang des 2. ZF-Filters KF314 ist die ZF Spannung 50 mVeff. Die Dämpfung des 2. ZF-Filters ist ca. 6 dB.
      Am Eingang des integrierten ZF-Verstärkers CA3053S (PIN 1 CA3053S) liegen 24 mVeff ZF. Am Ausgang von CA3053S (PIN 6) liegen 115 mVeff ZF. Die Verstärkung ist ca. V=14 dB.
      Das 3. ZF-Filter KF317 hat eine Dämpfung von 6 dB. Am Ausgang des Filters (Eingang/PIN1 von IC 3198E) ist die ZF-Spannung 60 mVeff.

      Die Messungen sind in der Abbildung zusammengefasst (DC-Werte in rot):




      Es gibt am ZF-Modul den aussen unbeschalteten Ausgang PIN 6. Der ist nützlich, da an ihm direkt die ZF-Bandbreite am Eingang des CA3189 gemessen werden und auch die Symmetie des ZF-Durchlasses beurteilt werden kann.
      Es ist z.B. möglich, die HF direkt am Antenneneingang mit +/- 500 kHz zu wobbeln. An Pin 6 des ZF-Moduls kann direkt die ZF-Durchlasskurve abgenommen werden (C-gekoppelter Oszi-Eingang). Die HF-Amplitude am Antenneneingang muss dazu hinreichend klein sein, damit nicht in die Begrenzung gefahren wird.

      Ich habe damit dieses Ergebnis am MD292 Tuner:
      140 kHz Bandbreite (stimmt mit SABA-Angabe überein)






      Damit liegen jetzt mehr Messwerte vor, um ein ZF-Modul dieses Typs im (seltenen) Fehlerfall schnell und umfassend analysieren zu können oder z.B. um festzustellen, ob das Mischteil überhaupt den Soll-ZF-Pegel bei 1 mV HF-Antennenspannung liefert.


      Besten Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      die Probleme mit den Keramikfiltern in DDR-Empfängern kann ich aus erster Hand bestätigen. 1990 gab es hier beim Havaria den DDR-Receiver RTF SR 3930 für 99DM (EVP: 1320 Ostmark). Ich habe damals einen davon gekauft, und nach einem Blick in den Schaltplan dann noch ganz viele für meinen Bekanntenkreis und die Familie.

      Ausschlaggebend für diesen Kaufrausch war das UKW- Mischteil, 4-fach abgestimmt (gelb), zwei DUAL-Gate-Mosfets (rot) und Verstärkungsregelung (grün):



      Besser konnten Sie es im Westen auch nicht. Das Gerät war Fernempfangsmäßig so nah am SABA-Receiver wie sonst nur ganz wenige, nur die Trennschärfe war etwas geringer. Auch am Kabelnetz lief der Receiver wegen der Verstärkungsregelung einwandfrei.

      Der Fluch der guten Tat: In den Folgejahren durfte ich bei fast allen die Keramikfilter in der FM-ZF wechseln und bei dem ein oder anderen auch diverse Keramikkondensatoren im Empfangsteil. Bei allen war das gleiche Problem zu beobachten, der Kontakt zum Anschlussdraht war intern unterbrochen.

      Irgendwann starben die polnischen Potis zur Festsendereinstellung und dann war eine Reparatur nicht mehr sinnvoll.

      Gruß

      Rolf

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „KOR“ ()

      Hallo Rolf,

      ja, das ist "Pech". Vermeintliche Kleinigkeiten in Fertigungstechnik und Materialbeschaffenheit entscheiden oft über die Haltbarkeit. Unterbrochener Kontakt zum Anschlussdraht im Piezofilter deutet auf Schwingungsbruch.

      Im Westen konnten und können uns immer noch über krachende Kontaktprobleme bei Schaltern und zerfallende Widerstands-Trimmpotis ärgern, die nicht selten als Ruhestrompoti auch mal eine Endstufe himmeln. Dabei sind ja einige Fabrikate gar nicht davon betroffen - auch heute nach 50 Jahren noch nicht, aber andere zu 100% schon nach ganz kurzer Zeit. Da gehörte eigentlich keine "Raketenwissenschaft" dazu - trotzdem haben es einige der Hersteller einfach nicht hinbekommen.

      RTF SR 3930...Baujahr 1988. Klar zu dem Zeitpunkt (fast 10 Jahre später als Saba) musste man schon etwas Besseres erwarten können, eigentlich war da ja schon PLL (digital) Standard bei Tunern. Nicht nur bei der Trennschärfe, auch bei der Empfindlichkeit kam der SR3930 (1,2 µV) trotz seines gut aussehenden Frontends/Mischteils an die Saba 9260 / MD292 / MT201 (0,55 µV) dennoch nicht ran. Woran lag's? Bandfilter ungünstiger ausgelegt? Rauschabstand ungünstiger? ZF-Teil zu mager?

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Hallo Reinhard,

      die Angaben für die Empfindlichkeit beziehen sich beim 3930 auf 30dB Rauschabstand beim Saba "nur" auf 26dB. Das macht schon ein paar zehntel µV Unterschied zugunsten des 3930 aus. Hinzu kommt, dass die Empfindlichkeit beim 3930 mit besser als 1,2µV angegeben ist und beim Saba mit genau 0,55µV. Ein gutes Exemplar des 3930 dürfte in Sachen Empfindlichkeit von einem SABA 92xx kaum zu unterscheiden sein.

      Anders sieht es bei der Trennschärfe aus, im 3930 gibt es nur einen Doppelfilter, allerdings mit einer geringeren Bandbreite als die Filter in den SABAs. Aber trotzdem haben die SABAs natürlich in diesem Punkt die Nase vorn.

      Die Kollegen im Osten bauten 1988 auch einen PLL-Tuner, den hatte ich eine Zeit lang. Diese PLL-Technik sollte auch in einem Ost-Receiver eingesetzt werden, den Prototypen habe ich mal gesehen. Aber dann fiel die Mauer um und alles wurde besser.

      Gruß

      Rolf

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „KOR“ ()

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