Grundig Ferrit-Antenne III

      Hallo,

      kurz vor Weihnachten hatte ich das Glück, eine sehr seltene Nachrüst-Ferritantenne III mit Röhre EF42, für die Grundig-Modelle 4010/5010 bei ebay zu ersteigern.

      Erst mal zwei Bilder von der Rückwand damit Ihr seht wo sie hingehört:






      Und hier nun die Antenne:

























      Es folgt der seltene Einblick ins Innere:












      Die Antenne ist stark verschmutzt aber es ist kein Rost vorhanden. Sie gehört über den beiden EL12 montiert. Die aufsteigende heiße Luft hat wohl in Jahrzehnten diesen gelblichen Belag hinterlassen.
      Das Kästchen besteht aus Aluminium oder Weißblech.
      Einer der hauchdünnen Antennendrähte ist leider abgerissen. Ich werde sie zum reinigen und reparieren komplett zerlegen müssen. Die Teerkondensatoren werden ausgetauscht.

      Wie wird die Antenne angeschlossen?
      Die Stromzufuhr bekomme ich sicherlich noch hin. Am Netztrafo befindet sich ja eine angeschraubte Pertinaxplatte mit Lötfahnen für den Anschluß (rechts oben neben der EL12):



      Es wären aber zwei weitere Kabel vom Antennenausgang anzuschließen. Sie führen vom Schalter weg. Beide sind übrigens nicht abgeschirmt. Ist das original?


      An Unterlagen und Infos jeglicher Art bin ich sehr interessiert. Gerne auch per E-Mail.
      Es gab einmal Berichte in der Funkgeschichte(GFGF) und der Funkschau die mir leider nicht vorliegen.


      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      in der FUNKGESCHICHTE Nr.87 (1992) wurde eine GRUNDIG Ferritantenne Selector beschrieben. Sie sieht genauso aus wie auf deinen Fotos und hat die gleiche Röhre. Sie soll für den 4010 und 5010 sein.

      Bei Bedarf kann ich eine Kopie des Artikels mit Schaltbild mailen.

      Gruß,
      Werner
      Grüße aus dem Odenwald

      Werner
      dl2jas postete
      Achim, welche Störungen durch Lautsprecher bei AM hast Du im Hinterkopf?

      Andreas, DL2JAS
      Hallo Andreas,

      ich denke an die hier beschriebenen Effekte:

      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/3090_56_FA.pdf

      Speziell: Verstimmung der Ferritantenne durch das Magnetfeld eines Lautsprechers und die Induzierung von "Scheinsignalen" beim Drehen / Abstimmen.
      Achim
      Hallo Werner,

      der von dir angesprochene Beitrag hört sich allgemein interessant an. Vielleicht wäre es eine gute Idee, diesen im Downloadbereich für alle Mitglieder zugänglich zu machen.

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      Hallo Udo,

      eine zusätzliche aktive Ferrit-Antenne ist nichts alltägliches. Da hast du wohl einen guten Einkauf getätigt. Jetzt hoffe ich, dass du diese aufgrund der angesagten Informationen problemlos in dein Gerät wirst integrieren können.

      Vielleicht kommt mittels des Beitrages auch die Schaltung "herübergewachsen" es wäre interessant zu sehen wie eine solche Schaltung industriemäßig aussah. Um einen optimalen Wirkungsgrad der FA zu erreichen, müßte diese eigentlich mit abgestimmt werden - wie wurde dieses Problem bei Grundig gelöst?

      Ich erinnere mich auch eine solche in irgendeiner Funkschau als Bauanleitung gesehen zu haben - damit konnten ältere Empfänger universell nachgerüstet werden. Nur leider habe ich keine Ahnung mehr in welchem Jahr dieser Beitrag zu finden wäre.

      Ich habe einmal in den Service-Unterlagen des 5010 nachgeschaut, aber da ist kein Hinweis zu finden wie eine aktive Ferrit-Antenne nachträglich eingefügt werden könnte. Wahrscheinlich war dieser Nachrüstsatz sehr selten und wurde mit der Anleitung ausgeliefert, welche dann irgendwann in einem Papierkorb endete.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Werner,

      die Unterlagen sind angekommen. Vielen Dank dafür!

