Wieviel Pilotton darf am NF-Ausgang noch vorhanden sein?

      Wieviel Pilotton darf am NF-Ausgang noch vorhanden sein?

      Am NF-Ausgang stehen bei einem Grundig RT50 bei einer maximalen gemessenen Amplitude der NF von etwa 1,5V noch etwa 50mV Amplitude vom 19kHz Pilotton an. Ist das in Ordnung?

      Der Impedanzwandler vor dem Ausgang hat einen Tiefpass vorgeschaltet, der auch anscheinend gut arbeitet, es kommen vom Stereodecoder jede Menge noch deutlich höhere Frequenzen an, die werden gut ausgefiltert. Die kleinen Elkos im Impedanzwandler-Baustein habe ich übrigens alle getauscht.

      Es ist mir klar, dass so ein Tiefpass natürlich nicht beliebig steilflankig ist. Aber andererseits mache ich mir Sorgen, dass der Rest der 19kHz die Hochtöner sinnlos belastet und Interferenzen mit der HF-Vormagnetisierung bei Magnetaufzeichnungen verursachen könnte...
      Der Grundig Tuner RT 50 ist einer der ersten (oder der erste?) Stereotuner von Grundig (ca. 1964/65). Er wurde als HiFi-Stereotuner bezeichnet. Fraglich ist allerdings, ob er die erst später (1966) erschienene HiFi-DIN-Norm DIN 45500 schon erfüllte.

      Die Technischen Daten und das Service-Manual (Reparaturhelfer) enthalten noch keine Angaben zur Pilottonunterdrückung und Hilfsträgerunterdrückung. Diese wird im RT 50 durch ein C-L-C Pi-Glied der Transistor-Ausgangspufferverstärkerstufe zusammen mit der Dekoder-eigenen Deemphasis bewerkstelligt. Das Pi-Filter ist nicht einstellbar, es wird wahrscheinlich nicht so perfekt dämpfen, wie abgleichbare 19 kHz-Filter in späteren HiFi-Stereotunern.

      Du nennst ein Pegelverhältnis von Pilotton zu NF-Amplitude von 0,05V / 1,5 V, das sind 29,5 dB Pilottonunterdrückung (ca. 30-fach). Nach meiner Erfahrung ist dieser Wert durchaus im Rahmen dessen, was für rudimentäre Pilottonunterdrückung seinerzeit (1965) typisch war. Bei späteren HiFi-Tunern mit abgleichbarem Pilottonfilter wird als erreichbare Unterdrückung meist typisch 40 dB oder mehr angegeben.

      Tatsächlich kann es bei nur ca. 30 dB Pilottonunterdrückung (oder schlechter) bei der Aufzeichnung mit Tonbandgeräten, die kein eigenes Tiefpass-Filter im Aufnahmezweig haben, evtl. schon zu einer hörbaren Pfeifstörung auf der Aufnahme kommen. Das hören i.a. nur junge Menschen. Bei 40 dB (oder besser) kann man davon ausgehen, dass keine hörbaren Störungen mehr auftreten können.

      Eine bedenkliche Belastung der Hochtöner im Lautsprecher durch die 19 kHz-Pilottonreste gibt es bei der festgestellten Unterdrückung von 29,5 dB gegenüber dem Nutzsignal nicht. Bei einer abgerufenen Verstärker-Ausgangsleistung von 200 W (bei 1 kHz) an 4 Ohm (oder 100 W an 8 Ohm) beträgt die Leistung bei 19 kHz (Pilotton-Reste) ca. 0,2 W, mit der der Hochtöner hier belastet würde. Aber diese Belastung (auch wenn sie nicht groß ist), lässt sich nicht leugnen.

      Ich kann mal eine Simulation des pi-Filters im RT 50 anwerfen, um zu sehen, wie groß die theoretische Dämpfung dieses Filters bei 19 kHz ist.

      In diesem Zusammenhang sollte auch darauf geachtet werden, dass die sieben Elkos in der Transistor-Ausgangsstufe (Impedanzwandler, Puffer) auf der NF-Platte des RT 50 erneuert wurden. Denn wenn sie Kapazität verloren haben und dadurch der Frequenzgang Hochpasscharakter bekommt, wird alleine dadurch die Pilottondämpfung gegenüber dem 1 kHz Referenzton ebenfalls verschlechtert. Ich habe Dich so verstanden, dass Du sie bereits erneuert hast.

