Telewatt VS-60 Brummen

      Telewatt VS-60 Brummen

      Guten Tag allerseits.

      Nachdem ich lange von einem Röhrenverstärker geträumt hatte, bin ich seit kurzem Besitzer eines Telewatt VS-60, den ich zusammen mit einem FM-120 Tuner gekauft habe. Dadurch hat sich für mich ein Kreis geschlossen, war doch meine allererste Stereoanlage vor über 40 Jahren auch von Saba.

      Am Anfang schien alles in Ordnung, aber nun ist mir ein leichtes Brummen aufgefallen. Das Brummen tritt beim Einschalten auf (auch wenn kein Tuner angeschlossen ist), am Anfang recht leise, aber dann pegelt es sich auf einem gut hörbaren Level ein.
      Das Gerät wurde laut Vorbesitzer vor Jahren bei Radio Knirsch in Stuttgart gewartet, aber dort bekomme ich telefonisch leider nur noch eine aufgezeichnete Nachricht, dass der Besitzer im Ruhestand ist. (Ich weiß nicht ob Herr Knirsch auch im Ruhestand noch gelegentlich repariert - falls jemand seine Kontaktdaten hat, würde ich mich über eine PM freuen.)

      Die erste Frage ist nun, ob ich anderswo einen fachkundigen Menschen finde, der das gute Stück warten kann (ideal wäre entweder die Gegend Stuttgart/Tübingen/Horb/Donaueschingen/Titisee/Waldshut)?

      Oder gibt es Dinge, die ich erstmal selbst versuchen kann?

      Ich habe leider nur einfache Grundkenntnisse was Elektronik betrifft, würde mir aber zutrauen z.B. die Röhren auszuwechseln, wenn ich passenden Ersatz finde. Ich besitze einen Lötkolben, den ich auch einmal im Jahr für einfache Sachen anwerfe, würde aber ungern anfangen, auf der Platine des VS-60 herumzulöten - dazu ist mir der Verstärker zu wertvoll.

      Nach Abnahme der Abdeckung sehe ich einen Regler mit Text "Brumm" (s. Bild links). Ich habe ihn versuchsweise ein klein wenig nach links und rechts gedreht; das scheint keinen Einfluss auf das Brummen zu haben.

      Ich könnte jetzt z.B. versuchsweise alle Röhren entfernen und schauen ob es immer noch brummt. Macht das Sinn? (Die Empfehlung kommt von GPT4, darauf will ich mich nicht verlassen..)

      Vielen Dank
      Bernhard



      PS: Das Brummen trat auf, nachdem ich temporär einen Beomaster 1700 Tuner angeschlossen hatte. Ich weiß nicht, ob das den VS-60 beschädigt haben könnte.
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      • Telewatt VS-60.jpg

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      Ja, es brummt auch ohne angeschlossenen Tuner.

      Ich habe inzwischen etwas weiter geschaut. Es gibt zwei Drehregler 'Symmetrie', die zu den Endstufen gehören. Ich habe die probeweise mal eine Viertelumdrehung nach links und rechts gedreht, das hat keinen Einfluss auf das Brummen. Es gibt zwei weitere Drehregler "Brumm", ich glaube die gehören zu den Vorstufen. Auch diese scheinen keinen Einfluss auf das Brummen zu haben.

      Bernhard

      bsc schrieb:

      Ich habe inzwischen etwas weiter geschaut. Es gibt zwei Drehregler 'Symmetrie', die zu den Endstufen gehören. Ich habe die probeweise mal eine Viertelumdrehung nach links und rechts gedreht, das hat keinen Einfluss auf das Brummen. Es gibt zwei weitere Drehregler "Brumm", ich glaube die gehören zu den Vorstufen. Auch diese scheinen keinen Einfluss auf das Brummen zu haben.


      Hallo Bernhard,
      probeweise erst mal überall herumdrehen, wo man drehen kann, das sollte man niemals tun. Es sei denn man versteht genau, was das Drehen in jedem Fall bewirkt. Nun ist es allerdings geschehen und nicht mehr ohne sachkundige Hilfe rückgängig zu machen.

      Die Potis "Symmetrie" der Endstufen dienen zur Einstellung der Spannungssymmetrie, damit die Klipp-Grenze im positiven und negativen Zweig gleich ist und die Endstufen symmetrisch aussteuerbar sind.
      Die Potis "Brumm", die Du den Vorstufen zugerechnet hast, gehören nicht zu den Vorstufen sondern zu den Heizspannungen für die Röhren.