      Hallo Peter und Interessierte,

      ich halte diese nachrüstbare Antenne für noch seltener als die im 5010F serienmäßig verbaute.
      Der Verkäufer hat sie wohl falsch eingestellt, daher sind nur wenige darauf aufmerksam geworden.
      Wie ich aus den interessanten Unterlagen von Werner feststellen muß, ist der Umschalter bei dem mir vorliegenden Modell nicht original.
      Ich bin mir nicht sicher ob man den Bericht aus der Funkgeschichte (GFGF) hier veröffentlichen darf.
      Peter, wenn Du magst, schicke ich ihn Dir per E-Mail.

      Wie ich dem Aufsatz entnehmen kann, gab es die Nachrüstantenne in drei Ausführungen:
      Ausführung I ohne zusätzliche Röhre zum Preis von 18,50DM für den Einbau in die Geräte Grundig 3010 und 3012.
      Die Ausführung II hatte eine aperiodische Breitbandverstärkerstufe unter Verwendung der rauscharmen EF42. Sie war für den Einbau in die Geräte 4010 und 5010 gedacht und kostete 34,--DM.
      Die hier vorgestellte Antenne III entspricht einer Universalantenne mit eigenem Netzteil und Ausgangsbandfilter für alle Geräte und kostete 46,--DM.
      Das Netzteil liegt mir leider nicht vor.

      Fragen:
      Was versteht man unter einer aperiodischen Breitbandverstärkerstufe?
      Wofür sind die Ausgangsbandfilter gedacht?

      Hans, falls Du mitliest und hier etwas einbringen könntest wäre ich Dir sehr dankbar.

      Gruß Udo
      Hallo allerseits,

      ich habe die Funkschau Anleitung tatsächlich wieder gefunden - stand in einer meiner eingelagerten. So will ich den schaltungstechnischen Teil gerne hier vorstellen. Der folgende Text ist "Originalton" aus der Funkschau. Nun denn...

      Schaltung eines Vorsatzgerätes – Aktive Ferrit-Antenne - Quelle: Funkschau 1954/Heft 4/Seite 79

      Die praktische Ausführung der Schaltung zeigt Bild 1. Die fertig gewickelte Ferritantennenspule (Dreipunkt) wird mittels eines Drehkondensators (500pF) abgestimmt. Die Anordnung bildet den Gitterkreis einer Röhre EF42, die das Eingangssignal weiterverstärkt. Der Anodenkreis ist aperiodisch, die verstärkte Spannung wird über 200pF ausgekoppelt.




      Die Höhe der Verstärkung ist demzufolge von der Impedanz des nachfolgenden Empfängers abhängig. Infolge der großen Steilheit der Röhre EF42 ist die Verstärkung selbst für unempfindliche Empfänger völlig ausreichend.

      Die erforderlcihe Gittervorspannung fällt an dem Katodenwiderstand von 170 Ohm ab. Das Schirmgitter liegt unmittelbar an der Anodengleichspannung. Ein Siebglied (1kOhm, 50nF) verhindert das Eindringen von HF-Resten in das Netzteil.

      Das Vorsatzgerät ist mit einem eigenen Netzteil ausgestattet und ist somit vom Empfänger unabhängig. Außerdem vermeidet man eine Überlastung des Empfängernetzteiles. Die Anodenspannung wird aus einer Wicklung des Netztransformators entnommen, gleichgerichtet und in einer einfachen Siebkette mit einem Doppel-Elektrolytkondensator gefiltert. An Stelle einer Siebdrossel genügt ein 3 kOhm Widerstand. Eine parallel zum Heizkreis geschaltete Kontroll-Lampe zeigt den Betriebszustand des Gerätes an.

      --------------Funkschau Text Ende----------
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Udo,

      Eine aperiodische Verstärkerstufe ist eine Breitbandverstärkerstufe, welche im Ausgang keine abgestimmten Elemente besitzt (z.B. Filter). Sie verstärkt daher einen breiten Frequenzbereich gleichmäßig. Die Schaltung im vorigen Post kann man als Beispiel ansehen, dort befindet sich im Anodenkreis eine Drossel - die Güte dieser Drossel darf nicht allzu groß sein, weil sonst das mit der Frequenz zunehmende Omega-L ein Ansteigen der Verstärkung bei hohen Frequenzen bewirken würde. Andererseits ist durch geschicktes Dimensionieren der Drossel eine Kompensation des natürlichen Verstärkungsabfalles von Verstärkern bei hohen Frequenzen möglich, wodurch man eine besonders hohe Bandbreite erzielen kann.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Dieter,

      die Bezeichnung "Dreipunkt" bezieht sich gemäß original Funkschau Text auf den Hersteller, bei welchem man den bewickelten Antennenstab beziehen konnte - die Firma Dreipunkt stellte Filter und Spulensätze her.