      RT 50 NF-Ausgangsstufe mit dem 19 kHz Pi-Filter (C-L-C):

      (Für volle Größe auf das Bild klicken)


      Gruß
      Reinhard

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      Ich habe eben mal eine Schätzung der Pilottondämpfung aufgrund des Schaltplans mit einer Simulation gemacht.
      Ich musste einige "educated guesses" bzgl. des Quellwiderstands und der Ausgangsimpedanz anhand des Schaltplans machen. Etwas hängt das Ergebnis davon ab, aber innerhalb der aufgrund der Schaltung vorgegebenen Grenzen nicht "dramatisch stark".

      Daraus folgt dieses Ersatzschaltbild für die Ausgangsstufe mit dem Pi-Filter.

      (für vollständige Darstellung bitte anklicken)

      Die Spulen im Pi-Filter sind mit hier angenommenen 3,5 H Induktivität also relativ "dicke Dinger". In der Größenordnung von ca. 1-4 H müsste die Induktivität liegen.

      Bei 19 kHz dämpft das Filter um ca. 12 dB. Dazu kommt noch die Deemphasis, die Grundig nicht am Ausgang des Stereodekoders "nachschaltet", sondern im Dekoder selbst integriert hat. Die Absenkung aufgrund der Deemphasis beträgt bei 19 kHz nochmal 16 dB. Zusammen ist die theoretisch maximale Dämpfung bei 19 kHz im RT 50 nach dieser Abschätzung also ca. 28-32 dB.

      Hier die Dämpfung des Filters allein (gemäss Ersatzschaltbild) für L= 3,5 H Spuleninduktivität:

      Bei 19 kHz ist die Absenkung gegenüber dem Bezugspegel bei 1 kHz (-31,5 dB) hier 12,5 dB. Zuzüglich 16 dB Deemphasis ist die Gesamtdämpfung also 28,5 dB.
      Diese Schätzung ist nicht genau, der Fehler könnte ohne weiteres bis ca. 5 dB betragen. Tatsächlich muss am Ausgang "über alles" die vorgeschriebene Deemphasis Funktion bis ca. 13-15 kHz eingehalten werden.

      Die Deemphasis führt zu einem Amplitudenabfall oberhalb von 15 kHz von etwa 6 dB/Oktave.
      Das Pi-Filter führt oberhalb von 15 kHz zu einem Abfall von 18 dB/pro Oktave.
      Eine Steilheit von mehr als 24 dB/Oktave kann also nicht erreicht werden. Bei Einhaltung der vorgeschriebenen Deemphasis (50 µs Zeitkonstante) ist der Pegel bei 10 kHz um 10 dB gegenüber dem 1 kHz-Referenzpegel gedämpft. Wenn dazu bis 20 kHz die max. 24 dB/Oktave addiert werden, kann die Dämpfung bei 20 kHz also mit dem Pi-Filter des RT 50 Tuners nicht besser als 34 dB gegenüber dem 1 kHz-Pegel sein. Das ist die Abschätzung ganz ohne Simulation und ohne weitere Randbedingungen.

      Der von Dir gemessene Wert von -29,5 db scheint nach dieser Schätzung auf den ersten Blick plausibel. Aber bitte weiter unten weiterlesen! Das ist erst die "halbe Wahrheit"!

      Kombiniere ich in einer Simulation den Frequenzgang der Deemphasis mit dem eines C-L-C Pi-Filters (mit C von je 100 pF) und stimme beide aufeinander so ab, dass einerseits insgesamt bis 14 kHz die Deemphasis-Vorgabe eingehalten wird, andererseits aber auch eine möglichst starke Dämpfung bei 19-20 kHz erzielt wird, bekomme ich den untenstehenden Amplitudenfrequenzgang. Die Dämpfung bei 19-20 kHz beträgt in diesem Fall sogar nur 25 dB.




      Gruß
      Reinhard

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      Ich muß noch eine wesentliche Ergänzung zu meiner vorhergehenden Abschätzung machen.

      Ich hatte bislang nur die Dämpfung betrachtet, nur auf den Amplitudenfrequenzgang abgestellt, also die Dämpfung, die ein 19 kHz-Signal demnach gegenüber einem 1 kHz-NF-Signal erfährt. Das ist aber nur "die halbe Miete". Denn es kommt zusätzlich noch darauf an, mit welchem Pegel die 19 kHz-Komponente im Multiplexsignal (das ist das Stereosignal, das nach dem UKW-Demodulator / vor dem Stereodekoder ansteht) überhaupt vorhanden ist. Und das ist eben NICHT mit gleicher Amplitude wie die des Nutzsignals vorhanden, sondern ist schwächer.

