Grundig RTV 340

      Gestern bekam ich einen RTV 340 aus dem Baujahr 1969 für 4,60 €. Das Gerät könnte ja aus Hans (Decoder) seiner Giftküche stammen! Diagnose: Licht brennt, ansonsten tot.
      1. Sicherung im Sekundärkreis durchgebrannt. Das läßt böses ahnen. Widerstandsmessung ergibt rd. 150 Ohm , also die üblichen Verdächtigen, Lade- und Siebelko, Gleichrichter etc.
      So war es dann auch. Gleichrichter (Si) hatte in allen Richtungen Durchgang. Elkos einen Widerstand von etwa 6kOhm, also alles hinüber. Sicherheitshalber habe ich dann noch die restlichen Elkos, etwa 12 an der Zahl, ausgetauscht, den Gleichrichter durch 4 Dioden ersetzt und siehe da: Eingeschaltet, kein Rauch, statt dessen Wohlklang auf einem Kanal, der andere krächzt leise.
      Nach einigem hin- und herschalten mit dem Tastensatz vermutete ich die Ursache in den filigranen Umschaltkontakten aus stark korrodiertem Messingblech. Reinigung mit 600er Sandpapier und danach ging auch Kanal 2.
      Resumee: Ein einfaches Standardgerät mit tadellosen Empfangseigenschaften auf allen Wellen, guter UKW-Stereoempfang. Mehr konnte man seinerzeit in dieser Preisklasse nicht erwarten!
      Das Gerät ist äußerst übersichtlich aufgebaut, einfach zu restaurieren und daher uneingeschränkt zu empfehlen, wenn es denn mal keine Röhren sein sollen!
      Was noch anzumerken wäre: Kein einziger der etwa 30 Folienkondensatoren mußte getauscht werden. Alle sind von bester Qualität und wiesen einwandfreie Meßwerte aus ( bei den etwa 5-6 gemessenen Exemplaren).
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Heino.
      Das Radio hat die Gruppe "Heimradios" Ing. Hermann Hübener
      entwickelt. Der Boss H.H. ein erfahrener Entwickler und Freund,
      von BLAUPUNKT gekommen.
      Von der Gruppe (hans) nur der DECODER, wie in den HiFi -Modellen.
      Aus den Mono- Modellen RF150 usw. zu Stereo weiterentwickelt.
      Im RMorg, hat vor kurzem jemand den RF153, ebenfalls mit Überraschung,
      lobend erwähnt.

      Gruss hans
      Geahnt hatte ich das schon, Heino, aber das es dir so übel mitgespielt hat, au manno ;)
      Aber mal Ernst beiseite, das ist wirklich ein schönes Teilchen, sowas in der Art, öfter auch noch in mono, fiel bei uns Anfang der Siebziger sehr oft in den Laden und wollte dann gerne mal eine neue Endstufe implantiert bekommen, AC187/188k (aus dem Kopf), das Päärchen für 3,80DM netto.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Jaja die guten alten Gemaniumkämpfer.
      Ein Anachronismus heute in der Zeit der 4x4Millionen Megawatt (Papier) sind sie die 4W bei 10% Klirrfaktor die diese Schätzchen leisteten. Aber sie bestanden damals Ende der Roaring-Sixtys manche wilde Party.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Moin,
      vor einiger Zeit bekam ich einen Blaupunkt Nizza 7.629.300. Ein direkter Konkurrent des RTV 340, zur gleichen Zeit im Angebot.
      Technisch dem Grundig sehr aehnlich, ein 7/11-Kreiser mit 19 Transistoren (RTV340: 21) und "nur" 2x 3,5W (*). Bestueckung gemischt aus Si- und Ge-Transitoren, in der Endstufe auch AC187/188. Netzteil stabilisiert.

      Irgendwas haben auch die kleinen Stereos dieser Zeit, auch wenn man ja sonst lieber ans andere Ende der Skala schielt ;)

      (*) Der GH-Katalog nennt fuer den Nizza 2x 3,5W Sinus, fuer den RTV340 2x 4W Musik. Unterm Strich also kein Unterschied, wobei der Nizza wegen des stabilisierten Netzteiles keine Musikleistung haben duerfte.

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      Peter
      Ja, so ist das Leben... Momentan hab ich hier und da noch etwas Platz, ohne daß es Stress gibt :D
      Und deswegen, mal auf Jogi's Post bezogen: Vor ein paar Wochen habe ich einen Blaupunkt Delta 6001 von einer Freundin geschenkt bekommen. Auch in recht ordentlichem Zustand, nur außen recht verschmutzt. Auch ein schönes Gerät.
      Gruß, Gunnar
      Die Freveltaten an Grundig-Fernsehern werde ich jetzt nicht bekannt machen, sonst wird mich nachher noch der Hans mit Fug und Recht durch das Forum prügeln.
      Es waren eben damals Gebrauchsgüter, wenn auch exzellent gute. Und sie haben ihr Leben gehabt, länger als bei anderen Endverbrauchern.
      Ein Großteil durfte als Geschenk noch bei Bedürftigen weiterleben.

