Saba Meersburg 7 Sanierung

      Hallo, Saba – Freunde,

      ist ja schon 'ne ganze Weile her, daß ich mich im Forum angemeldet habe. Bisher gab's keinen wirklichen Grund, einen Reparaturbericht abzufassen. Die Zeit, die Zeit......Allenfalls hätte ich einen Bericht über die erfolgreiche Grundsanierung und Einrichtung einer Wohnung für den Nachwuchs loslassen können, wünscht Euch das mal lieber nicht....

      Gut, diese Bude hat für genügend Frust gesorgt und zur Entspannung mussten dann ein paar olle Radios herhalten, die daran genesen durften.

      Darunter befindet sich ein Meersburg 7. Aufgetrieben habe ich das Teil in den Kleinanzeigen im Netz. Hannover liegt um die Ecke; die Sabas sind im Norden rarer als im Süden, also hin und holen, 70 Tacken beim Erben des ehemaligen Besitzers hinterlassen.

      Zustand aussen: Naja. Gibt aber schlechtere. Immerhin komplett und unverbastelt – Ersteres stimmte, Zweites war dann doch ein Stück von der Wahrheit entfernt.

      Hier Fotos vom Fundzustand, so kennt man das ja:















      Wie nun weiter? Was will ich? Da gibt es einen schönen Ami-Spruch: If it ain't broke don't fix it!
      Genau. Wat nich mampel is, bleibt original. Was hin ist, wird technisch bestmöglich substituiert. Punkt.

      Also, ran ans Werk. Vorschaltlampe und testen? Nix da! Kein Strom für die alte Lady. Erst wird operiert und dann gelaufen.

      Chassis an die Luft holen und reinigen? Mmh.
      Dazu zunächst Scheibe sichern, Anbauteile entfernen. Alle Kleinteile etc. pp. kommen in ein durchsichtiges Sammelgefäß, das vorher Spielzeug enthielt, kleine Give-aways für die Lütten.
      Nun befindet sich darin mein Spielzeug und kann leicht wiedergefunden werden.

      Chassis baden? Nö. Ist nicht verrostet, nur staubig, Pinsel und Sauger oberflächlich. Gebißreinigung im Wurzelbereich mit Bremsenreiniger schafft ebenfalls Abhilfe und läßt auf unfallfreies Umschalten hoffen .
      Das Häuschen droht mit erheblicher Arbeit, da der Lack nach meinen Begriffen fertig ist. Das vertage ich dann lieber , bis der erste Test erfolgen darf.

      Und nu? Ja, Lupenbrille her und mal sehen. Buchstäblich. Sichtprüfung. MM her, Trafo und Motorspulen durchmessen. Beide tacco. Schon mal die halbe Miete. Beschädigte Widerstände gefunden, gemessen, gewechselt. Gleichrichter werkelt nun mit 4 x 1N4007.



      Nun die Kupplung. Rutscht durch. Was erwartest Du von 'ner alten Karre? Kein Problem, Lösungen für diesen Befund gibt es hier im Forum und anderenorts reichlich. Später, zunächst verdrängen...

      ...denn eine Fleißarbeit steht an, natürlich, die Kondensatoren. Alles, was nicht Keramik oder Styroflex im Paß stehen hat: Raus vor die Tür!



      Becherelko ist Becherelko und wird auch durch einen solchen ersetzt. Hervorragendes bei Jan Wüsten erhalten, nehme an, sein Label prangt auf einem F&T – Exemplar. Passt toll und sieht auch noch gut aus.



      Die gelbe Invasion sollte bei diesem Gerät tunlichst vermieden werden, es gibt auch schwarze Cs mit 630V – Bereich, das ist doch was.
      Y-Kond. traten an die Stelle der Entstörer und ein passender Dicker (FKP1 – 1250V) soll zukünftig die geplatzte Wurst am Netzanschluss vertreten.



      Der 200 Ohm - Widerstand am Elko wurde mit 2 x 100 / 2W ersetzt, der 500pF an der Anode der EL84 mit 2 x 1nF in Serie, auf diese Weise ließen sich die rechten Werte einstellen.