      Der in Deutschland übliche Hub der UKW-Frequenzmodulation ist 40 kHz (in Frankreich ist er z.B. größer). Zusätzlich wird die Pilottonfrequenz (19 kHz) mit einem Hub von 10 % des maximal zulässigen Frequenzhubs (der ist 75 kHz), also mit 7,5 kHz moduliert. Der Modulationshub (in kHz) ist proportional zur Amplitude, also zur Lautstärke der jeweiligen Frequenzkomponente. Wenn ich den Pilottonhub mit dem NF-Hub ins Verhältnis setze, ergibt sich daraus, dass die Pilottonamplitude ca. 14 dB kleiner als die NF-("Musik"-) Amplitude ist. Man muss also diese 14 dB noch zu den vorher (allein aufgrund des Frequenzgangs) abgeschätze Dämpfung des 19 kHz-Pilottons hinzurechnen.

      Damit sollte beim RT 50 Tuner der Pilottonpegel (19 kHz) ca. 28 dB + diese 14 dB = ungefähr 40 dB kleiner sein als der eines in Stereo gesendeten 1 kHz-Tons, also bei 1,5 V NF-Amplitude nur ca. 15 mV bei 19 kHz betragen, also nur ca. 1/3 so groß wie von Schetter gemessen. Voraussetzung dafür ist, dass bei der Messung der NF-Modulationshub 40 kHz beträgt (am Messender eingestellt ist) und dabei der Pilotton mit 7,5 kHz Hub moduliert wird.

      Wird das Pi-Filter (oder die dort betreffende Spule) am Eingang der Impedanzwandlerstufe umgangen, wäre nur mit einer Pilottondämpfung von ca. 25 dB zu rechnen.

      Gruß
      Reinhard

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      Ich habe einen simplen Vorschlag!

      Old Shatterhand wird vermutlich Berliner Radiosender nehmen, hat keinen Messsender.
      Inzwischen hat er ein prima Oszilloguck, mit dem er messen kann.
      Einfach vor und hinter dem Pi-Filter den Tastkopf anklemmen!
      Kommt da was um die 30 dB heraus, also rund Faktor 30 bei der Spannung, ist das Filter ok.

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Ich habe Messungen zum Vergleich.

      Es handelt sich um einen Stereodekoder in einem Körting Stereo-Tuner (Körting "Low-Fi" 1968-1970), der kein bzw. nur ein schlechtes Pilottonfilter besitzt. Dort ist die Pilotton-Amplitude am Ausgang 30 mV gegenüber der Nutz-Amplitude (1 kHz) von 700 mV. Das Verhältnis ist schlecht nur -30 dB.

      1 kHz, nur ein Kanal moduliert mit 40 kHz Hub, Pilotton-Hub 7,5 kHz
      Vergleich Messung des Stereodekoder-Ausgangssignals mit Simulation des Stereodekoders (LTspice XVII):

      Beim nicht modulierten Kanal sind die Pilottonreste sehr gut sichtbar und die 1 kHz-Welligkeit aufgrund nicht so guter Kanaltrennung (schlechte Kanal-Übersprechdämpfung von nur 26-30 dB bei 1 kHz). Beim modulierten Kanal überlagern sich die Pilottonreste der 1 kHz Sinuskurve, die dadurch nicht mehr glatt ist..

      Messung des Frequenzspektrums (bis 90 kHz):


      Da der RT 50 Tuner eine verbesserte Pilottonunterdrückung aufgrund des Pi-Filters hat, würde ich deutlich "glattere" Kurven auf dem Oszilloskop dafür erwarten als in diesem Körting Beispiel (das ist ein vergleichsweise sehr viel einfacherer Tuner, de facto ein einfaches Kofferradio mit zusätzlichem sehr einfachem Stereodekoder).

      Gruß
      Reinhard

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      dl2jas schrieb:

      Einfach vor und hinter dem Pi-Filter den Tastkopf anklemmen!
      Kommt da was um die 30 dB heraus, also rund Faktor 30 bei der Spannung, ist das Filter ok.


