Grundig RT100a Vorstellung

      Vor der Sommerpause möchte ich Euch noch ein Gerät vorstellen, das ich lange gesucht habe und das Glück hatte, unlängst in ganz hervorragendem Zustand zu finden: Den Grundig HiFi Tuner RT 100 a

      Nach der Urlaubszeit möchte ich dieses Gerät und auch meinen alten Revox A76 (zu dem es bereits einen Thread hier gibt) einer kleinen Überholung unterziehen und dann schauen, wie leistungsfähig diese Geräte heute am Kabel und mit Antenne sind.
      Ohne Weiteres vergleichbar sind die Geräte nicht, da der RT100a ein vollwertiger Rundfunkempfänger mit allen Wellen ist, während der Revox ein reiner FM-Tuner ist.

      Fürs erste habe ich hier einige Bilder, so dass sich jeder ein Bild davon machen kann, wie fulminant seinerzeit in "Germany" konstruiert und gebaut wurde.
      Sich dieses Gerät näher anzusehen ist kein Zufall sondern folgt aus der Tatsache, dass Hans es entwickelt hat. Es soll auf diese Weise im Saba Forum auch ein wenig Licht auf seine Arbeit bei Grundig geworfen werden.

      Hier nun eine erste Fotostrecke mit einzelnen Funktionsgruppen und Detaillösungen. Um es vorweg zu nehmen: Von der Konsequenz in der Konstruktion, der Verarbeitungsqualität, der Qualität der verwendeten Bauteile und der Liebe zum Detail her ist es - das muss ich gestehen - mit vielen der Saba HiFi Geräte nicht zu vergleichen. Der Grundig hat hier die Qualitäten, die Saba in der Ära davor hatte.

      Ansicht von oben, in der Mitte sieht man die beeindruckende Kette der FM-ZF-Filter:



      Ansicht von vorne:



      Der AM-HF-Teil mit Philips Lufttrimmern und Spulen in Profi-Qualität:



      Die AM-ZF-Platine:



      Der Stereo Decoder, wieder sehr solide Filter, als Pegelsteller kommen vollwertige Potis zum Einsatz:



      Das UKW-Frontend mit Abstimmpotentiometer, man beachte die große Scheibe für die Untersetzung:



      Der Netzteilbereich mit 2 Selengleichrichtern, so wie es aussieht, das einzige, was ersetzt werden sollte (werden recht heiss) und Netzschalter, da wo er hingehört und nicht brummt, fernbetätigt über Seilzug!



      Die Unterseite, man sieht, der Bereich AM-HF ist doppelstöckig, dazwischen liegen die (sehr großzügig dimensionierten) Schaltleisten des Tastensatzes:



      "Made In Germany" - Frontausschnitt, zu erkennen sind eine Bandbreitenumschaltung, die technisch interessant gelöst ist und eine mindestens ebenso interessante Mittenabstimmung:



      Einige Details folgen noch, für heute soll es vorerst genügen.
      Achim
      Wirklich ein sehr schönes Gerät. Gerade die äußere Gestaltung finde ich äußerst gelungen.
      Was bedutet das "G-Int"-Emblem oberhalb des "Made in Germany" Schriftzuges? Grundig International?

      Gab es damals eingentlich schon eine Art von den heutigen Controllern bei Grundig, die die Konstruktion hinterher zusammengeestrichen haben? Denn der Rotstift hatte ja bei Verarbeitung und Aussattung hier nichts zu melden...
      Gruß Käptn Pommes *Port. 2,50€*Ketchup/Majo -.50€*
      Hallo Käptn.

      G-Int ist ein Waren oder Herkunfts- Zeichen fuer Zoll und Patentamt.

      GRUNDIG ist ein Familienname, der oft vorkommt.
      Zu der Zeit, mussten Waren ein nicht veraenderliches Merkmal haben, das War eben GRUNDIG-International. Gint.

      Die Controller gab es ab 1973.
      Schau dir den ST6000 und den weit besseren ST6500 an.

      Dort siehts Du, wo wir Entwickler "erpresst" wurden.
      Der T5000 und ST6000 nach dem Kopf der Entwickler, der ST6500 und der T7500, als technisch weit besseres Modell, aber der Aufbau und Platinenhalterungen "Fernost der billigsten Version.

      Diesen Kommisionen, musste dann erklaert werden, warum dies und jenes so sein muss und nicht anders ;(

      hans
      Heute habe ich bei diesem Gerät einen der Selengleichrichter ersetzt und ein Wenig Radio gehört (für alles andere ist es hier zu heiss).

      Dabei stellte sich heraus, dass das Supertunoscope entweder nicht funktioniert oder sich meinem Verständnis entzieht.
      Das Ganze ist eine sehr interessante Schaltung zur Mittenabstimmung. Sie besteht aus 2 roten Lampen links und rechts und einer zentralen Weissen.
      Wie ein entsprechendes Zeigerinstrument soll es die optimale Abstimmung auf die Empfangsfrequenz ermöglichen, ohne dabei ausschließlich die Feldstärke auszuwerten. Ich verstehe es so, dass im Optimum nur die weisse Lampe leuchtet, bei Verstimmung in eine Richtung vom Optimum weg die entsprechende rote Lampe.