      Die Motorkondensatoren sollten besondere Zuwendung erfahren. Wie auch einige andere Cs, waren diese in der Vergangenheit schon ausgewechselt worden, Erofol – Teile, lieblos hineingeknüpft, bäh!
      Immerhin wurden sie wohl ausgesucht und besaßen einen handschriftlichen Vermerk über ihren wahren (?) Wert, das war ja schon immerhin was; anderen Kondensatoren ging es nicht so gut, vor 30 Jahren ( so die Auskunft des Verkäufers) wurden sie ausgewechselt, allerdings musste sich die Schaltung fortan mit z.T. falschen Werten begnügen....
      Die Motorkondensatoren, tja, ich ließ mich, wie hier im Forum vorgeschlagen, inspirieren!

      saba.magnetofon.de/showtopic.p…640&highlight=inspiration

      Die originalen Becher hatten nicht einmal ihre Befestigung zurückgelassen, egal, der Meersburg hat Platz, wo der Freiburg keinen mehr hat, also Inspiration marsch und hinein mit der Platine :) Gelegentlich schockiere ich auch gerne und freue mich nun über das „Igitt!“ einiger Leser, haha!





      Für den solchermassen Angewiderten habe ich noch ein Sahnehäubchen parat. Ein Blick auf den Lastwiderstand hinter dem Gleichrichter offenbart meine Neigung zu schußfesten Lösungen: 150 Ohm bei gerade mal eben 50W lassen den Kameraden einen kühlen Kopf bewahren. Er hat eben wahre Größe...und ich fand nichts anderes in der Bastelkiste.



      Was noch? Widerstände abgelötet und ans Meßgerät, die MegaOhm – Sippe kann sich benehmen.
      Alles oke. Bauteile in Habt-Acht-Stellung gebracht und dann:

      So, nix Vorschaltlampe, nochmal kritisch gucken, alle Stecker rein (auch den der Lautsprecher), vorm Tisch in Hocke, EINSCHALTEN – und DAS ISSES! Jippieh!
      Die Reihenfolge war also:
      Kaufen, Kucken, Machen und dann erst: Einschalten. Bestimmt besser für die Technik.

      ENDE TEIL 1 wegen Textlänge.
      VG Jochen
      Teil 2

      Und keine weiteren Fehler? Doch, klar. Erinnert Euch, die Kupplung....

      Außerdem haben wir ja nun Spannungen, die gerne im Meßgerät ihre Werte vorstellen möchten, nun gut, gemacht, aber warum ist die Anode der EF86 so gierig? Lange Rede, gar kein Sinn: Das habe ich durch die Foren gejubelt, letztlich bin ich zu dem Schluss gekommen, diverse andere EF86 zu beschaffen und zu probieren. In den Freiburgs sollen die auch öfters platt sein. Sind unterwegs, so heißt es abwarten.

      Alles klar, bis auf die Duplex. Etwas in mir erinnert mich plötzlich, ja ganz langsam, und da ist es: Ja, ich BIN zu faul, das ganze Ding zu zerlegen. Ist ja auch gar nicht nötig.
      Diesem MB7 fehlt das vordere Befestigungsblech für die Potiachse ab Werk.
      Es reichte also, die eigentliche Kupplung auf der Achse loszumachen. Dazu den vorderen Sprengring entfernen und dann die AM - Mitnehmerscheibe nach vorne drücken. Der entstandene Spalt ist breit genug, um mit einer scharfen Schraubenzieherklinge die Reste der Bröckelgummibeschichtung samt Kleber zu entfernen. Klinge rein, Scheibe drehen. Vorsichtig, damit das Gegenstück der Scheibe nicht bricht, ist schließlich Kunststoff...
      Mit der FM-Scheibe ist das prinzipiell nichts anderes.





      Die neuen Beläge müssen nicht als geschlossener Kringel eingebracht werden, Pattex sichert den Sitz trotz des Schnittes einwandfrei. Der hier im Forum aufzufindende Tipp mit den weißen CD- Box – Ringen ist wertig und so konnten mit einer Schublehre die Maße bestimmt und der Ersatz geschnitten werden. Die Arbeit mit Pinzetten und der linken Hand bin ich gewohnt, also kein Problem, hinein damit und gut.