      Andreas,
      Im Prinzip richtig, aber beim Zahlenwert nicht.
      • Das Pi-Filter schafft nur bis ca. 16 dB (= Faktor 6-fach) bei 19 kHz. Die kann man mit "Vergleich vor und hinter dem Pi-Filter" messen, wie von Dir geschrieben. Das Filter kann man aber auch einfacher durch Vergleich beider Kanäle prüfen. Unwahrscheinlich, dass in beiden Kanälen dessen Filter kurzgeschlossen sein sollten (Schluß in der Spule) oder in beiden Kanälen einer oder beide der 100 pF Kerkos defekt sind.
      • Zusätzlich sind bis zu 16 dB (bei 19 kHz) der Deemphasis geschuldet. Die lässt sich aber mit "einfach Tastkopf vor/nach dem Filter anklemmen" nicht messen. Sie wird im Grundig RT 50 (anders als bei anderen Herstellern üblich) nicht durch ein Deemphasis-Tiefpassfilter am Decoderausgang bewerkstelligt, sondern durch eine besondere Frequenzgang-Auslegung für das Seitenband-und den Summen-Frequenzgangs im Matrix-Decoder (Grundig Stereo-Dekoder IV).
      • Weitere ~ 14 db kommen vom Hub-Verhältnis für den Pilotton zur Nutzfrequenz (7,5 kHz : 40 kHz)
      • Wie sich die Absenkungen von Pi-Filter und Deemphasis genau aufteilen (beide wirken ja gemeinsam auf die 19 kHz-Amplitude), ist ohne weiteres nicht genau bestimmt. Das Kriterium dafür ist letztlich die Einhaltung der korrekten Deemphasis-Entzerrung "über alles".
      Ob etwas am Amplituden-Frequenzgang, also der Absenkung einschliesslich Deemphasis, nicht stimmt, kann nur dessen Messung feststellen. Das kann man mit einem der kleinen "Handsenderlein" (Transmitter, UKW-Testsender, Prüfsender) unter Einhaltung der notwendigen Vorsichtsmassnahmen und Einstellungen damit man nicht in dessen Begrenzung (Limiter!) kommt, messen, ohne dafür unbedingt einen teuren Profi-Messsender zu benötigen. Man sollte solche Messungen damit aber schon mal an einem anderen Tuner erfolgreich geübt haben und dort einen Frequenzgang gemäss Deemphasis 50 µs (Europa) festgestellt haben.
      Man misst mit dem Oszilloskop die Amplitude am NF-Ausgang des Tuners bei 1 kHz und bei 10 kHz (Sinus) Modulationsfrequenz. Die Amplituden am Mess-Senderlein müssen für beide Frequenzen genau gleich sein, höchstens 100 mVeff. Bei 10 kHz muß die Amplitude am Tunerausgang um 10 dB (+/-1,5 dB) (= Faktor 3,2 gegenüber der Amplitude bei 1 kHz kleiner sein.

      Nützliche Faustregel: UKW-Deemphasis in Europa ist -10 dB bei 10 kHz. Kann man sich gut merken.

      Es ist evtl. möglich, dass z.B. das Poti für die Deemphasis R162 ("Z") defekt geworden ist. Dann stimmt u.U. der Frequenzgang nicht mehr. Auf jeden Fall sollte dann auch die Übersprechdämpfung (Kanaltrennung bei Stereo) schlecht (kleiner als 30 dB) sein.
      R171 und R172 sollen aber nicht verstellt werden, deren Abgleich erfordert Stereo-Messsender mit sehr guter Kanaltrennung (Übersprechdämpfung > 40 dB).

      Es ist bei fehlender oder viel zu kleiner Deemphasis auch möglich, dass C1 (1 nF) oder R1 (150 kOhm) im Stereodecoder defekt ist. Dort wird bei diesem Grundig-Decoder die Deemphasis erzeugt.

      Gruß
      Reinhard



      Am 04.06.2025 berichtigt und ergänzt.

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      Vielen Dank für die vielen hervorragenden ausführlichen Antworten.

      Ich werde heute Abend mal messen, was vor dem Filter an Amplitude ankommt, könnte sich aber evtl schwierig gestalten, weil da auch noch 38kHz vorhanden sind, das habe ich schon gesehen. Durch den gesamten NF-baustein bin ich schon mit dem Komponentenprüfer gegangen, beide Kanäle sind völlig identisch, die kleinen Elkos hatte ich ja schon vorher gewechselt.

      Und ja, ich habe für meine Messung einen Berliner Ortssender genommen, weil ich keinen Messsender zur Verfügung habe.

      Über die merkwürdige Deemphasis hatte ich mich auch schon schwer gewundert, denn ich würde im Wirkungsbereich der Deemphasis mit gewissen Phasenverschiebungen rechnen, und da würde ich dann befürchten, dass die Kanaltrennung in diesem Bereich dadurch schlechter wird.
      Beste Grüße!

      dl2jas schrieb:

      Beim Filter sollte der Unterschied so etwa bei 5 - 6 liegen.


