Meersburg 7 - Automatik

      Hallo SABA-Gemeinde,

      ich beobachte bei der Automatik meines Meersburg 7 das Phänomen, dass die optimale Abstimmung des gewählten Senders nicht mit Strom- bzw. Spannungsnull an Y und M zusammenfällt (ich habe für die Messung ein sehr hochohmiges Transistorvoltmeter mit 0-Anzeige in Skalenmitte benutzt). Es bestehen immer deutliche Abweichungen im Bereich bis +/- 5V, wenn der Sender (UKW) optimal abgestimmt ist.

      Dieser Umstand hat keine Auswirkungen auf die einwandfreie Funktion der Abstimmautomatik im UKW-Bereich. AM habe ich noch nicht abschließend untersucht, scheint sich aber ähnlich darzustellen, nur daß hier Sender, die in der einen Richtung des Suchlaufs gefunden werden, in der anderen übersprungen werden.

      Hat jemand von Euch einen Tipp, wie ich diesen "Schönheitsfehler" beseitigen kann?

      Grüße,
      Ulrich
      Hallo Ulrich,

      der von dir beschriebene Effekt könnte sich durch einen vorsichtigen Nachgleich des Steuerfilters beheben lassen. Dazu folgender Ausschnitt der Abgleichanleitung.

      Durch gefühlvolles Einstellen des Kernes L31 (für FM), bei eingeschalteter Automatik, kannst du die Abstimmung auf max. Ratioausschlag bzw. am MA einstellen.

      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      vielen Dank für Deine Antwort. Das Problem ist, dass ich die Automatik zwar auf optimale Abstimmung des jeweiligen Senders eingestellt habe, aber der in Abstimmanleitung angesprochene "Nulldurchlauf" dann insofern nicht erreicht wird, als das RV immer noch eine recht hohe Gleichspannung im Voltbereich an den Punkten Y und M anzeigt. Ich bin davon ausgegangen, dass "Nulldurchlauf" heissen soll, dass der Zeiger in Skalenmitte, d.h. dass das RV (als Mikroamperemeter in der Anleitung angesprochen) 0V anzeigen soll. Das kann ich mir nicht erklären.
      Hallo Ulrich,

      wenn an Punkt "M" eine so hohe Fehlspannung ansteht, könnte das ein Hinweis auf mechanische Schwergängigkeit deines gesamten Skalentriebes sein - der Skalenantrieb, incl. Abstimmotor mit seinem Getriebe, muss absolut leichtgängig sein. (Es kam auch schon vor, dass einfach nur der Abstimmknopf zu dicht an der Skala befestigt war und dabei durch den Druck auf den dahinterliegenden Filzring gebremst wurde.)

      Laufen denn Such- und Schnellauf mit ausreichender Geschwindigkeit? Ist bei aktiver Automatik eine ausreichende Rückstellkraft zu verspüren, wenn man den Abstimmknopf vom Sender wegbewegen will?
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,
      merkwürdigerweise läuft mit der Abstimmung alles perfekt: Motor leichtgängig, schneller "Vor-/Rücklauf", ausreichende Stellkraft bei eingestelltem Sender. Nur die Spannung an M bei optimaler Abstimmung ist deutlich unterschiedlich zu Null. Es kann aber auch sein, da ich ein RV mit extrem hohem Eingangswiderstand anstelle eines uA-Meters benutzt habe, dass die Ursache in der Höhe des Widerstandes zwischen M und Y (Masse) liegt. Ich werde im nächsten Gang einfach mal einen 2K Widerstand über die Messbuchsen des RV legen. Dann dürften sich bei 100uA 200mV einstellen. Ich nehme nicht an, dass der Strom wesentlich höher sein sollte, sonst hätte die Anleitung ja nicht von uA-Meter gesprochen.

      Danke und viele Grüsse,
      Ulrich
      Hallo Peter.