      Die Reinigung aller Poti - Achsen und der Kupplungsteile gelang mit Glasrein, Aceton, Bremsenreiniger, Isopropanol und dünnflüssigem Trompetenöl einwandfrei.
      Zu guter letzt wurde ein übermäßiges axiales Spiel der Potiachse mittels einer Kunststoff – Unterlegscheibe reduziert. Diese Scheibe erhielt zwecks Anbringung ebenfalls einen Schnitt und wurde hinter der FM-Scheibe vorsichtig über die Achse gequält. Der Mitnehmer zum Getriebe ließ sich ebenfalls etwas nachstellen.



      Ach ja, das Getriebe, ihr ahnt es, zerlegen is nich, s.o., aus bekanntem Grund. Die verharzten Reste der Schmierung bremsten arg die Beweglichkeit der Zahnräder, ergo ist Bremsenreiniger das Mittel der Wahl. Silikonpaste in kleiner Menge sowie ein spezielles, harzfreies Öl sorgen nun für ungehinderte Bewegung. Einzig eine Einzelzahnlücke eines Zahnrades läßt eine winzige Hakelei zu, allerdings eher nur ein blödes Gefühl bei manueller Betätigung der Sendereinstellung, der Motor lächelt darüber. Nach Entharzung der Umlenkrollen läuft der Antrieb leicht und präzise, sodass erst ein zukünftiges und zufälliges Auffinden eines Ersatzrades mich dazu hinreissen könnte, die Mimik zu zerlegen und den Radwechsel durchzuführen. Trotzdem war ich nett zum Motor und habe ihm wenigstens neue Silentgummis verpasst. Diese Durchführungstüllen gibt es passend beim Conrad. Siehe unten.



      Immer wieder gerne genommen wird auch der Abriss des kurzen Ukw – Seiles. Der MB7 ließ sich nicht lumpen und bescherte mir auch dieses freudige Ereignis. Nicht der Rede wert, eher lästig.

      Was hatte das Gerät noch anzubieten? Natürlich den Abgleich. Er war aber schnell erledigt. Für's erste...Mich hat schon immer gefuchst, dass ich den Nulldurchgang der Diskriminatorkurve nur nach Ohr und magischem Auge durchführen konnte. Das sollte sich ändern. Ein µA – Meter musste her und fand sich in der Bucht. Schön groß, 8x11cm. Eingebaut in eine Eurobox und mit 4 Anschlüssen versehen, von denen 2 gleich den Spannungsteiler zur Symmetrierung (2x200k)des Ratios enthalten, liefert es gute Dienste. Und zeigte auf, dass ich mit meinem Ohr und Auge schon gut lag. Fein. Beim MB7 will aber die Automatic auch gerne einen Abgleich sehen. OK, für FM ein Klacks. Bei AM funktionierte der Suchlauf mit kleinen Einschränkungen die Symmetrie auf MW betreffend auch, aber da ist es wieder, dieses „es immer noch besser haben wollen“. Wieso funktioniert der Suchlauf da eigentlich schon so gut? Normalerweise sollte er eigentlich nicht, denn: Ein Kern war ganz herausgedreht!! Unangenehm, da ich mangels Erfahrung mit diesen Filtern nicht wusste, wieviel Nachdruck beim Wiedereindrehen des Kernes zuviel Nachdruck sein könnte und den Kern brechen lassen würde, wenn dieses nicht ohnehin schon geschehen sein sollte. Also das Filtergehäuse ausbauen, Kern heile, hui, wieder eindrehen und abgleichen. Mensch, ist das ein Gefummel bei der Wiederbefestigung der beiden Schrauben!

      Der Klang ist jetzt schon toll, für einen Berufspedanten ist Präzision digital: 0 oder 1 – also was muß folgerichtig kommen?
      Richtig, Fehler suchen, wo gar keine mehr sind. Nach dem Motto: Das geht bestimmt noch ein wenig besser?
      Peter R. (sagnix) hat mich dann doch geerdet und in der Folge erschienen mir die 25 Minus-Völtchen, X-Y am Ratio, dann auch als ausreichend. Nunmehr konnten nur noch ein paar Röhren vorteilhaft gewechselt werden, darunter mein besonderer Spezi, die ECH81. Die Empfängnisbereitschaft nahm zufriedenstellend zu.