      Zusätzlich gibt es einen "Programmierschalter", einen Drucktaster, der wohl die Empindliuchkeit ändert, mit der die Lampen reagieren.
      Hält man diesen Taster gedrückt, funktioniert die Sache, im Normalbetrieb aber leuchten nur die beiden roten Lampen - auch im Optimum bei leuchtender Stereoanzeige:



      Die Schaltung hierzu gehört zum Exotischsten, was man in UKW-Tunern so finden kann. Hier ein Ausschnitt des Schaltbildes:





      Eine Schaltung, die sich mir nicht unmittelbar intuitiv erschließen mag!
      Achim
      Hallo Achim.
      Ich werde Dir die BD einscannen.
      Ohne dass Du was bedienst, muessen die Lampen wie ein 0 Instrument "durchlaufen" rot. rot-weis, weis, weis-rot, rot.
      Das Supertunoscope eine Idee von mir, erklaere ich dann, wenn das normale Tunoscope <R> (Patent) aus dem RTV600 richtig anzeigt. Damit ist auch die MUTING verknuepft. Das haben die Kollegen erfunden, das "SUPER" kommt oder kam von mir.

      hans
      Hallo Hans,

      für die BD wäre ich Dir dankbar, dann werde ich mich erst einmal einlesen.

      Die Sache ist schon ziemlich genial - man kann präzise auf das Optimum abstimmen, ohne mit dem Kopf direkt am Gerät auf einen Zeiger starren zu müssen. Ein Farbwechsel ist eindeutig und viel leichter aus der Distanz ablesbar!

      Das Herz der Sache ist natürlich die Schaltung zur Auswertung des Empfangssignals, sie muss präzise an den richtigen Punkten umschalten.

      Da bin ich ja mal gespannt!
      Achim
      Hallo Achim.

      Als Hinweis.
      Bevor es OP-Amps gab, war es sehr schwer eine DC- Spannung oder einen Offset im mV Bereich anzuzeigen.
      Fast alle UHF- MV- Meter arbeiten daher mit einem Zerhacker (mechn. oder Chopper) und nach Verstaerkung der AC Groesse mit einem synchron laufenden Gleichrichter.
      Sowas ist das. es kann +/- 50 oder +/- 200mV anzeigen!
      Was es exact macht, spaeter.

      hans
      Nachtrag: Das Chassis des RT200 ist ausser der Skala 100% baugleich mit dem RT100a. Der RT100 aber nicht.




      Hallo Achim, es ist so wie Du sagst.

      Der Chopper laeuft mit 50Hz.
      Bei den RVs geht das nicht, weil sonst der Brumm am oder vom Taskopf mit angezeigt (Schwebung) wird. Bei HP werden 50 und 60Hz ueberkreuz verwendet, also bei uns hier 60Hz. Oder 75 bis 85Hz immer.

      Gruss hans
      Das Supertunoscope tut nun wieder seine Arbeit. Die Mutingschwelle war einen Tick zu hoch eingestellt. Das Tunoscope reagiert nur bei Sendern, die nicht gemuted werden (klar) und die eine bestimmte Feldstärke überschreiten.
      Die Abstimmung mit dieser Anzeige ist ausserordentlich bequem und kann aus der Distanz praktisch aus dem Augenwinkel heraus super präzise vorgenommen werden.
      Im gegensatz zum Beispiel zu einer LED, die im Optimum leuchtet, sieht man hier immer auch die Richtung, in die korrigiert werden muss.

      Beim Programmieren der Preomattasten wird es noch bequemer: Alles ausser dem zu suchenden Sender wird gemuted, sobald der richtige Sender gefunden ist, ertönt er.

      Ausser den beiden vorsorglich getauschten Selenbrücken und einer Skalenlampe scheint bei diesem Gerät überhaupt nichts im Argen zu liegen. Die sorgfältige Auswahl der Bauteile (ERO KT1807 und Co.) sowie die Qualitätskontrollen bei Grundig haben sich gelohnt.

      Der Empfang ist nach einem ersten Test hervorragend. Die Zahl der mit Wurfantenne in Stereo einwandfrei empfangbaren Stationen kaum zu überbieten.
      Achim
      Hallo Hans,

      den Reparaturhelfer hatte ich mir vorsorglich besorgt gehabt, weil ich dieses Gerät schon länger im Visier habe ;)

      Die technische Ausführung, die Schaltung und vor allem die Empfangsleistung müssen jeden Vollbluttechniker begeistern, unabhängig davon, welches Herstellerlogo drauf ist. Allein die Bilder sprechen für sich, wenn man sie "lesen" kann.
      Zudem ist der Bedienungskomfort herausragend, ebenso der Klang.

      Dieser Tuner zeigt eine bewundernswerte Konsequenz in der Realisation und ist offensichtlich schon vor dem Start der Serienproduktion fertig gewesen. Bei manchem Hersteller finden sich in dieser Zeit reichlich nachträgliche Änderungen und Korrekturen z.B. in Form von auf der Printseite nachbestückten Bauteilen.

      Ich will doch hoffen, dass Du darauf, was Du und deine Kollegen bei den HiFi Geräten dieser Zeit erreicht habt, ausreichend stolz bist.
      Grund genug hast Du.
      Achim
      Moin,
      kann Hans Dich mit der Geraetebeschreibung aus der TI versorgen, oder soll ich demnaechst meinen Scanner anwerfen?
      (demnaechst, weil ich im Moment nur mit Laptop kann. Mein Hauptrechner ist in der Lage, den hier herrschenden 27°C Raumtemperatur blitzschnell noch ein paar Grad hinzuzufuegen ;)
      Der Laptop hat leider kein SCSI...)

      73
      Peter