GRUNDIG 495W
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Hallo,
unter dem Chassis sieht es so aus:
Der Wima-Kondensator ist nicht original:
Der Blick in einen Filterbecher. Den keramischen Scheibenkondensator kennen wir bereits aus dem SH906W:
Hier sieht man wie wichtig eine Sichtkontrolle vor dem ersten Einschalten ist. Das beschädigte Kabel hatte Massekontakt mit der Halterung. Es wird später ersetzt werden:
Gruß Udo -
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Hallo Achim,
der Spulenkörper ist zum Glück nicht abgebrochen. Der Wickel sitzt einwandfrei. Es hat sich nur etwas Lack gelöst.
Warum sagt man berechtigt, daß GRUNDIG bei diesem Radio beim UKW-Teil um mindestens zwei Jahre der Konkurrenz vorraus war?
Was macht die besondere Technik aus? Es hat doch sicherlich etwas mit der ECF12 zu tun.
Wurde diese Röhre auch von anderen Radioherstellern eingesetzt oder hatte GRUNDIG ein Patent drauf? Mir sind keine anderen Geräte mit ECF12 bekannt.
Ferner ist mir noch aufgefallen, daß zwei der vier Drehkopakete aus Messing ausgeführt sind und die anderen beiden aus Aluminium. Sind die Messingpakete für UKW gedacht?
Gruß Udo -
Hallo Udo,
im UKW-teil finden sich zwei Drehkondensatoren zur Abstimmung.
Das legt den Schluss nahe, dass jeder dieser Drehkos aus zwei in Serie geschalteten Drehkos besteht etwa 2 x 24 pF -> 12pF.
Dafür spricht auch das Schaltsymbol
Diese Art der Konstruktion ist sehr edel und aufwändig, sie vermeidet Kontaktprobleme an Masseschleifkontakten vollkommen und ermöglicht ein kontinuierliches kratzfreies Abstimmen auch nach Jahrzehnten. Hut ab!
Der Rotor muss hierzu isoliert aufgehängt sein, was ich vor lauer Staub nicht erkennen kann - daher unter Vorbehalt.Achim -
Hallo Achim,
das ist ja hochinteressant!
Ich habe nachgesehen. Du hast recht. Die beiden UKW-Drehkos sitzen auf zwei gegenüber liegenden Keramikachsen. Jeweils die rotierenden Plattenpakete auf der einen- und die festen Pakete auf der anderen Seite. Das ist mir noch garnicht aufgefallen. Welch ein Aufwand.
Gruß Udo -
Hallo Udo,
das ist wirklich Gründerzeitqualität, alles Handarbeit und edle Materialien.
Auf die Empfangsleistung bei UKW bin ich auch gespannt.
Die ECF12 ist kein Grundig Patent, sondern eine Telefunkenentwicklung. Grundig hat sie einfach für sein UKW-Teil verwendet, wobei die EC"F"12 Pentode verstärkt und die E"C"F12 Triode den Oszillator mit Mischstufe stellt.Achim -
Die ECF12 stellt schon etwas Besonderes dar, hat sie doch die Stahlröhrenfassung mit Gewindering, um die gemeinsame Kathode möglichst nahe an das Chassismassepotential zu bekommen. Entwickelt wurde sie dementsprechend auch für kurzwelligen Empfang im 3m Bereich.
Auch mich interessieren hier vor allem die UKW Empfangseigenschaften brennend.
Gruß, Dieter -
Hallo allerseits,
auch zu mir hat sich ein Exemplar des 494W verirrt. Leider ist es gehäusemässig vom Zustand her nicht mit Udo's Schätzchen zu vergleichen. Auch die Technik ist nicht ganz original; man hat da einfach eine EL11 "eingekorkt" und die Gleichrichterröhre durch eine Dioden/NTC-Kombination ersetzt.
Dafür befand sich aber die originale Bedienungsanleitung und ein zeitgenössischer Zeitungsbericht im „Lieferumfang“.
Natürlich war ich zunächst auch sehr skeptisch bezüglich der UKW-Empfangsleistung. Eine „olle“ Stahlröhren-Pentode als Vorstufe, ob das wohl gut geht. Dafür verfügt das Teil aber über drei „stählerne“ ZF-Stufen und einen vernünftigen Ratio Detektor. Diese Ausstattungs-Merkmale sind für einen 1950er UKW-Empfänger schon sehr beachtlich - auch der abgestimmte UKW-Zwischenkreis war damals durchaus noch nicht Standard.