      Andreas,

      Ich rechne mit mehr, ca. 10 dB (Faktor 3x).
      --> Abb. oben. Die Differenz zwischen der Deemphasis Absenkung ( = -16 dB bei 19 kHz) bis zum rot umkreisten Punkt (bei 19-20 kHz / -25 dB) = -25 dB ist der Pi-Filter-Beitrag.

      Hier der Decoder etwas übersichtlicher gezeichnet:


      Wichtig: Auch im Stereodecoder den Elko erneuern.
      ACHTUNG: C161 liegt an 240 V, es ist ein Elko 16 µF (oder 25 µF) für 385V bzw. 400 V nötig!

      Gruß
      Reinhard

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      Schetter schrieb:

      ich habe ja die Möglichkeit, mit der Monoumschaltung den Decoder zu umgehen, dann müssten die störenden 38kHz am Eingang vom Tiefpass ja weg sein!!


      Ja, so ist es. Die 38 kHz sind dann weg.
      ABER, die Intermodulationsprodukte (bei den Summen und Differenzfrequenzen) des nicht mehr vorhandenen 38 kHz Tons mit den Tönen der Nutzfrequenz sind trotzdem noch da, und zwar nicht wenig! Zwar wird 38 kHz nicht mehr aus dem Stereodekoder durch Verdopplung der 19 kHz-Frequenz dem Ausgangssignal zugefügt, aber der unterdrückte (amplitudenmodulierte) Hilfsträger bildet Im Demodulator/Ratiodetektor Intermodulationsprodukte mit den Nutzfrequenzen und die sind im Multiplexsignal natürlich enthalten. Du wirst also mit MONO bei genau 38 kHz den Ton los, aber dafür hast Du die Komponenten bei 38 kHz + NF1 und bei 38 kHz - NF1. Diese beiden dominieren, höhere Intermodulationsprodukte sind nur schwach vertreten.

      Nehmen wir an, der Sender würde in Stereo (auf einem Kanal) einen 1 kHz-Ton senden. Der Tuner ist auf MONO geschaltet (der Stereodecoder wird umgangen). Dann sind diese Frequenzkomponenten im Multiplexsignal (hinter dem Ratiodetektor) enthalten:



      Du gewinnst also durch Schalten auf Mono keinen "reinen" 1 kHz Ton. Das könntest Du nur mit einem Stereocoder/Messender, der senderseitig auf MONO schaltet, also den Pilotton und die AM-modulierten Seitenbänder des unterdrückten 38 kHz Trägers nicht mehr enthält, so dass auch die 38 kHz Intermodulationsprodukte verschwinden.
      Da ist die Crux, wenn man einen preiswerten kleinen FM-Transmitter/UKW-Hand-Prüfsender verwenden will. Viele von denen können das nicht, sie schalten bei senderseitigem MONO einfach nur beide NF-Eingangsquellen zusammen, können aber den Pilotton nicht abschalten, senden also im Grunde immer Stereo.

      Der Stereodecoder ist im RT 50 bei MONO nicht mehr im Signalweg.
      Weil dann natürlich auch die Deemphasis-Erzeugung des Stereodecoders nicht mehr im MONO-Signalweg liegt, muss bei MONO die Deemphasis separat erzeugt werden. Das geschieht durch den Tiefpass R152 / C153 auf der Decoder-Platine.

      Deemphasis bei Stereo und Deemphasis bei Mono werden beim RT 50 also ganz verschieden besorgt. Wenn bei der Stereo-Deemphasis (im Stereodecoder) ein Fehler vorliegt, siehst Du den nicht, wenn auf Mono geschaltet ist, weil in dem Fall das separate RC-Tiefpassglied stattdessen wirkt.

      Bei Umschaltung auf MONO halbiert sich die Ausgangsamplitude in jedem der beiden Kanäle (für alle Frequenzen). Da die Lautsprecher bei MONO phasengleich sind, bleibt die bei Mono gehörte Lautsstärke trotzdem genauso laut wie bei Stereo.

      Gruß
      Reinhard

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      Die stehenden großen Siemens Hochvoltelkos sind allesamt noch in Ordnung, also auch C161. Auch der kleine C151 Elko ist messtechnisch in Ordnung, kein messbarer Leckstrom, Kapazität 5,3uF. Der lässt sich auch ohne Hochlöten gut messen, weil man den mit dem FM-AM-Schalter einseitig frei machen kann. Auch die Ellipse im Komponentenprüfer ist nicht verkippt oder so.