      Ende vom Lied: Es hat gedauert, aber der alte Dampfer hat wieder Fahrt aufgenommen.

      Anode EL84 nun 257V, Kathode 6.8V. EF86 immer noch 107V, neue kommen. Die Spannungen an Sieb-/ Ladeelko stimmen genau, nachdem der neue 1,5kOhm 5W Einzug gehalten hatte.



      Gerne hätte ich das Gerät im Fertighaus vorgestellt.
      Also worauf warte ich dann noch? Auf besseres Wetter?
      Ja, genau.
      Schleif - und Lackarbeiten am Gehäuse ( ganze 4 warten!) , auch das kleine MakeUp an Trafo und Skalenhintergrund, sollen bei heißem Wetter stattfinden, die Gründe dafür kann man sich leicht vorstellen.
      Die Montage der ersetzten und/oder gereinigten Kleinteile erfolgt nach Fertigstellung des Häuschens. Wenn's nennenswerten Fortschritt gibt, folgen weitere Bilder.
      Und dann kann ich hoffentlich auch noch einen Meersburg W3 vorzeigen, dessen Gehäuse reichlich Zuwendung benötigte und das es im letzten Sommer immerhin noch knapp bis zum Beizen geschafft hat.....auch ein nettes Teil.

      Bezugsliste:

      Jan Wüsten Becher Elko KON96050

      Kondensatoren ATR

      Conrad:
      Für Motor Automatic:
      FKP1:
      0,1µF 456560

      4x 0,15µF 456578

      0,047µF 456543

      Platine 160x100 530173

      M-3 Schrauben, Muttern, Beilagscheiben, Abstandsbolzen 10x6x6
      Durchführungstüllen HV 1210 548009

      Netzteil:
      FKP1 0,022µF 1250V 456527

      ebay:
      Kugellampen 6V 0,15A E5,5 von S.F.T. Falco Schubert

      20 Tasten Saba
      VG Jochen

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „JohnD“ ()

      Hallo Jochen,

      erstmal Glückwunsch zur gelungenen Revision des Meersburg.
      Für mein Dafürhalten sind Deine Lösungsvorschläge in Sachen Vorwiderstand am Gleichrichter und die Platine für die Motorenkondensatoren absolut saubere und einwandfreie Arbeiten, die ich auch optisch keineswegs als "Igitt" empfinde. Top!
      Wie hast Du die Kondensatoren verdrahtet? Ich würde gegebenenfalls Deine Variante gerne übernehmen.

      Eine Sache ist mir noch aufgefallen:
      Die Selediode am AÜ ersetze ich immer standardmässig

      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo, Ivica,

      danke für die Blumen.

      Hier habe ich noch drei Bilder zu der Platine. Die Bereiche mit den Bolzen sind unkontaktiert und liegen nach Verschraubung auf Masse.

      Entsprechend wurden die Leiterbahnen mit einer Trennscheibe quergeschnitten. Der kleinere Kondensator wurde auf der Bestückungsseite mit Draht ankontaktiert, der Bereich auf der Lötseite um diesen Anschluss wiederum durch Schnitte durch die Bahn isoliert. Die Trennung der beiden Kondensatoren erfolgte ebenfalls durch Querschnitt.

      Die Anschlüsse wurden mit Litze aus einem Computernetzteil durchgeführt. Gelb auf Saba-gelb, braun auf blau, grün und grau jeweils an den Motor, wenn ich das jetzt nicht verpeilt habe.

      Die Löcher der Platine müssen geringfügig aufgebohrt werden, um die Beinchen der Cs aufnehmen zu können.






      Tja, die Selen-Gl...

      Ich habe bisher davon abgesehen, da offenbar Funktion gegeben ist. Es müsste dann für Si-Gl. wohl auch wieder ein zusätzlicher Widerstand her. Ich hätte es weiter verfolgt, falls die Automatik nicht ordnungsgemäß funktionieren würde. Bin aber froh, daß dort keine weiteren Probleme aufgetaucht sind.
      VG Jochen

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „JohnD“ ()

      Dann kann ich ja auch Hühnern die Krallen breitklopfen und sie als Enten verkaufen. Das wäre dann ein Fall von "Geflügelfälschung".