All dies machte mich neugierig, welche UKW-Eigenschaften nun tatsächlich ans Licht kommen würden. Also wechselte ich die wichtigsten Kondensatoren aus - und schon ging es auf „Sendung“. Das Ergebnis hat mich regelrecht vom Hocker gehauen, denn alle üblichen Sender in meiner Umgebung ertönten mit überzeugender Qualität, dabei meine ich wirklich Qualität sowohl klanglich als auch was die Spannung am Ratio-Elko betrifft; das Gerät verfügt also über eine ausgezeichnete Empfindlichkeit.
So kann ich abschließend sagen, dieses Gerät wartet mit einer überzeugenden Leistung auf und hat fast mein Weltbild erschüttert - es kann tatsächlich ohne weiteres mit späteren, moderneren Geräten „mitreden“. So positiv waren mir diese Geräte aus meiner 50er-Jahre Reparaturpraxis nicht in Erinnerung. Vielleicht hat sich ja mein 495er besonders viel Mühe gegeben um mich derart zu überzeugen.
Daher bin auch ich jetzt sehr gespannt zu welchen Hörergebnissen Udo demnächst kommen wird.
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Und jetzt noch eine kleine Besonderheit aus diesem Gerät: Wie die kapazitive Kopfpunkt-Kopplung der UKW-ZF-Filter bei diesem Modell realisiert wurde - diese kleinen Drahtwendel um den Schaltdraht (rot eingekreist) sind keine "Spielerei"...
...es ist ein Koppelkondensator und ist in diesem Gerät zwei mal eingebaut. ---- Anmerkung: Das gezeigte Bild habe ich aus einem von Udo's Fotos "ausgeschnitten" ich hoffe damit keine Rechte verletzt zu haben - da war diese Einzelheit gerade so gut zu erkennen.Freundliche Grüsse, sagnix -
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Hallo Achim,
diese Technik war bei Phlips Standard, nur da waren diese Wickel-Drahttrimmer wirklich als diskretes Bauteil eindeutig zu erkennen und verfügten über ein Keramikrohr als Träger. Ich empfand das Abstimmen mit diesen Trimmkondensatoren immer etwas unhandlich, und besonders wenn man leichfertigerweise zu viel abgewickelt hatte, mußte man sich etwas einfallen lassen - da war es gut wenn man eine "Kiste" dünnen Drahtes im Fundus hatte.
Ich denke bei dieser Grundig Version der (Trimm)Kondensatoren sollte man eher darauf achten nicht allzuviel zu verbiegen, um sich dann beim Abgleich nicht tätsächlich noch um das Einstellen der Kopplung kümmern zu müssen.
...und jetzt gleich noch ein Beispiel eines "Doppelkondensators" aus dem gleichen Gerät.
Gemäss Schaltbild haben diese 1pF - so kann man sich jetzt auch gleich eine Vorstellung machen, wie 1pF in der Praxis aussieht und wie schnell sich solche und größere Kapazitäten in der Verdrahtung "einschleichen" können und dabei unerklärliche Effekte herbeiführen.
Hier noch der entsprechende Schaltungsausschnitt; die unscheinbaren "Drahtwickel" (rot) sind darin ordnungsgemäss als 1pF-Kondensatoren eingetragen. C61/C62 entsprechen dem im oberen Bild gezeigten "Doppel-C" beide sind um den gleichen Draht gewunden. Die anderen drei sind "echte Einzelkapazitäten".
Freundliche Grüsse, sagnix -
Hallo Peter,
ich danke Dir, daß Du dich hier eingeschaltet hast.
Es freut mich, daß Du die Empfangsleistung und den Klang genau so beurteilst wie ich.
Gut zu wissen, daß der Drahtwendel einen Koppelkondensator darstellt. Womöglich hätte ich die Lage bei der Restauration noch verändert oder ihn gar entfernt. Diesem Teil hätte ich niemals eine größere Bedeutung beigemessen.
Dieses hier vorgestellte Gerät wird in absehbarer Zeit nicht spielen, da andere Radios bei der Restauration den Vortritt haben.
Wie ich am Anfang dieses Berichtes aber bereits erwähnt habe, besitze ich ein Zweitgerät von einem Techniker. Es ist ebenfalls unrestauriert, spielt aber. Skalenglas, Lautsprecherstoff und Hochtöner sind nicht original. Das Gerät verrichtete früher seinen Dienst bei der Deutschen Bundespost, OPD Nürnberg II. Es diente wohl als Versuchsgerät bei der Einführung von UKW. Das Chassis und ettliche Bauteile wurden von der Post rot gestempelt. Bilder folgen!