      Die Amplitude vom Pilotton kann ich sowieso nur genau messen, wenn keine NF-Modulation gesendet wird. Jazzradio Berlin hat gegen Mitternacht oft eine Pause von ein paar Minuten, die sich dafür messtechnisch gut eignet. Da kommt nur der Pilotton, nichts weiter, also auch kein Seitenband vom Differenzkanal. Die 38kHz, die der Stereodekoder produziert, sind halt leider phasenstarr mit etwa 200mV und ziemlich verkorkst auf den 40-50mV 19kHz, das macht es praktisch unmöglich, die Amplitude auf dem Bildschirm zu messen. Letztendlich muss ich ja 4 Amplituden messen, um zu wissen, wieviel dB der Tiefpass bei 19kHz macht, nämlich 1kHz und den Pilotton jeweils am Eingang und am Ausgang des Impedanzwandlers (der verstärkt nämlich auch die NF ein bisschen, ich würde schätzen um einen Faktor 1,5 bis 2. Das 1kHz ist da schwieriger, denn leider sendet Jazzradio Berlin keinen 1kHz Testton in der Pause. Aber vielleicht schreibe ich denen mal, vielleicht sind sie um Mitternacht in der Pause auch dazu in der Lage... Vielleicht nicht nur Mono, sondern auch abwechselnd links und rechts, dann könnte man die Übersprechdämpfung ein justieren ...

      Beste Grüße!

      Schetter schrieb:

      Jazzradio Berlin hat gegen Mitternacht oft eine Pause von ein paar Minuten, die sich dafür messtechnisch gut eignet. Da kommt nur der Pilotton


      Das ist sehr nützlich! Damit bist Du in einer glücklichen Situation. Wenn senderseitig nicht moduliert wird und wenn Du dann auf Mono schaltest, ist weder 38 kHz noch irgendwelche IM vorhanden, sondern nur der Pilotton. genau, wie Du schreibst.
      Du kannst also in diesem Zeitfenster die Pilotton-Amplitude jeweils auf MONO geschaltet am Tunerausgang messen und auf STEREO schalten und die beiden Ergebnisse vergleichen. Berücksichtige bei MONO die Halbierung der Amplitude.
      So müsste feststellbar sein, ob die Deemphasis bei Stereo in Ordnung (nämlich ungefähr gleich wie bei MONO) ist.

      Ist die Deemphasis bei Stereo in Ordnung (unter Berücksichtigung der Amplitudenhalbierung bei MONO gleich wie bei MONO) kannst Du in der Modulationspause des Senders die 19 kHz Amplitude bei MONO vor und nach dem PI-Filter messen. Das sollte Dir zeigen, ob das Pi-Filter ok ist.

      Beide Messungen zusammen sollten schon ausreichen.

      Was ich noch nicht verstehe:
      Du vergleichst die gemessene Pilotton-Amplitude (50 mV) mit der NF-Signalamplitude (1,5 V). Woher kennst Du die NF-Signalamplitude? Bei einem Radiosender (anders als beim Messsender) hast Du ja keinen Mono-Ton, sondern ein Tongemisch. Dafür ist nicht "so leicht" eine Amplitude angebbar. Jedenfalls nicht mit einer Oszi-Messung. Denn die müsste über die äquivalente RMS-Spannung über den gesamten Frequenzbereich ermittelt sein und die Effektivspannung (nicht Amplitude) des 19 kHz Tons müsste mit dieser RMS-Spannung (Effektivwert) ins Verhältnis gesetzt werden. Mit einer Spitzenwert-Ablesung am gesendeten Frequenzgemisch kann man es nicht machen.
      Wenn Du die Effektiv (RMS)-Spannung des Nutzsignals nicht kennst, weil Du stattdessen den Amplitudenspitzenwert genommen hast, könnte es sein, dass Du den Amplitudeneffektivwert unterschätzt. Er könnte evtl. ca. 3 x so groß sein? Und schon hätte sich damit der Wert für die Pilottonunterdrückung um 10 dB verbessert. Und Dein Problem ist keins mehr?