      Du schreibst, der Brumm trat erstmalig auf, nachdem Du den Beomaster Tuner angeschlossen hattest. Wenn Du den Beomaster an die Buchse "Radio" angeschlossen hast, kann das Brummen durch diesen Tuner nicht ausgelöst worden sein. Hättest Du ihn aber an die Phono-Buchse angeschlossen und auf Phono-magn. geschaltet, kann dadurch die Vostufe des VS-60 überfordert worden sein.

      Weitere Möglichkeiten:
      Ein Röhrendefekt - die Röhrenkenner können sicher mehr dazu sagen als ich.
      Eine nicht mehr ausreichende Brummsiebung im Netzteil, z.B. aufgrund eines schlecht gewordenen Elkos. Wegen der hohen Spannungen in dem Bereich sollte nur jemand daran gehen, der sich auskennt.

      Gruß
      Reinhard

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „oldiefan“ ()

      Willkommen im Forum!

      Wie Du schreibst, sind deine elektrotechnischen Kenntnisse gering.
      Drehe nicht auf Verdacht an irgendwelchen Potis.
      Bei manchen sollte man sehr genau wissen, was man macht.
      Die Röhren werden es nicht sein, wäre ein sehr seltener Fehler.
      Ist das Brummen auf beiden Kanälen?
      Wenn ja, ändert sich was beim Betätigen von Balance und auch Lautstärke?
      Ist das mit dem anfangs leisen Brummen und dann lauter werdend immer?

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Vielen Dank für Eure hifreichen Antworten.

      Der Beomaster war definitiv an den Radio-Eingang angeschlossen.

      Die Potis habe ich am Ende wieder in die ursprüngliche Stellung gedreht. Die vorliegende Bedienungsanleitung schreibt dazu:
      Die Symmetrie-Regler sind zur Justierung des Endstufen-Brumms auf Minimum, und können bei Röhrenalterung nachjustiert werden.
      Die anderen beiden Regler werden als "Vorstufen-Entbrummer" bezeichnet.

      Da sich durch Drehen der Potis nichts verändert hat, nehme ich an, dass das Problem ein anderes ist.

      @Andreas: auf Deine Frage: das Brummen ist auf beiden Kanälen. Beim Einschalten im kalten Zustand ist es leise und wird dann lauter (reproduzierbar). Nach ca. 15 Sekunden wird (subjektiv) ein Plateau erreicht. Wenn das Gerät nach Ausschalten direkt wieder (< ca. 10s Verzögerung) eingeschaltet wird, dann ist das Brummen von Anfang an laut da. Wenn man länger (z.B. 30s) mit dem Wieder-Einschalten wartet, so fängt es leise an.

      Aufgrund des obigen Verhaltens denke ich inzwischen auch, dass es eher nichts mit der Temperatur der Röhren o.ä. zu tun hat. (NB: Es ist auch eine Gleichrichter-Röhre verbaut (EZ 81).)

      Vielleicht liegt es an defekten/gealterten (Sieb)Kondensatoren am Netzteil? Verbaut sind zwei Stück Siemens B43130-B4107-T Elyt 50+50 muF. Ich nehme an es dauert eine Weile, bis die aufgeladen sind, und bis sie sich entladen haben. Das könnte das Verhalten mit der Zeitabhängigkeit des Brummens erklären(?).

      (Am Rande: Wenn es nicht am Anschluss des Beomaster lag, dann bleibt die erstaunliche Koinzidenz, dass es kurz nach dem Kauf anfing. Es könnte natürlich sein, dass die Netzspannung beim Verkäufer leicht niedriger war als bei mir. Der Verstärker ist für 220V ausgelegt.)
      VIelen Dank Reinhard. Unter dem Vorbehalt meiner Unkenntnis: ich finde auf dem Schaltplan keine entsprechende Diode. Ich meine, dass die Gleichrichtung über eine Röhre gemacht wird.
      Den Kondensator C27 habe ich auch nicht gefunden. Vielleicht kannst Du weiterhelfen wenn ich den Schaltplan hochlade?
      In jedem Fall ganz herzlichen Dank!
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      • IMG_7629.jpg

        893,01 kB, 2.400×1.598, 23 mal angesehen
      Guten Abend,
      könnte es evtl. sein, dass die EZ81 bzw. ein System von ihr, nach kurzer Zeit (teil-)ausfällt und dann das verbliebene System den Großteil der Last übernimmt mit entsprechend mehr Welligkeit? Dazu passte dann ja auch, dass erst nach einer längeren Abkühlzeit (>30 Sek.) dass Brummen wieder das ursprüngliche Phänomen der ansteigenden Stärke zeigt.
      Evtl. probeweise mit zwei 1N4007 experimentieren, dann weiß man mehr.

