Grundig ST6500 ST7500, Stereoumschaltung unzuverlässig

      Grundig ST6500 ST7500, Stereoumschaltung unzuverlässig

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      Symptom: Die Umschaltung auf Stereobetrieb erfolgt nur ab und zu, wie beim Würfeln die Sechs, auch bei starken Sendern. Wenn dann doch nach mehrmaligem Stationswechsel der Stereobetrieb einsetzte, ließen sich auch schwächere Sender (nur 2-3 LEDs der Feldstärkeanzeige leuchten) in Stereo empfangen, bis das Teil irgendwann wieder der Meinung war, nur noch mono wiederzugeben.

      Eine Kontrolle der Spannungspegel für die feldstärkeabhängige Umschaltung (Pins 4 und 5 des TDA1578) ergab keine Spur. Der Pilotton war ebenfalls deutlich im Oszillogramm am Eingang des Decoder-ICs sichtbar.

      Bei anderen ähnlichen ICs, z.B. MC1310, kann man die Frequenz des lokalen Oszillators kontrollieren. Ohne Pilotton muss das ein Vielfaches von 19 kHz sein, möglichst nahe am Zielwert. Beim TDA1578A fand ich keine Angaben, wo man das Signal abgreifen kann.

      Letztlich brachte der Abgleich der Kanaltrennung nach Serviceanleitung Abhilfe.

      Dazu füttert man den Empfänger abwechselnd nur auf einem Kanal mit einem kräftigen 1 kHz-Tonsignal und kontrolliert auf dem anderen Kanal, dass möglichst wenig davon durchschlägt.
      Mit einem Stereocoder geht das sehr komfortabel. Der Wechsel des Tonkanals erfolgt simpelst per Knopfdruck. Ein handelsüblicher FM-Transmitter, passend von einer Frequenzgenerator-App auf dem Smartphone gefüttert, dürfte es aber auch tun.

      Die Signalkontrolle habe ich per Oszi nach den Nebenfrequenzfiltern vorgenommen. Das ließ sich gut durchführen, die Potistellungen wichen für rechten und linken Kanal nicht voneinander ab. Zu beachten ist noch, dass man sich genau an die Abgleichvorschrift hält bezüglich der Ausgangsstellungen der Potis und der Reihenfolge ihrer Justage.

      Nach dieser Aktion schaltet das Gerät nun zuverlässig in den Stereobetrieb.

      Viele Grüße
      Christian
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      Ähnliche Zicken bei Stereo hatte ich auch schon bei Empfängern verschiedener Typen und Marken gelegentlich. In Einzelfällen lag es mal ein einem defekten Trimmpoti oder einem trockenen Elko, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle, wie bei Christian, an einer gedrifteten Einstellung am Stereodekoder.

      Ich messe bei der Gelegenheit meist auch noch den Frequenzgang für UKW-Stereo. Das geht auch ohne Preemphasis (Meine Faustregel: Bei 10 kHz muss der Ausgangspegel um 10 dB niedriger als bei 1 kHz sein). Da habe ich - bei japanischen Receivern von Anfang der 1970iger Jahre - schon große Überraschungen erlebt. In zwei Fällen falsche Bestückung beim Tiefpass für die Deemphasis, z.B. 75 µs gefunden bei der Bestückung auf einer Decoder-Platine, die extra für den Europäischen Markt sein sollte (bei Sansui Receiver 2000a) und auch bei Kenwood war's in einem Fall (KT 7000) "daneben". Trotz sonst ordentlicher Funktion des Stereodekoders und Bestückung gemäss Schaltplan. Es liess sich in allen Fällen wieder auf "Soll" berichtigen.

      Gruß
      Reinhard

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      Reinhard, gründlich wie immer.

      Noch ein Schnipsel zum Abgleich des Grundigs. Die Empfehlung lautet, erst R169 und dann R177 einzustellen. Warum ist das so?

      R169 wirkt auf den lokalen Oszillator, bestimmt gemeinsam mit dem Kondensator an Pin 11 die Frequenz, mit der er schwingt. Je weiter die vom Soll von 76 kHz entfernt ist, umso größer wird das Übersprechen. Der Einfluss ist recht eindeutig. Ist die Leerlauffrequenz zu weit weg, rastet die Phasenregelschleife gar nicht mehr ein, Stereoempfang ist nicht mehr möglich.
      R177 hingegen liegt am Ausgang zwischen den beiden Audiokanälen. Dessen Einfluss auf das Übersprechen ist deutlich geringer. Eine Fehlstellung beeinflusst nicht die Mono-Stereo-Umschaltung.
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