      Der ganze Befüllungsspuk wird sich in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten selbst ad Absurdum führen. HiFi Bausteine aus den späten 60ern und den 70ern sind jetzt auch schon langsam antik.
      Will man da Trimmpotis, Dioden, Miniaturelkos, Transistoren, ICs und irgendwann MELF und SMD Bauteile neu befüllen? Na dann viel Spaß...
      Es macht keinen Sinn.

      Was ich verstehen kann und auch ausdrücklich unterstütze ist, wenn man in einzelnen Fällen alte oder historische Geräte, gerade wenn sie unrepariert und gut erhalten sind, im Originalzustand aufhebt und so für spätere Interessenten bewahrt.
      Achim
      Da wird doch der ganze Neubefüllungs- und Originalitätswahn ad absurdum geführt, Achim hat damit völlig recht, entweder ich führe ein altes Radio seiner eigentlichen Bestimmung zu und versetze es somit in einen regelbetriebsbereiten Zustand oder ich belasse es im originalen Zustand und stelle es als reines Anschauungsobjekt auf. Beides gleichzeitig ist nicht möglich, entweder oder.
      Gott sei Dank, hier im Forum denken die meisten Liebhaber dieser alten Kisten genauso wie ich, ganz im Gegenteil zu diesen Neubefüllungs- und Tarnkomikern im DRF.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Moin, moin, Freunde der gepflegten Sabas!

      Nach nur etwas mehr als einem Jahr ist das MB 7 Projekt wenigstens soweit fertiggestellt, dass das Gerät seiner Bestimmung zugeführt werden kann.

      Ihr erinnert Euch? Jawoll, das Häuschen. Wenig Zeit und noch weniger Neigung zu aufwendigen Holz – und Lackarbeiten ließen mich nach einem Fertighaus -gerne auch in schon bewohntem Zustand- Ausschau halten.
      Letztens wurde ich fündig. natürlich in der Bucht. Ob des Preises und des dazu proportional ansteigenden Versandrisikos kurz gezuckt, aber zugeschlagen. Der MB7, Bj. 1956 kam aber heil an. Selbstredend lediglich, was den Versandgang betraf.
      Trotzdem ist das Radio seinen Betrag wert gewesen, es hatte was ich brauchte. Hinzu kommt: Allein die Greencones werden gelegentlich viel teurer gehandelt. Ich wünschte, die vielen so häufig angebotenen Blaugrünen würden aus solchen Geräten stammen. Eine Komplettsanierung lohnte sich m.E. nicht.

      Gut, Chassis heraus, Scheibe demontiert. Alles halbwegs gereinigt, meint: Den gröbsten, stinkenden Siff eingesammelt. Das Gehäuse gründlich mit Lampenöl (1) und Glasrein (2) von Oberflächenverunreinigungen befreit. Oha, sieht doch gar nicht mal schlecht aus! Das Lampenöl drang durch die Risse des Lacks und eröffnete eine wunderschöne Maserung des hellen Furniers.
      Der Effekt hält nicht lange an, da das Zeugs flüchtig ist, aber immerhin eröffnete es das optische Potential des Holzes, falls ich doch irgendwann Geschmack an Lackierorgien finden sollte....

      Nun denn, für's Erste bin ich mit dem Holzverschlag zufrieden und erkläre die kleinen Macken zur Patina.

      Vor dem Einzug war das Chassis zu komplettieren:

      - Leuchtmittel für die fünf beleuchteten Tasten aussuchen, alles dabei: Von „kaputt“ über „Funzel“ bis „top“.

      - Dito Skalenlampen

      - AM-Skalenzeiger mit Madame's Nagellack ausgehfertig machen

      - Skalenscheibe artgerecht reinigen, deren Aufnahmen peinlich säubern, sonst akustischer Hinweis auf Fehlpassung: „Knack!“ Sodann ohne diesen montiert.

