Grundig RT100a Vorstellung

      Moin,
      @Hans,
      man koennte schon eine Spannungsfestigkeit von 16V bei einer anliegenden Spannung von 15V bei den inzwischen zutagegetretenen Eigenheiten knapp nennen. Mir ist allerdings noch keiner der Elkos im Mischteil aufgefallen, ich hatte wohl die "falschen" Geraete... Und 10 Jahre werden sie wohl fast immer gehalten haben.

      @Achim,
      ich nehme an, der Kondensator hatte einfach keine Lust mehr ;) Bei an sich optimalen Einsatzbedingungen kann man ueber den Ausfallgrund eines Bauteiles nur spekulieren. Alle Tantal, die ich als Ausfall erlebt habe, hatten im Grunde auch nichts auszustehen. Die, die einen Grund gehabt haetten, haben sich besser gehalten.

      Was ist eigentlich aus den Al-Elkos mit festem Elektrolyten geworden? In der Elektor(?) wurde sie mal beschrieben als mit den guten Eigenschaften der Tantalkondensatoren mit der Robustheit der Al-Elkos in Kombination.

      Achja, wenn ich genauer darueber nachdenke, ist der obenerwaehnte MXV100 weniger an Tantal- (er hat nur 4 oder 6), sondern an ordinaeren Al-Elkos "gestorben". Besonders die 0,47µ Koppelelkos hat es dahingerafft. Ein prima Einsatzgebiet fuer die Wima-Miniaturfolienkondensatoren RM2,5.

      73
      Peter
      Hallo Peter, Hans, Achim,

      Es gibt bei der Grundig 100 mm Serie die unten genannten Tantalelkos die systematisch mit Leck ausfallen und dann am besten durch reguläre Elkos mit allerdings höherer Spannungsfestigkeit ersetzt werden sollten.

      1) R 2000, R 3000, T 3000, T 5000: Der schon genannte Ta-Elko (16V) im HF-Mischteil - den Fall habt Ihr hier ja oben besprochen

      2) R 2000, R 3000: Die beiden Tantalelkos C6 und C7 (10µ/35V Pufferelkos) im Vorverstärker. Dort liegen heute aufgrund der höheren Netzspannung nicht mehr 27V sondern 33V an.

      3) Beim V 5000 und A 5000 ähnlich wie bei 2) die beiden: C606 und C607 am Pefgelsteller. Derselbe Casus.

      4) Beim SXV 6000 (50 mm Serie) ähnlich wie bei 3) die beiden C103 und C106.

      5) Beim A 5000 werden auch gerne die Tantalkondensatoren an der Overloadanzeige leck: C604 und C606 und als Folge dann Diodenschaden D629 und D633.

      Es gibt dann gelegentlich noch weitere Ausfälle bei Tantalelkos im Vorverstärker vom V 5000 / A 5000. Aber nicht so systematisch und regelmässig wie die oben genannten. Sonst waren diese Elkos (alles die "blauen Perlen") in diesen Grundigs unauffällig. Die obengenannten Ausfälle sind aber auffällig häufig.

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      bei den Verstärkern SV 140 bzw. SV 200 bieten sich natürlich noch mehr Einsatzmöglichkeiten für Tantalelkos.
      Meines Erachtens spricht nichts gegen einen Ersatz durch aktuelle 50V / 63V Folienkondensatoren (WIMA Miniatur-MKS), die ich im Kapazitätsbereich bis einschließlich 10µ zunehmend verwende.

      Ganz allgemein fallen alte Tantalelkos einfach viel spektakulärer aus, als AL-Elkos.
      Ein Kurzschluss oder Feinschluss bei einem Tantalelko fällt immer auf, während die successive Verminderung der Kapazität und der kontinuierliche Anstieg des ESR bei AL-Elkos mit kleiner Kapazität sehr lange, wenn nicht dauerhaft unbemerkt bleiben können, da nicht sofort ein Ausfall des Gerätes oder einzelner Funktionen, sondern "nur" eine schleichende Verschlechterung der Funktionen die Folge sind.

      Von daher sind die langfristigen Ausfallraten im weiteren Sinne womöglich gar nicht so weit auseinander ;)
      Achim
      Hallo Achim,
      Volle Zustimmung.

      Was ich mit meinen Beispielen sagen wollte:

      In allen Fällen des "systematischen" Ausfalls mit Leck war der Tantalelko lange Zeit hart an seiner Spannungsfestigkeit betrieben worden (1-2 V unter "Nennspannung"). Im Fall 3) und 4) (Pegelsteller-Schalter) auch noch mit "Impulsbelastung". Damit ist der "vorzeitige Ausfall" (im Vergleich mit den vielen anderen Ta-Elkos in den genannten Geräten nicht einfach nur Alterung, sondern auch der Grenzbelastung geschuldet. Natürlich kaum ein Grund zur Klage, schliesslich haben die Geräte 20 Jahre und länger gehalten.