      Grundig nennt für den RT 50 eine Ausgangsspannung von 2 V. Das ist Effektivspannung. Das entspricht einer Amplitude von 5,66 Vss.
      Wenn Du die 19 kHz Amplitude auch als Vss (ss= Spitze-Spitze) gemessen hast, also 50 mVss, dann ist das Verhältnis zum Nutz-Ausgangspegel rund 1/100 = -40 dB. Das wäre ja voll in Ordnung, sogar sehr gut für einen Stereotuner von 1964.


      Schetter schrieb:

      Die 38kHz, die der Stereodekoder produziert, sind halt leider phasenstarr mit etwa 200mV und ziemlich verkorkst auf den 40-50mV 19kHz, das macht es praktisch unmöglich, die Amplitude auf dem Bildschirm zu messen.


      Mit einem analogen Oszilloskop geht das nicht. Mit meinem digitalen Oszilloskop geht das über dessen Funktion "Frequenzanalyse", die gibt das Frequenzspektrum am Bildschirm aus und zeigt auch die Amplituden der Frequenzkomponenten einigermassen richtig (+/- 1 -2 dB) an.
      Aber brauchst Du das? Du müsstest mit den o.g. Messungen ja schon zu einer brauchbaren Diagnose kommen können.

      Gruß
      Reinhard

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      Ja, dass da das Musikprogramm aus allen möglichen Frequenzen besteht, ist die Crux bei der Messung. Ich habe mir einfach einen sehr lauten und komprimierten rausgesucht und da auf die lautesten Passagen gewartet. Ist natürlich nur eine grobe Schätzung. Deshalb wäre es ja schön, wenn man den Sender dazu motivieren könnte, in der Sendepause auch einen 1kHz-ton mit bekanntem Hub zu senden... Alle Berliner Bastler, die keinen Prüfsender und keinen Stereocoder haben, könnten davon profitieren. Gerade auch die, für die Elektronik nur ein Hobby ist, und in Equipment nur begrenzt investieren können oder wenig Platz haben oder eine Frau, die für Equipment im Wohnzimmer kein Verständnis aufbringen möchte...
      Ja, ich habe immer Vss gemessen. Ich denke, ich werde den vorgeschlagenen Weg mal einschlagen.

      Beste Grüße!
      Als ich 17 Jahre alt war, 1970, sendete der WDR Samstag morgens (oder war es Sonntag morgens ?) ein Programm zum Einstellen bzw. Überprüfen von Stereotunern.

      Es gab diese Signale in der Folge:
      Rauschen nur rechts (Stereo R)
      Rauschen nur links (Stereo L)
      Rauschen aus der Mitte (= Mono, R+L)
      Rauschen aus dem Raum (= R invertiert zu L, R-L)

      Das dauerte so ca. 10 oder 15 Minuten, dann war der "Spuk" vorbei. Ich war damals beruhigt, dass Rauschen rechts und links bei mir seitenrichtig aus den Lautsprechern kam und Rauschen aus der Mitte und aus dem Raum auch richtig wiedergegeben wurde.

      Das Senden eines Sinus Prüftons hat sich die Rundfunkanstalt verkniffen, denn damit kann man sich nicht nur den Lautsprecher zerschiessen, sondern auch das eigene Gehör, wenn's laut genug ist, besonders mit Kopfhörer. 1 kHz ist ganz besonders unerträglich. Aber auch 400 Hz ist noch sehr nervig.
      Heute würde vermutlich kein Sender einen Sinus mehr senden, wie das früher Fernsehsender zusammen mit dem Testbild nachts machten. Das war nach meiner Erinnerung damals sogar 1 kHz.

      Ich bin sehr skeptisch ob Radiosender das heute noch machen würden.

      Schau Dir mal dies Prüfsenderlein an: ebay.de/itm/196296261608?srslt…ZdPgA8iqxlzP_JC9BWqv34-XP
      Da kann man den Pilotton ausschalten.
      Ich kann Dir dafür die besten Betriebseinstellungen für Radiomessungen nennen, habe ihn selbst auch.

      Gruß
      Reinhard
      Eben habe ich gesehen, dass im Grundig Tuner RT 100 hinter dem Stereodekoder vor dessen Ausgangsverstärkerstufe das gleiche Pi-Filter wie im RT 50 steckt. Der Decoder ist auch ein Matrix-Decoder mit interner Deemphasis wie im RT 50, nur transistorisiert. Also sind dort die Verhältnisse ähnlich wie beim RT 50.

