Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht

Ja Heiner, so sehe ich das auch, das Gerätedesign dieser Geräte in den 50er Jahren war nicht durch Minimalismus und Understatement geprägt sondern von einem neu wiederentdeckten (bescheidenen) Luxus und dem Stolz, aufwendige Rundfunkgeräte bauen bzw. sich leisten zu können. So gesehen ist man den Geräten schon schuldig, ihnen auch diese Strahlkraft zurückzugeben.

Bei der äusseren Erscheinung bin ich daher auch für Glanz, Sauberkeit, Beleuchtungseffekte und Solidität zu begeistern.

Bei der Technik innen drin higegen gelten bei mir die harten Diktate der Funktionalität, technischen Leistungsfähigkeit, Dauerhaftigheit und unbedingter funktionstauglichkeit verbunden mit Betriebs- und elektrischer Sicherheit. Da haben Gimmicks und optische Effekte - und dazu zähle ich auch das "Tarnen" von Bauteilen nichts zu suchen.

Beim Design bedeutet das natürlich nicht, dass ich mich nicht auch für ein absolut reduziertes und funktionales Design a la Dieter Rams endlos begeistern kann. Nicht umsonst wird es gerade heute wieder von Apple etc. fast 1:1 nachempfunden.

Ivica, sei froh, dass Du diese spannende Periode aus der Nähe miterleben konntest! Du weisst ja:

Glückliche Zeiten,
nicht trauern, dass sie vorüber,
lächeln, dass sie gewesen...

Das ist es ja, was den heute dieses Land prägenden blassen Maden in ihren schwarzen Anzügen und freiwilligen Glatzenträgern fehlt. Sie werden, wenn schwierigere Zeiten kommen, so verkniffen dreinschauen, wie sie es ihr ganzes Leben getan haben.

Es gibt kein Charisma, keine Strahlkraft bei dieser Spezies.

Den Zündfunk habe ich von ca. 1981 bis in die 90er hinein gehört, meist während der Arbeit so um 18 Uhr herum. Die hatten einfach die beste Musik im Radio!
Eine politische Einstellung ist mir gar nicht aufgefallen - aber was für den einen links ist, ist für den anderen vielleicht liberal-konservativ

Punk habe ich 1977 (begeistert) live aufsteigen und wieder verschwinden sehen, es gab seitdem aber immer wieder Punkmusiker bzw. -gruppen, die das Thema (gut) neu interpretiert haben.
Bin jedoch kein Punker, damals großer Krautrockfan, später Funk, NY-Disco, Electro, Wave, Independant, Chicago House, Detroit Techno, Electronica, alles, was zwischen 1978 und 2003 in den guten Clubs lief und noch Vieles mehr -eigentlich immer das, was alle Leute um mich herum abgrundtief gehasst haben.
Vor allem aber immer zu der Zeit, als die Stilrichtungen noch frisch und auf dem Höhepunkt waren - sprich vor der für die massenkompatible Vermarktung nötigen Bastardisierung.
Als Relikt beherberge ich eine Maxi- und LP Sammlung im 5-stelligen Bereich (was die Stückzahl angeht)...

Mach ich doch glatt!

Doch zurück zum Freiburg 3DS:
Gestern habe ich die UKW-Box nach Anleitung eingestellt und getestet. Sie zeigt nun eine Empfangsleistung im UKW Bereich, die mit der des Freiburg WII und WIII zu vergleichen ist. Die Zahl der empfangenen Sender und ihre Empfangsqualität sind praktisch identisch, was auf eine vergleichbare Empfindlichkeit und Trennschärfe schließen lässt.
Werte wie Rauschen oder Großsignalfestigkeit bzw. Verzerrungen lassen sich so nicht beurteilen.

Getestet habe ich mit beiden mir zur Verfügung stehenden Variometerstäben mit identischem Oberflächenaufbau wobei sich dieselbe Empfangsleistung wie mit dem 2. Stab, der noch weitgehend erhalten war, ergibt.
(Bei der Gelegenheit ist mir der 2. Glasstab prompt zerbrochen jetzt gilt es erst einmal, Ersatz zu finden...)

Einen Vorsprung zugunsten der Gegentakttechnik in der Vorstufe vermag ich aufgrund dieser (praktischen) Empfangstests nicht zu erkennen.
Ich werde dies noch später mit der zweiten Box in meinem Bodensee überprüfen, um sicher zu gehen.
Das schliesst natürlich nicht aus, dass sich messtechnisch bei anderen Parametern wie Intermodulationsfestigkeit, Kreuzmodulationsfestigkeit, Spiegelselektion, Verzerrungen, Grosssignalfestigkeit oder was auch immer Unterschiede zeigen können.
Gigantisch dürften sie nicht sein, ich halte auch die 3-fach Variometer der WII / III Geräte für ganz hervorragend.

Hans, wenn Du Lust hast, in Deinem Labor Messungen zu machen und dies zerstörungsfrei möglich ist kann ich Dir gerne eine Box zur Verfügung stellen, bis ich Zeit für den Bodensee habe.

Hallo Ivica,

dieser Stab muss 17,4 cm lang sein und 3,8 - 3,9 mm Durchmesser haben. Ich fürchte der WIIIer ist nicht lang genug!?

Tja, die Plattenauflegerei ist immer nur ein Hobby oder etwas für besondere Anlässe geblieben. Schnell habe ich gemerkt, das man freier ist und mehr Spass haben kann, wenn jemand anders das macht, der es kann und einen ähnlichen Geschmack hat

Speziell für Heiner kommen hier noch meine Bilder des Tages zum derzeitigen Stand der Arbeit:









So langsam ist gut überschaubar, was noch zu tun ist. (Die Automaticwippe wird erst montiert, wenn das Chassis nicht mehr rein und raus gezogen werden muss.)

Die große Messingleiste um Tastensatz und Klangregler ist üppig vergoldet, die anderen Zierleisten sind so dünn und leicht verformbar, dass man sie nicht ohne Weiteres so schön ebenmäßig auf der Oberfläche polieren könnte, wie die große massive Leiste. So habe ich mich symbolisch auf ein Bauteil beschränkt, was jedoch aufgrund seiner Fläche alles rausreisst. Man muss es live gesehen haben. Die Zierplättchen der Drehknöpfe wären evtl. noch eine Überlegung wert...
Die Sache ist natürlich incl. Material und all der aufwendigen Vorabeiten für eine Vergoldung auch nicht ganz billig. Die große Leiste mit ihren 10µ rundum(!) kostet schnell so viel wie ein ganzer 3DS in der Bucht.

Man muss anerkennen, dass diesen Geräten eine seltsame Faszination innewohnt, die ich anfangs nicht für möglich gehalten hätte, die sich mir aber mit zunehmender Beschäftigung mit diesem Gerät erschlossen hat. Wenn es so funkelnd und leuchtend mit seinem glänzenden Holzgehäuse vor einem steht (nebenbei ist es auch ziemlich groß), bekommt man eine Idee, was der erste Besitzer beim ersten Auspacken gefühlt haben mag und es geht einem durch den Kopf "Ja, ganz genau so muss ein gutes Radio gebaut sein".
Es ist gleichzeitig wertkonservativ im Sinne einer hohen Verarbeitungsqualität gemäß den vorausgegangenen Modellen, aber auch hochmodern durch die Einführung bahnbrechender technischer Innovationen und es ist auch noch aus voller Überzeugung stolz auf seinen Wert und seine Qualität.

Eine ähnliche Wirkung hat aus meinem Bestand sonst einzig der Grundig 5050W.