      Technisch allerdings wären selbst diese Ausfälle vermeidbar gewesen. Viele Geräte sind vermutlich nur wegen eines ausgefallenen Kanals aufgrund eine Ta-Kondensator-Defekts auf dem Müll gelandet. Das tut etwas weh und nur deshalb erwähne ich es.

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      Deine Aufstellung der einzelnen Serien mit ihren Problempositionen in Post 061 habe ich mir gleich in meinen Grundig Ordner kopiert. So kann man , wenn eines der genannten Geräte repariert wird, vorbeugen.

      Meckern darf man bei all den Grundig Klassikern wahrlich nicht.
      Bei meinem RT100a, der ja rund 40 Jahre alt ist, habe ich nun gerade mal die beiden Selenkleinbrücken (vorsorglich) und den genannten 10µ ersetzt. Sonst nichts!

      Ein Genuss ist auch die Knackfreiheit aller(!) Schalter. Die kleinen Druckschalter sind durch ihre geschickte ingtegration in die Schaltung absolut knackfrei, die großen Schalter für die Wellenbereiche schalten beim Betätigen noch VOR dem eigentlichen Schaltvorgang eine Mutingschaltung, die erst nach völligem Loslassen aller Schalter wieder das Signal freigibt.
      Das ist für einen Allwellentuner mit 5 Wellenbereichen aus dieser Zeit außergewöhnlich.
      Wenn man bedenkt, wie wenig Gedanken man sich bei Saba Anfang bis Mitte der 70er um so etwas gemacht hat...
      Achim
      Moin,
      der Stummschaltkontakt am Tastensatz war bei Grundig, zumindest bei den teureren Geraeten, ueblich. Ich weiss nicht, bei welchem Geraet es anfing, das HF500 hat ihn jedenfalls schon. Er ist ja auch nicht schwer zu realisieren, bei den gegenseitig ausloesenden Tasten gibt es eine gemeinsame Falle, die beim Druck auf jede dieser Tasten angehoben wird. Man muss sich nur noch ueberlegen, was man mit der Bewegung dieser Falle alles anstellen kann ;)
      Ein Problem hat die Falle aber bei den Stationstasten der 100mm Geraete (R1000-R3000-2). Hier ist sie ein sehr duenner Blechstreifen, der sich seitlich verschiebt. Er bringt es fertig, die Tastenstoessel zu verschleissen, wodurch die Falle nicht mehr greift.

      73
      Peter
      Hallo,

      ein Bild der Unterseite des Tastensatzes habe ich noch gefunden. Alles sehr solide und nahezu unbegrenzt haltbar. Man beachte, wie sorgfältig die (geschirmten) Leitungen links an der Stiiftleiste aufgelegt und abgefangen sind. Wenn in der Fertigung Leute sitzen, die nur eine Woche "angelernt" wurden, sieht das nicht so aus.
      Diese Umsicht und Sorgfalt im Detail durchzieht den gesamten Tuner.



      Das Foto entstand anlässlich der gründlichen Reinigung des Tastensatzes.
      Man kann die Tasten mit den Kontakten einzeln spielend leicht ausbauen und dann die linke und rechte Kontaktstiftreihe bis in die Tiefe gründlich reinigen und imprägnieren. Ebenso kann man die Kontaktfedern einzeln aus dem Tastenschieber entnehmen und reinigen.
      Bei welchem Tastensatz im HiFi-Bereich geht das schon.



      Ein Wattestäbchen mit Kontakt 61 passt genau in den Schacht und ist so gerade lang genug.



      So haben Kontaktprobleme durch Schmutz oder Korrosion keine Chance :)

      Eine ruhige Hand braucht man freilich beim Wiedereinführen der Schieber in ihren Schacht, sonst laufen die Kontaktfedern nicht sauber mit hinein.

      Das ist also eine Arbeit, die man nicht unbedingt nach einer strengen Nacht mit schweren Ataxien im Bereich der oberen Extremitäten erledigen sollte. ;)
      Achim
      Hallo Jürgen,

      die Parallelen sind unverkennbar ;)

      Die Frage, ob die Z-Diode im Netzteil nach 40 Jahren noch fest sitzt, kann ich mit ja beantworten. Dank Federring wird das Nachgeben des Platinenmaterials ausgeglichen:



      Edit: Nach fast 45 Jahren ist das Skalenseil für UKW gerissen:



      Es ist sehr einfach zu ersetzen:



      Bei der Gelegenheit wurden alle Umlenkrollen geölt und der Senderabstimmknopf durch ein Alu-Modell von MENTOR ersetzt. Der Originalknopf hat nur eine Bauhöhe von ca. 10mm, man rutscht leicht ab, zudem ist er für meinen Geschmack bzw. mein Gefühl etwas zu groß.

      So gefällt es mir besser:

      Achim