Dieses Radio spielt laut und deutlich und hat einen sehr guten Empfang auf allen Wellenbereichen. Es ist auch nach 62 Jahren bestens für den täglichen Gebrauch geeignet.
Anmerkung: Falls jemand andere Erfahrungen gemacht hat könnte das auch an verbrauchten Röhren gelegen haben.
Gruß Udo -
Moin,
von dem Chassis gibt es noch eine Truhenversion, ich habe eins mit dem Holz-Teilrahmen. EM71, dreistufiger Klangschalter und in der ZF eine EF15. Die beiden Dioden der EBF1x die hier sonst zu finden ist, werden von zwei Sirutoren gegeben.
Damit das Truhenchassis flacher baut, ist die EZ12 liegend auf den Netztrafo gebaut worden.
Zumindest hier wird der elektrostatische Hochtoener komplett mit seiner Vorspannung zu- und abgeschaltet, was einen deutlichen Knacks zur Folge hat.
Die Skala _ist_ wischempfindlich, meine hat den Reinigungsvorgang knapp ueberlebt. Ich war drauf und dran, die Beschrifung herunterzuwaschen....
Ach ja, UKW-Empfang. Ganz ordentlich, meine ich mich zu erinnern (den HF/ZF-Abgleich muesste man mal ueberpruefen). Auch daran, dass Grundig seinerzeit Aenderungsanweisungen fuer den Eingangsteil herausgegeben hat, um die UKW-Ozillatorspannung auf der Antenne zu verringern. Nach Einfuehrung des Fernsehens hat die Post strengere Vorschriften bezueglich der Oszillatorausstrahlung erlassen. Vielleicht hat Hans ja noch was zu dem Thema, ich weiss jetzt nicht, wo ich nachsehen muss.
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Peter -
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Hallo Udo,
dieses Post-Gerät sieht auch sehr schön und unverbastelt aus, nur scheint man da den Lautssprecher im Lautsprecher vergessen zu haben - der Hochtöner ist hier offensichlich nicht vorhanden. Sonst fällt mir noch der in beiden Chasis zu findende mehr oder weniger blaue, gewaltsam mit einer Schelle am Drehko befestigte Elko auf. Und bei deiner "nicht Post Variante" steht da sogar Grundig drauf. Das ist bei meinem anders, aber auch nicht gebastelt. Dazu folgendes "Beweisfoto":
An dem Hitzeabweiseblech sieht man, dass die ehemalige EL12 kein lässiges Dasein führte. Offensichtlich hat sie zu ihren Lebzeiten, im wahrsten Sinne des Wortes, für den berühmten warmen Röhrenklang gesorgt. Leider hat man sie nach ihrer Grablegung durch eine schwächliche EL11 ersetzt. - Aber es ist eine in der erotischen Cola-Bottle Version und von Valvo...Freundliche Grüsse, sagnix -
Hallo Peter,
der Lautsprecher wurde wohl mal ausgetauscht. Dort war ein Hochtöner aus einem 5050W/3D eingepflanzt worden. Ich hatte noch eine Magnetplatte mit Loch von einem Schrottlautsprecher übrig. Also hab ich alles rückgebaut und auch den originalen Hochtöner implantiert den ich noch besaß.
Der blaue Elko aus dem "Postgerät" ist bestimmt nicht original. Der aus dem anderen schon.
Es gab Deine Variante mit zwei Alubechern und die Variante aus meinem Gerät mit einem Becher und einem mit Schelle am Drehko befestigten Axialelko.
Gruß Udo -
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hf500 postete
Ach ja, UKW-Empfang. Ganz ordentlich, meine ich mich zu erinnern (den HF/ZF-Abgleich muesste man mal ueberpruefen). Auch daran, dass Grundig seinerzeit Aenderungsanweisungen fuer den Eingangsteil herausgegeben hat, um die UKW-Ozillatorspannung auf der Antenne zu verringern. Nach Einfuehrung des Fernsehens hat die Post strengere Vorschriften bezueglich der Oszillatorausstrahlung erlassen. Vielleicht hat Hans ja noch was zu dem Thema, ich weiss jetzt nicht, wo ich nachsehen muss.
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Peter
Der Oszillator welcher normal oberhalb der Empfangsfrequenz liegt, war auf unterhalb geaendert worden. Damit die Oberwelllen nich ins Band III fallen.
Details irgendwo in der TI (technische Information GRUNDIG)
Das braucht doch keiner ?
hans -