      Einen Delta leistete sich auch mein leider früh verstorbener vermögender Onkel vor ca. 40 Jahren. Das Teil kostete damals so um die drei Fernsehtechniker-Brutto-Monatslöhne, wenn ich mich recht entsinne.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Die Grundig Fernseher waren aber immer extrem gutmütig und robust. Sie haben einem so manchen Fehler oder Frevel nicht übel genommen - im Gegensatz etwa zu Philips oder Sony.

      Alles kann man nicht aufbewahren, raumgreifende Frühzeit-Farbfernseher erst recht nicht und man weiß nie im Voraus, woran in 25 Jahren das Herz noch hängen wird.

      Meinen Grundig mit GSC600 (Büchsenchassis) und das Nordmende Souverän SW-Stand-TV-Gerät von 1955 und den Saba Schauinsland T44 konnte ich wenigstens über die Jahre retten.
      Achim
      Das war noch Jubel-Elektronik im echten ehrlichen Sinne des Wortes.

      Der Kult begann schon wenn der große, stoßgeprüfte Karton, mit Prüfzetteln, Garantiekarten, Betriebsanweisungen, Schaltunterlagen ordentlich in einem Umschlag versehen, ausgepackt wurde. Das war wie Weihnachten zweier Jahre auf einen Tag gelegt.

      Den Karton hat man als Fachhandels-Angestellter selbstverständlich wieder mitgenommen, aber nicht etwa um ihn wegzuwerfen, nein darin wurde die alte, in Zahlung genommene Rumpelkiste vor den Nachbarn versteckt, damit keiner sah was für ein Gelumpe der Kunde vor dem wertvollen Grundig zum fernsehgaffen benutzte.
      Der Karton wurde auch nicht weggefeuert, nein, er wurde in einem speziellen Kartonagelager für den hoffentlich nicht eintretenden Gewährleistungsfall aufbewahrt. Dieses Ungemach nahm man dem Kunden selbstredend ab.

      Dann begann die Vor-Ort-Arbeit, die zum Kundendienst gehörte, die den Kunden nichts kostete, die schonmal bis zur Tagesschau dauern konnte, damit der Kunde Köpcke vorher mit Köpcke nachher vergleichen konnte. Außerdem wurden die drei Ortssender akribischst abgeglichen, das machte man nicht pfusch-pfusch innerhalb von Sekunden, sondern dazu ließ man sich nieder, stellte peinlich genau noch die Schärfe und die Luminanz- und Chrominanzwerte auf den Darbietungsort und die herrschenden Lichtverhältnisse ein und erklärte dabei bedeutungsschwer wie der Kunde dies ohne ein Studium der Elekrotechnik den sich ändernden Lichtverältnissen selber nachgleichen konnte. Ganz nach dem Motto - Erst K und H auf 5 dann K zurücknehmen bis xxx und H aufdrehen bis yyy usw.
      Und was soll man sagen anders als bei den Japsen wo jede Kiste anderst tickte, konnte man sich auf die Wiederholgenauigkeit der Skalierung innerhalb einer Serie besser verlassen als auf die Tachoanzeige mancher schäbiger Reisschüssel.

      - Schwärmmodus wieder aus
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Ja, so kenne ich es auch noch.
      Allerdings haben manche Kunden, nachdem man akribisch vor Ort K, H und F und vielleicht auch noch den Farbton optimal eingestellt hat, in ihrer Colorbegeisterung, sobald man ihnen den Rücken zugekehrt hat, die Farbsättigung über jedes erträgliche Maß hinaus hochgedreht.

      Köpcke las dann mit krebsrotem Kopf die Nachrichten und der Kunde jubelte "Ja, jetzt ist die Farbe gut!"
      Achim
      Jaja das beliebte Buntfernsehen.
      Mein Onkel, damals eigenwilliger Pensionär mit für kommende Verhältnisse ausgesprochen üppiger Rente, kaufte sich damals in den Sechzigern gleich einen der ersten "Buntfernseher" für satte 4000DM und versuchte ihn dann mit gezielten Pantoffelschlägen auf das Gehäuse, mal hier hin und mal dort hin, davon zu überzeugen das er wieder "bunt" werden solle.

      Nur war es damals noch so, daß Farbversuchssendungen und die eine oder andere Samstagabend-Show die einzigen Farbprogramme im deutschen Fernsehen waren. Köpcke war also noch Schwarzweiß und vieles andere auch.

      Der zweite "Buntfernseher" nachdem er den ersten zerkloppt hatte, brachte dann den "Kommissar" auch noch bis 1975 in schwarzweiß, das Kloppen sparte er sich da allerdings dann.

      Schade um die vielen alten Geschichten um solche Themen, die werden wir alle mit ins Grab nehmen und die heutige Jugend will sowieso nur noch Stories von Sexting, Superstars und Rappern hören. Der Jäger aus Kurpfalz ist bei denen nichtmal mehr im Hühnerstall.
      :(
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.