      Beim RT 100 steht die Pilottonunterdrückung in den Technischen Daten:
      40 dB bei 19 kHz
      60 dB bei 38 kHz



      Somit dürfte der RT 50 ebenfalls 40 dB für den Pilotton erreichen.
      Wie oben schon geschrieben, ist das nicht die Dämpfung allein, sondern schliesst zusätzlich ein, dass der Anteil des Pilottons im MPX-Signal um 14 dB gegenüber dem Nutzsignal kleiner ist, wenn das Nutzsignal mit 40 kHz Hub moduliert ist und der Pilotton mit 7,5 kHz Hub. Das sind die für die genannte Technischen Daten vermutlich bei Grundig zugrundegelegten Messbedingungen.

      Wenn Jazzradio Berlin als Berliner Lokalsender nicht mit 40 kHz Modulationshub senden würde, sondern mit weniger, dann würde sich das in Schetters Messung mit dem Radiosignal dieses Senders in einem entsprechend grösseren Pilottonamplituden-Anteil gegenüber der Nutzsignalamplitude auswirken. Der Pilotton wird überall mit 7,5 kHz Hub moduliert, das ist so festgelegt. Dass aber auch der Nutzsignalhub gleichermassen festgelegt ist, das ist mir nicht bekannt. Nur der Maximal-Gesamthub ist "offiziell" auf 75 kHz festgelegt, bei Stereo sind es 67.5 kHz zzgl. 7,5 kHz Pilottonhub. 40 kHz mittlerer Hub + 7,5 kHz Pilottonhub sind meines Wissens eine Konvention in Deutschland aber keine "strenge" Bestimmung. Wie anfangs schon erwähnt, wird zum Beispiel u.a. in Frankreich mit grösserem Hub gesendet. Ich merke es daran, dass Sprache und Musik selbst von entfernten französischen Sendern hier im deutsch-französischen Grenzgebiet sehr viel lauter sind als von den deutschen, für die ich den Sendemast (Blauen) aus dem Fenster sogar in Sichtweite habe und die ich mit einer sehr guten HF-Stärke von 2-3 mV (ca. 70 dBµ) empfange.

      In Frankreich ist vieles anders. Vive la différence!

      Und jetzt finde ich auch noch einen Bericht im Rundfunkforum ( rundfunkforum.de/viewtopic.php?t=18648), dass der Pilotton-Hub in Berlin wohl ziemlich "locker" gehandhabt wird:

      Zitat:
      "Was aber sehr interessant ist: der teilweise extrem unterschiedliche Hub des Pilottons. Schaut euch mal die Programme des Berliner Fernsehturm an: ich finde da von Pilotton kaum erkennbar bis Pilotton mit voller Kracht im Spektrum alles. Und das wundert mich schon etwas..."

      Wenn DAS stimmt, ist ein solcher Rundfunksender für die Beurteilung eines Stereo-Empfängers hinsichtlich seiner Pilottonunterdrückung ungeeignet.

      Nachtrag:
      Die deutschen öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten haben eine Richtlinie, nach der der Nutzsignalhub 40 kHz beträgt und der Pilottonhub 6,72 kHz. Private Sender können es anders handhaben.
      ---> ard.de/die-ard/TR-5-3-2-Stereo…Pilottonverfahren-100.pdf

      Gruß
      Reinhard

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      Dass der Hub des Pilottons in Berlin schwankt, ist mir auch schon aufgefallen, Jazzradio moduliert eher schwach und der Pilotton ist relativ intensiv. Ich kann das in den nächsten Tagen mal versuchen abzuschätzen. RFI, das vom Sender Schöneberg sendet, hat sogar offenbar überhaupt keinen Pilotton.

      Eine andere Frage hätte ich noch: im UKW-Vorkreis-Oszillator-Baustein befindet sich eine abstimmbare Induktivität F, die 0,75uH haben soll, aber nicht geändert werden darf. Sie ist in manchen anderen sehr ähnlich aufgebauten FM-teilen nicht vorhanden. Was wird da werksseitig eingestellt und damit bezweckt? Vielleicht UKW-abstrahlung unterdrückt?

      Beste Grüße!
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      Genauso ist es.
      Es handelt sich bei dieser Spule (9226-253) um eine definierte Rückkopplung zwischen Oszillatorkreis und Zwischenkreis. Dessen Einstellung beeinflußt die Stärke der Rückkopplung und auch den Oszillatorkreis. Der vorgegebene Werk wurde in der Entwicklung optimiert und soll nicht geändert werden.

      Grundig schreibt dazu:
      "...(durch diese Spule) wird die Ausstrahlung der Grundwelle in den gewünschten Grenzen gehalten".

      Gruß
      Reinhard

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