Tagebuch einer Saba Freudenstadt 100 Überholung.

      Ein guter Freund von mir hat sich vor einigen Monaten auf seine Liebe zu alten Röhrenradios besonnen und hat angefangen, defekte Geräte aufzukaufen und herzurichten. Immer wenn ich bei Ihm war, hatte er wieder ein, zwei neue Schätzchen auf seiner Werkbank liegen und war am löten. Als er dann für mich mein altes Saba Freudenstadt 7 3D, das ich vor Jahren bei einer Haushaltsaulösung geschenkt bekommen hatte und das bei uns im Wohnzimmer als Deko ungenutzt rumstand, repariert und poliert hat, hat es mich irgendwie gepackt.
      Also flugs in die Bucht geschaut und siehe da, für diese mager beschriebene Katze im Sack habe ich den Zuschlag bekommen:
      Der original Ebay-Text mit nicht sehr aussagekäftigen Bildern:

      Altes gut erhaltenes Röhrenradio, der Marke Saba Freudenstadt 100 (Telefunken). Alter müßte laut Angaben hinkommen.

      B= 60 cm, H=40 cm, T=26 cm. Nußbaum furniert. Dem Alter entsprechend die üblichen Gebrauchsspuren.

      Guter Klang, schwer, daher nur Abholung!!





      Gekauft für 16 Euro und im Nachbardorf abgeholt.
      Lt. Beschreibung sollte ja alles ok sein. Glauben konnte ich das ja nicht so recht, aber bei dem Preis - egal. Was mir auf den Bildern auffiel war das Fehlen einer Messingkappe.

      Fortsetzung folgt...
      Geht ned gibts ned.
      Erster Einduck beim Abholen: Besser als gedacht. Der Stoff ist sauber und ohne Fransen, Der Lack glänzt und hat keine Risse, lediglich ein paar kleine Macken hier und da.

      Das erste Einschalten - ich konnte es einfach nicht erwarten - Das Radio läuft. Nach der Aufwärmphase, UKW-Sender suchen - guter Empfang, erstaunlch viel Bass - etwas runterdrehen. Gleich mal den Höhenregler testen - der sass fest. Naja, das kenne ich ja schon von meinem Freudenstadt 7, etwas mit Oszillin besprühen und gut is. Dann Umgeschaltet auf Langwelle - nix, Mittel - nix, Kurz auch nix... Da muss ich wohl doch nach Fehlern suchen...

      Nach etwa 3 Minuten laufen, fängt der Ton auf einmal an zu kratzen. Je mehr Bass, desto kräftiger das Kratzen. Erste Ängste machen sich breit - Genau so ein Kratzen habe ich bei meinm Freund mal gehört, bei einem Chassi mit defektem Übertrager. Der wird doch nicht etwa..

      Egal - Jetzt werden erst mal die Kondensatoren getauscht und dann sehen wir weiter.
      Also erstmal Gerät ausstecken und Grundreingung. Also voller Vorfreude hinten den Deckel auf - was wird mich erwarten? Basteleien? Verkohlte Trafos? Nichts dergleichen. Eine schöne, dicke, unberührte Staubschicht. Super! Das Ding wurde schon lange nicht mehr aufgemacht:



      Also Staubsauer an und Vorreinigen. Die Röhrenabdeckung von einer der Empfangsröhren fehlt. Dann hat wohl doch schon mal jemand dem Problem mit dem Empfang nachgehen wollen. Aber die alten Teerkondensatoren sind alle noch an Ort und Stelle:



      Also die Drehregler abgeschraubt, die Glasplatte abgenommen und mit etwas Spüli und einem weichen Lappen vorsichig gesäubert. Hier alles Tiptop. Keine Macken. Schön.
      Was macht die EM84? Die leuchtet zwar noch deutlich, aber höchstens noch zu 50% der ursprünglichen Leuchtkraft - ich werde sie wohl ersetzen müssen, wenn das Radio wieder läuft. Die Original-Halterung ist leider bei Berührung zerbröselt. Da muss ich mir wohl was einfallen lassen.

      Fortsetzung folgt...
      Geht ned gibts ned.
      Am nächsten Basteltag ging es den alten Teer-Kondensatoren an den Kragen. Penibel habe ich mir die Position und Orientierung der Teile notiert, bevor ich sie abgeknipst habe, um die Werte ablesen zu können. 14 Teer-Kondensatoren habe ich gefunden, Auflistung folgt:
      4x 0,1uF 125V -
      2x 0,1uF 500V-/220V~
      1x 0,027uF 250V-/100V~
      2x 0,022uF 125V- (einer davon mit Abschirmung, also 3 Beine)
      2x 0,022uF 500-/220V~
      1x 0,047uF 125V-
      1x 0,015uF 125V
      1x "2x5000pF 500V~" eine Art Doppelkondensator mit 3 Beinen.

      Tags darauf wanderten dann die neuen Kondensatoren an Ort und Stelle:



      Flugs eingelötet und schnell einen Probelauf. Jetzt ist mir aufgefallen, dass der Netzschalter nur bei jedem dritten Schalten einschaltet - scheint ein typischer Saba-Defekt zu sein. Da muss ich mich später drum kümmern. Mit den neuen Kondesatoren (den Doppelkondensator habe ich abgeknipst und NICHT ersetzt) ist der UKW-Empfang gut, LMK funktioniert wieder und das Kratzen ist verschwunden. Ich bin sehr zufrieden. Mein kleiner Helfer scheint auch sehr zufrieden ;)



      Jetzt kann es ans saubermachen gehen.

      Fortsetzung folgt...
      Geht ned gibts ned.
      Hallo Matthias,
      sehr schöne und lohnenswerte Aufgabe. Das mit dem Netzschalter sollte kein Problem sein. Da ist an einer Schaltebene ein Zacken vom Schaltstern abgebrochen, stell einfach fest, welche Schaltebene es ist und überbrücke sie, der Schalter funktioniert dann wieder einwandfrei!
      Die beiden Elkos - Kathodenelko der Endröhre und den am Ratiodetektor solltest Du auch noch ersetzen, die schwächeln auch meistens. Ich suche auch immer noch nach angekokelten Widerständen und ersetze die. Sollte die Anodenspannung zu niedrig sein ist ein neuer Gleichrichter und meistens auch Netzelko fällig - ich mache von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen immer, weil es früher oder später doch fällig wird und dann die ganze Montiererei von von vorn losgeht.Ich hoffe, dann kommt bald der nächste Bericht!!

      Viel Spaß weiterhin
      Gruß
      Heino
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Schönes Teil :klatsch:

      Das mit der Halterung der Em84 ist normal...
      Bei mir ist die auch sofort zerbröselt. Du kannst die Röhre auch das Gummi in die Halterung machen. Das Gummi war nur dazu da den kleinen Backelit-Aufsatz zu halten und der ist nicht unbedingt erforderlich.


      Übrigens:
      Bei Volker bekommst du auch axiale Kondensatoren, dass heißt die sind rund und haben an beiden Enden lange Beinchen. Das hat der Vorteil, dass du die Beinchen nicht mit Draht verlängern musst.


      Beste Grüsse,
      Christopher
      Skype Adresse: ChrisN1993