      - Skalenzeiger korrekt ausrichten.

      - EM34 wechseln und einpassen: „Auuuugen ge-ra-de....aus!“

      - Tasten aussuchen und einpassen. Befestigung mit ganz wenig FixAll Silikon. Ausrichten der Zähne nach kieferorthopädischen Gesichtspunkten. Dazu u.a. einen dickeren Papierstreifen zwischen Scheibe und der Tastenreihe plazieren, damit der Abstand stimmt.

      - Das bekannte „Lange Elend“ von Saba, die Aluleiste...reinigen und mit Folien bestücken. Der Anbieter der Folien aus dem Ebay hat sein Geschäft fünf Strassen weiter. Einkauf der Folien dauerte ca. 1,5 Std., wegen....der unvermeidlich entstehenden „Expertenrunde“, nette Jungs beim Herrn Schütze! Und welche mit richtig Ahnung. Wer in der Nähe ist, sollte hineinschauen.

      - Mit Blick auf die Rückseiten: Und sie waren doch glänzend! Die Bakelite – Drehknöpfe! Morgens Elmex, abends Aronal? War schon nach 12 Uhr, also Zahnbürste und Aronal. Abspülen und Seife. Und dann einen rubbeln. Mit dem Frottee – Tuch am Knopf. Erfolg, glänzen jetzt von beiden Seiten. (Für die Zähne übrigens lieber Colgate Total, das Elmex-Zeugs war 'n Werbegeschenk...)

      - Messingblende der Knöpfe: Wennste mit der Spitze eines kleinen Messers halbwegs fest am Rand der Kappen langfährst, springen die Dinger raus. 1000er Schmirgel, dann Wenol, dann entfetten, dann mittels Nylontuch Zaponlack druff. Dann einen kleinen Klecks.....na??? ---> Riiichtiiig: FixAll Silikon auf den zentralen Knubbel des Abstimmknopfes, Kappe daraufsetzen und alle werden "happy camper..."

      - Knöpfe ausrichten und festsetzen. Abstand von der Scheibe halten! Rechter Knopf! Oder die Automatic würgt sich zu Tode.

      - Nochmal grob alles checken, den letzten Staub weg und Einzug des Chassis' in die neue Altbau – Wohnung. Sieht doch schon ganz brauchbar aus, oder?




      Ach ja, bevor jemand fragt, die Blende des Automatic – Hebels nehme ich morgen mit zur Arbeit und bringe sie ruckzuck in Neuzustand und dann zap, zap, Zapon! Das Abhebeln der Blende gelang mit einem sehr breiten Japanspachtel. Untergelegt wurde eine strapazierfähige, recht dicke Plastikfolie. Ansonsten hätte der Lack die Tat in ewiger Erinnerung behalten.....








      Klang ist fantastisch. Übrigens habe ich jetzt die Qual der Wahl zwischen 5298 mit a) Tigges - oder b) Bügelmagneten. Den Unterschied kann ich deutlich hören: Die Tigges zeichen feiner, dafür können die Bügel fetteren Bass. Habe die Bügel im Ersatzgehäuse belassen, gefallen mir besser.
      Mit den HTs ist das ähnlich: Die Bügel liefern aggressivere Höhen. Behalten. Die andere Kombination klingt aber auch toll, dort sind DEW HTs dabei.

      Der Gehäusespender ist übrigens vom 8. Juli 56, ein früher MB7 mit a) eben den Bügelmagneten, b) dem alten Automatic – Motor.

      Ach, noch was: Wer die Folien klebt, sollte vorher die staubigen Akten vom Tisch nehmen. Habe den Stapel nur etwas beiseite gerückt, hat schon gereicht, um einige Staubkörnchen unter die Folien geraten zu lassen, aarrgh, but nobody is perfect.

      Nun habe ich:

      - einen 90% fertigen MB7, Chassis 1957, Haus ein Jahr älter ( ha, mein Baujahr!)
      - ein MB7-Gehäuse von 1957, das der Aufarbeitung bedarf
      - einen Satz Greencones in Reserve
      - ein rattiges Chassis mit der alten Automatic (Bügel hält das Getriebe, ja, ich weiß, im Grunde die solidere Konstruktion.)