      Hier mein Hinweis:
      Wenn C127 (0,1uF) einen Leckstrom aufweist, kommen vom G1 ECL 80
      Reste der -7,5 V Vorspannnung an den Pkt "M"
      Die Schaltung sucht mit den 50hz Phase +/- aber nicht mit DC.
      Der Phasensprung stimmt, da stoeren die -5Volt nicht, aber die Anzeige "M" schielt.

      hans
      Fuer die Mitleser noch den Schaltbildausschnitt.


      Hallo Hans,

      zunächst wünsche ich dir alles Gute und besonders viel Gesundheit für das Neue Jahr.

      Wenn jetzt mechanische Fehler ausgeschlossen sind, könnte es deinen Überlegungen zufolge tatsächlich an dem 0,1µF Koppelkondensator zum pin9 der ECL80 liegen - in meinem Schaltbild ist er unter C113 zu finden.

      Ein Leck dieses Kondensators hätte weiterhin zur Folge, dass sich der Arbeitspunkt der ECL80 abhängig von der Verstimmungslage ändern würde, weil dann auch der Gleichspannungsanteil der Diskriminatorausgangsspannung das G1 der Endröhre erreichen würde. Leider macht sich dieser Fehler oft nicht direkt bemerkbar, weil der Motor nur auf die Wechselspannungskomponente reagiert... aber das sagte Hans in kürzerer Fassung bereits. - Manchmal nützen aber Erklärungen aus mehreren Blickwinkeln, wenn sie zum gleichen Ergebnis führen.

      Also lange Rede kurzer Sinn - der 0,1µF sollte einer kritischen Betrachtung unterzogen werden.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter und Hans,

      ganz vielen Dank Euch beiden! Ich werde den Kondensator tauschen (ist zur Zeit ein WIMA anstelle der Black Buty) und sehen, was passiert. Im Moment muss ich mich um den Motorschalter kümmern, auf dem plötzlich ein Brand aufgetreten war (möglicherweise wegen Verschmutzung der Isolationsstrecke). Das Pertinax ist an einigen Stellen verkohlt und daher wahrscheinlich als Isolator nicht mehr zu gebrauchen. Ich versuche, den Träger aus Platinenmaterial neu herzustellen. Dennoch bin ich begeistert, wie gut ein so altes Schätzchen noch funktionieren kann. Als Amateurfunker habe ich eine Collins Line mit über 40 Jahren auf dem Buckel in Betrieb.

      Herzliche Grüße,
      Ulrich (DK7BC)
      Hallo Peter und Hans,

      nachdem ich den Schalter für die Automatik neu aufgebaut habe mit Epoxi-Material, funktioniert wieder alles und ich konnte das diskutierte Problem weiter untersuchen.

      Meine Tests haben gezeigt:

      1. Mit einem hochohmigen Spannungsmesser (RV mit 30MOhm Ri) stellt sich eine Spannung ein, die ca. 1,5V um den Nullpunkt herum schwankt, je nachdem von welcher Seite der betreffende UKW-Rundfunksender angefahren wird.

      2. Mit einem Parallelwiderstand von 2K (wie ihn ein übliches 100uA-Instrument besitzt) schwankt die Spannung bei Abgleich auf Minimum wie erwartet im mV-Bereich. Dabei zeigt sich allerdings (auch wie erwartet), dass die Reaktion der Automatik extrem langsam wird.

      Da die Abgleichanweisung den Begriff "Mikroamperemeter" nicht näher spezifiziert, gehe ich davon aus, dass damit tatsächlich Strommessungen mit von handelsüblichen Strommessern (Ri ca. 2K +/-) gemeint sind.

      Fazit damit - bitte widersprecht mir, wenn Ihr andere Erkenntnisse habt -: Mit einem Röhrenvoltmeter oder vergleichbar hochohmigen Spannungsmeßgerät ist ein "Nullabgleich" im beschriebenen Sinne nicht sinnvoll durchführbar.

      Ich nutze in dem Fall künftig mein RV4 mit Mittenanzeige und einem Parallelwiderstand von 5K zu den Eingangsklemmen.