      Viel Erfolg bei der Eingrenzung
      Siegbert
      Hallo,

      bitte keine Murks-Versuche mit SI-Dioden ohne entsprechende Kenntnis. Die EZ81 ist doch sogar als Neuware von JJ für einen ganz erträglichen Preis bei diversen Anbietern erhältlich.

      Das die Lautstärke des Brummens zu und abnimmt beim einschalten und ausschalten, hat durchaus indirekt was mit der Beheizung der Röhren zu tun. Kalte Röhre -> kein Ton, Röhre wird warm -> Ton wird lauter, Röhre ist auf Betriebstemperatur-> Lautstärke bleibt auf dem gleichen Niveau.

      Da du die Störung auf beiden Kanälen gleich hast, kann es sich nur um einen Fehler im Netzteil handeln bzw. sollte das Netzteil immer als erstes bei der Fehlersuche überprüft werden.

      Die Kondensatoren im Netzteil sind da immer heiße Verdächtige. Das die Röhre ausfällt halte ich für unwahrscheinlich bei diesem Fehlerbild.

      Möglich ist auch, dass es sich um ein Masseproblem handelt, gerade wenn der Fehler quasi schlagartig auftrat. Ist irgendwo ein Draht ab im Bereich Netzteil, Anschlussbuchsen, etc..?

      Leider wohnst du viel zu weit weg, sonst hätte ich mir das mal angeschaut.

      Gruß
      Niklas
      @Andreas & Reinhard: vielen Dank für die Hilfe mit dem Schaltplan.

      @Siegbart & Niklas:
      hier noch eine Beobachtung, die bei der Eingrenzung des Problems evtl. helfen könnte. Wenn ich die EZ81 Röhre entferne, und den Verstärker einschalte, fängt er mit demselben Brummton an. Aber: der wird dann nicht lauter. D.h.:
      - ohne EZ81: konstanter leiser Brummton
      - mit EZ81: anfangs leiser Brummton, der nach knapp 15s deutlicher lauter wird, und dann konstant bleibt.

      Einen losen Draht habe ich von oben nicht gesehen, aber ich habe das Chassis bislang nicht abgeschraubt. Ich habe zwar ein Messgerät und könnte Potenziale messen, aber ich habe keinen Diodenprüfmodus. Einen eventuell notwendigen Austausch von Dioden oder Kondensatoren durch mich will ich dem Verstärker nicht zumuten... ich nehme an unter dem Chassis sieht es ähnlich komplex aus wie bei dieser VS-71 Reparatur:

      Was mich auch noch nachdenklich macht: der VS-71 lässt sich laut Schaltplan von 220V auf 245V umstellen; mein VS-60 nicht. Meine Netzspannung sind gemessen 235V.

      Für mich gibt es nun folgende Optionen:
      - EZ81 austauschen - das könnte ich selbst machen, und Reichelt hat die EZ81 auf Lager - aber lohnt es sich?
      - Diode und/oder Kondensator austauschen: den 50+50 uF Kondensator gibt es neu in der Form nicht mehr... aber ich müsste dann ohnehin jemanden zu finden, der weiß was er tut und die Reparatur übernehmen kann.

      Würde mich über Empfehlungen freuen.
      gruß und frohes Fest
      Bernhard
      Lieber nicht selbst daran herumbasteln!

      Deine Kenntnisse sind zu laienhaft, wäre schade um das schöne Gerät.
      Leider scheint hier im Forum noch keiner angebissen zu haben.
      Ein paar Leute haben wir, die werden aber älter und weniger.