      Was jetzt?

      - Den MB7 ausgiebig probelaufen lassen
      - Die Greencones erstmal weglegen und einbauen, falls mir das doch eher zusagt
      - Das Gehäuse einem kundigen Experten andienen, falls der MB7 sich das verdienen wird
      - Das Chassis evtl. hergeben. Es muss allerdings an dem Teil ALLES gemacht werden, so ähnlich wie bei dem nunmehr fertiggestellten. Es riecht wie in der Maschine eines alten Holzkutters, mir wohlvertraut, aber hier unpassend. Die Kupplung ist gut, die Gußteile auch. Die Spulen des Motors weisen 2x 1kOhm, 2x <600 Ohm auf. Tastensatz ist total verkleistert, daher hat wohl auch ein findiger Kopf einen Kabelschalter zur Anwendung gebracht. Alle Lampen fehlen. EM34 hat die Augen für immer geschlossen. Einige Tasten defekt. Jemand hat einen Zementbunker eingelötet......

      Puh nee, nochmal mache ich mir die Arbeit nicht! Wer das Chassis haben möchte, darf gerne in seiner Bastelschublade nachsehen, ob ein großes Ritzel für eine '57er Automatic und ein unverstimmtes Automatic-Filter ( als Reserverad :) ) darinnen sind und dann entscheiden, ob er einem Tausch geneigt wäre. Schlachten möchte ich eigentlich nicht, entnehme aber das Filter, wenn niemand das Chassis will. Dennoch, irgendwie wehrt sich da was...
      Das Chassis war original in diesem Gehäuse, frage ich mich doch: Wieso war das Holzgewand dann eigentlich noch so gut? Sachen gibt’s.....
      VG Jochen
      Moin,

      heute habe ich das Automatic - Filter auf AM nachgeglichen.

      Folgende Beobachtungen ohne Aussenantenne, nur Ferrit:

      A) Abstimmgenauigkeit:

      - Sendermitte Ortssender MW wird exakt und mit viel Widerstand gegen manuelles Tuning gehalten
      - relativ schwacher Sender auf KW wird gehalten, ohne daß ein benachbarter Sender die Automatic einfängt.
      - LW, hält 178kHz, stimmt träge auf Mitte ab

      B) Suchlaufverhalten

      1. Test auf MW:

      - A. wird von rechts nach links gestartet.
      - Ein relativ schwacher Sender (1) wird gefunden
      - Wippe nach links, starker Ortssender (2) wird gefunden
      - Wippe nach rechts, (1) wird überlaufen
      - Wippe nach links, (1) wird gefunden
      - Wippe nach links, dann gestoppt und Wippe nach rechts, bevor (2) gefunden wurde, (1) wird gefunden.

      Ein schwacher Sender (1) wird reproduzierbar gefunden, wenn nicht gerade zuvor ein starker Sender (2) eingeregelt war. Wird die AM - Regelspannung nicht schnell genug "nachgeführt" ? Wie muss ich mir das vorstellen?
      Dieser Effekt könnte - zumindest teilweise - unsymmetrisches Verhalten der A. im rechts - links - Lauf erklären.

      2. Test auf KW

      - A. stoppt auch nicht bei starken Sendern, nicht empfindlich genug für KW ohne externe Antenne.

      3. Test auf LW

      - A. stoppt nicht für 178kHz, nicht empfindlich genug.

      Kann man die Empfindlichkeit des Ansprechens der A.(Stoppen des Suchlaufes) einstellen?

      **************** Nebenbefund***********

      Außenantenne (50 Ohm, 20m Langdraht, Balun) geht nicht, Mordsbrumm, habe ich mir mit den Monstermotorkondensatoren unmittelbar unter den Mischstufen wohl selbst eingebaut, Mist, elendiger, Vordenken ist besser als Nachdenken, hätt' ich mal.....(Stört mich allerdings praktisch wenig, Langdraht geht sehr gut und ohne Brumm, wenn ich die Ferrit geschaltet lasse. )

      **************************************

      P.S. Das 2. Chassis: Ich nehme die Herausforderung dann doch mal an........
      VG Jochen