      Ich frage mich ja auch, wie das von Udo vorgestellte Kästchen funktioniert. Man sieht wie die FA direkt an die Röhre angeschlossen ist und im Ausgang befindet sich scheinbar auch ein Filter - Es kann eigentlich nicht sein, dass die Antenne auf nur eine Frequenz abgestimmt ist. Eine breitbandige Auslegung würde aber keinen besonders hohen Wirkungsgrad versprechen - vielleicht bekommen wir doch die Schaltung noch zu Gesicht.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo allerseits,

      nur zum Trost: Der eingebaute Kippschalter von Marquardt hat wahrschinlich eine bessere Qualität als der ursprünglich eingebaute Schalter.

      Hier ist das Schaltbild des Modells II (aus Udos Unterlagen). Eine Abstimmung im Eingang findet demnach nicht statt, im Ausgang liegt ein Filter.



      Ich vermute, dass es um eine selektive hohe Verstärkung nicht primär ging, sondern mehr um das Ausblenden störender Stationen durch die Richtwirkung.
      Achim
      Moin,
      oben wurde nach "aperiodisch" gefragt.
      Das bedeutet, die Anordnung ist nicht abgestimmt, sondern breitbandig ausgelegt. Die EF42 hat nur die Aufgabe, die geringe Spannung der Ferritantenne etwas anzuheben, etwa auf das durchschnittliche Niveau einer ordentlichen Hochantenne. Die effektive Hoehe einer Ferritantenne ist ja nicht besonders ;)

      Koennte man die Antenne abstimmbar machen, bekaeme man noch einen zusaetzlichen Kreis fuer die Vorselektion.
      Damit die Grundigantenne nicht zuviele Stoerungen aus dem E-Feld aufnimmt, ist sie mit einem elektrischem Schirm versehen.

      Die Schaltung aus der FS ist gut bekannt, wer sie nachbauen will, verwendet besser die EF80. Wer in seiner jugendlichen Fernseher-auseinandernehm-Zeit aktiv war, sollte genug davon haben ;)
      Sollte der Netztrafo des Radios zu knapp fuer die Heizleistung sein (das mA fuer die Anode/G2 faellt nicht auf), wechselt die 0,3A Skalenlampen gegen solche fuer 0,1A aus. Ist zwar nicht so hell, aber dafuer freut es den Trafo.

      Wie man sieht, hat man bei Grundig wieder mal nachgedacht. Die EF42 hat Schirmgitterneutralisation.
      Der Kondensator, der das Speiseende der Primaerwicklung des Ausgangstrafos "erdet", ist nicht direkt an Masse, sondern an den Schirmgitterkondensator gelegt. Dadurch wird ein winziger Teil der Ausgangswechselspannung gegenkoppelnd dem Schirmgitter zugefuehrt. Man findet es auch bei ZF-Verstaerkern.

      73
      Peter
      Hallo Achim,

      der Kippschalter macht in der Tat einen sehr soliden Eindruck. Man kann ihn sogar durch lösen von 4 Schrauben öffnen.
      Leider passt er aber nicht in die in der Rückwand vorhandene Öffnung.
      Dafür müsste er mindestens zwei cm näher am Kästchen sitzen. Er würde dann aber dort anstoßen.
      Hier muß ich mir noch etwas einfallen lassen. Auf keinen Fall werde ich aber die Rückwand mit einer zusätzlichen Aussparung versehen.
      Meine Schaltung weicht von dem in der Funkgeschichte abgebildeten Schaltbild ab.
      Ich vermisse die Widerstände 1K und 10K. In meiner Schaltung ist nur ein 300p Kondensator vorhanden, keine zwei Stück. Dafür ist aber noch einer mit 1000p (am Schalter) angelötet.Das ist glaube ich die tropenfeste Ausführung. Irgendwo hatten wir mal darüber gesprochen.
      Ich habe extra mehrere möglichst deutliche Fotos hier eingestellt. Vermutlich könnte man daraus ein Schaltbild, zum Vergleich mit dem aus der FG, erstellen.