      Eine Idee habe ich jedoch!
      Es gibt Repair Cafes, da muss man Glück haben.
      Manche von den Leuten dort haben eine entsprechende berufliche Ausbildung.
      Am besten ist es, wenn Du einen alten Meister Radio- und Fernsehtechnik findest.
      Wenn der im Rentenalter ist, dürfte Röhrentechnik noch zu seiner Meisterprüfung gehört haben.
      Suche bei Dir in der Umgebung nach einem alteingesessenen Fachbetrieb.
      Manch alter Meister ist noch stundenweise in der Werkstatt, obwohl er schon längst an den Sohn übergeben hat.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Naja ist ja klar, wenn die EZ81 fehlt hast du auch keine Anodenspannung. Dann verstärkt der Verstärker ja auch nichts. Kommt das Brummen dann wirklich aus den Lautsprechern?
      Der Netztrafo könnte immer etwas brummen, das würde man aber eh nie weg bekommen.
      Zieht man die EZ81, versorgt er trotzdem die restlichen Röhren mit Heizspannung und arbeitet sogesehen unter Last.

      Passende Doppelkondensatoren mit Schraubgewinde gibt es von Jan Wüsten. Der lässt diese originalgetreu nachfertigen.

      Am einfachsten für dich ist wirklich die Suche nach Betrieben die sich auskennen vor Ort. Gerade in Süddeutschland sollte doch noch jemand zu finden sein. Es gibt auch HiFi-Geschäfte die Röhrenverstärker anbieten und auch reparieren.

      Ein Versand ist bei diesen Geräten ohne professionelle Verpackung immer ein großes Glücksspiel

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „röhrenfan2011“ ()

      Kommt das Brummen dann wirklich aus den Lautsprechern?


      Ja, eben nochmals verifiziert.

      Am einfachsten für dich ist wirklich die Suche nach Betrieben die sich auskennen vor Ort.


      Habe folgende Optionen gefunden:

      sites.google.com/view/klangohneende/
      mwlabs.info/
      Kennt jemand einen der beiden Betriebe? Oder sonst eine Empfehlung im Raum Stuttgart/Tübingen oder Titisee/Waldshut?

      Mein Vorbesitzer war zur Wartung bei Herrn Knirsch in Vaihingen: stuttgarter-zeitung.de/inhalt.…7f-a1c3-4654899706b4.html
      Leider ist sein Betrieb inzwischen zu.

      Wenn der beste Experte weiter weg sitzt, kann ich auch verschicken, sehr gut verpackt.

      Vielen Dank!
      Moin aus Hamburg !

      Im letzten Jahr habe ich einige VS 60 von Klein- und Hummel überholt. Der permanente Brumm liegt mit großer Warscheinlichkeit an Fehlern in der Siebkette. Es wären zuerst die Kapazitäten der großen Becherelkos zu prüfen. Ersatz wären dann die blauen Doppelelkos von F + T !

      Darüberhinaus sind die Koppelkondensatoren zu wechseln. Im Gerät auf der Unterseite sind vermutlich alte Potties, die nicht mehr korrekt arbeiten und sich bei einem Schluss entzünden können (hatte ich tatsächlich mal, das so ein Teil abgeraucht war).
      Darüberhinaus sind die Kathodenelkos vermutlich alle ausgelaufen (also defekt).
      Um eine Generalüberprüfung wird man bei dem Gerät nicht herumkommen.
      Man müsste auch wissen, was damals ausgetauscht worden ist.
      Wenn Du es Dir zutraust, schicke mir gerne mal per PN Bilder von der
      Unterseite des Gerätes (Lötseite). Dann kann ich mal sehen, was schon gemacht wurde.
      VG aus Hamburg

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bernhard HH“ ()

      Hier nochmal der Schaltplan des VS 60 (Quelle: Elektrotanya):
      Im hellblauen Bereich ist die Siebkette mit den Becherelkos die die notwendigen DC-Gleichspannungen bereitstellen. Dort ist auch die Diode OA81 zu sehen, die
      gerne altersbedingt ausfällt.
      In den kleinen blauen Kreisen sind die Koppelelkos die wegen der Ripplebelastung alle geprüft werden müssen (Mullard).

      Es sollte Dir klar sein, das im Gerät hohe Gleichspannungen erzeugt werden, die bei Berührung lebensgefährlich sind. Alle Eingriffe von Deiner Seite geschehen auf
      eigene Verantwortung.
      Darüberhinaus bestehen auch im ausgeschalteten Zustand noch Spannungen an den Kapazitäten der Becherelkos die vor Eingriffen mit einem Lastwiderstand gegen
      Masse entladen werden müssen.
      Bilder
      • Schaltplan elektrotanya VS 60.png

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