      Gruß Udo
      Hallo allerseits,

      in Udo's Kästchen sind die beiden Widerstände 10k und 1k augenscheinlich durch je eine der Drosseln ersetzt. Warum hat man dieses getan? - die Drosseln sind doch viel teurer als ein Widerstand. Hat man dadurch möglicherweise eine erhöhte Schirmgittergegenkopplung erzielen wollen? Wird dadurch der Ausgangswiderstand der Pentode verringert, um die Bandbreite des Ausgangsfilters zu erhöhen?
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo,

      nochmal zur Info:
      Die Ferrit-Selector-Antenne (ohne Netzteil) Ausführung II war für die Grundig-Modelle 4010 und 5010 bestimmt. Der Trafo des 5010 müsste also groß genug sein. Ich glaube nicht, daß GRUNDIG das sonst so gemacht hätte.

      Ich besitze die Ausführung III. Diese ist für ALLE Geräte bestimmt und wurde mit Netzteil ausgeliefert. Bei der mir vorliegenden Antenne fehlt es aber.
      Da der 5010 aber wohl kein separates Netzteil benötigt, müsste ich sie dort einsetzen können.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      das folgende Schaltbild sollte deinem Kästchen entsprechen. Die drei nicht gekennzeichneten Kondensatoren (2x5nF, 50nF) sind die bösen Teeries, welche ersetzt werden sollten. Eigenartig ist es, dass das Ausgangsfilter mit Abgleichkernen versehen ist; das ist bei Breitbandanwendungen eher unüblich. Sei's denn...

      Punkt 1) wird mit der Antennenbuchse verbunden, während Punkt 2) dann mit dem von der Antennenbuchse abgelöteten Draht verbunden wird. So kann man dann mit dem Kippschalter von normal- auf Ferrit-Antenne umschalten. +UBin (+UB-INPUT) bedeutet, dass an dieser Stelle die Anodenspannung aus dem Gerät zugeführt wird. Der schwarze Draht (GND) muss jetzt noch mit dem Chassis verbunden werden, während der gelbe mit 6,3V Heizspannung beaufschlagt wird. Dann kann man auf "Sendung", in unserem Fall aber eher auf Empfang gehen.




      Die Farben der Kabel habe ich deinen Bildern entnommen. Mit dem zweiten Pol des Kippschalters wurde wohl die Anodenspannung geschaltet. Da bin ich aber nicht so sicher. Es könnte auch die Heizspannung gewesen sein.

      Es hängt davon ab, ob der grüne Draht vom Schalter hinter der Lüsterklemme an rot oder gelb angeschlossen ist. Die häßliche Lüsterklemme sollte ohnehin entfernt werden und durch Drähte und isolierte Lötverbindungen ersetzt werden. Lüsterklemmem haben in fachgerecht aufbereiteten Radiogeräten nichts zu suchen - möglich wäre eine Steckverbindung nachzurüsten, falls servicemäßige Trennung der Zusatzeinheit für notwendig erachtet wird.

      Nachtrag: Ich habe die Fotos um die Lüsterklemme noch einmal genauer angeschaut - der grüne Draht vom Schalter geht an den roten. Es wird (wurde) also die Anodenspannung geschaltet!

      2ter Nachtrag: Habe die Schaltung noch einmal leicht überarbeitet - im Filter sind jetzt die Abgleichkerne "nachgerüstet" und es wurde mit einem Abschirmbecher versehen. ----Jetzt noch ein kleiner Scherz: Die Spulen habe ich aus einem Saba Schaltbild "ausgekoppelt", und dort aus einem AM-ZF-Filter (468KHz) da müssten die Kerne auch für ein MW Breitbandfilter geeignet sein.----
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      Hut ab! Wie hast Du denn das so schnell gezeichnet? Es bringt mich sehr viel weiter.
      Vielen Dank!
      Das Schaltbild werde ich mir sehr genau ansehen.
      Der Sikatrop dürfte nicht original Grundig sein. Ob der Wert wohl stimmt oder hier 300p hingehören?
      Das mit der Lüsterklemme sehe ich genau so wie Du. Sie wird entfernt. Ich nehme durchgehende Kabel bis zu den Lötfahnen am Trafo.

      Fragen:
      Muß ich abgeschirmte Kabel von Punkt 1 zur Antennenbuchse und von Punkt 2 zum abgelöteten Kabel der Antennenbuchse verwenden?
      Was glaubst Du warum GRUNDIG die Schaltung III gegenüber der Antennenschaltung II verändert hat?
      Muß die Antenne auf das Radiogerät abgestimmt werden?

      Gruß Udo