Freiburg 3DS brummt

      Hallo,
      die technische Restauration meines Freiburg 3DS ist abgeschlossen.

      Es wurden alle Teerkondensatoren und Elkos wie üblich ersetzt.
      Den Selengleichrichter habe ich durch einen Siemens Nos B250 C250 ersetzt.

      Der Sendersuchlauf funktioniert einwandfrei. Die Ratiospannung beträgt 36V.

      Aber das Gerät brummt zu laut. Woran kann das liegen?

      Die Erhöhung von Lade- und Siebelko auf 100 uF hat keine Verbesserung gebracht.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      schön, dass Du endlich Zeit hattest, den 3DS zu restaurieren!

      Die Brummproblematik ist nach meinen Erfahrungen beim FB 3DS besonders vielschichtig. Es gibt eine Vielzahl von Problemquellen, oft ist erst Stille, wenn wirklich alle Probleme gelöst sind.

      Zunächst sind weitere Informationen nötig:

      - Ist der Brumm lautstärkeunabhängig?

      - Mit welchen EL84 ist das Gerät derzeit bestückt?

      - Welche Höhe haben die Spannungen an den Kathoden der ELs?

      - Verstärkt sich der Brumm beim schnellen Sendersuchlauf?

      - Hast Du testweise die von Saba für den Bodensee 3DS empfohlene Netzteilmodifikation probiert?

      - Wie hast Du den Ersatz für den geschirmten Kondensator am Lautstärkeregler geschaltet?

      - ist die Masseverbindung des Lade- / Siebelkos absolut krisensicher ausgeführt?
      Achim
      Hallo Achim,

      Franz hat mir das Radio vor einigen Wochen auf UKW nachgeglichen und die Automatic eingestellt.

      - Der Brumm ist lautstärkeunabhängig. Bei höherer Lautstärke ist er nicht mehr zu hören weil überlagert durch Sprache oder Musik.

      - Ich habe einen komplett neuen Röhrensatz eingesetzt. Alles Valvo nos.

      Trotzdem gab es ein Problem:

      Franz ist nicht auf die gewünschte Ratiospannung gekommen. Erst nach vertauschen der beiden (neuen) EABC80 hat es geklappt. Also hat eine dieser Röhren einen Systemfehler. Als Motorröhre arbeitet sie aber einwandfrei.

      - An den Kathoden der beiden EL84 messe ich jeweils 6,57V. Warum sind die Kathoden durch einen Draht miteinander verbunden?

      - Der (schnelle) Sendersuchlauf hat keinen Einfluß auf den Brummton.

      - An die Netzteilmodifikation habe ich auch gedacht, war aber der Meinung, daß sie nur für den Bodensee in Betracht kommt. Desshalb noch nicht ausprobiert.

      - Ich habe die blauen Teerkondensatoren neu befüllt, so auch den geschirmten Kondensator am Lautstärkeregler bzw. an der ECC83. Die Schirmung ist selbstgebaut aus dünnem Kupferblech mit einem durchgehenden Leiter. Ein Draht der Schirmung führt an den Lautstärkeregler, der andere an die Masse des Röhrensockels der ECC83.

      - Als Lade-/Siebelko habe ich einen F&T Becher 2X50µF, 350V verwendet der mit großer Mutter auf dem Chassis festgeklemmt wird. Dazwischen befindet sich noch der Massering ohne Isolierscheibe zum Chassis hin und ein Sicherungs- oder Klemmring. Zwischen Elkogehäuse und Chassis messe ich 0,2 Ohm.
      Den ausgehölten alten Becher habe ich übergestülpt.

      Gruß Udo
      3DS Udo postete
      Dazwischen befindet sich noch der Massering ohne Isolierscheibe zum Chassis hin
      Gruß Udo


      Moin,
      isolier mal den Ring gegen das Chassis und lege ihn elektrisch auf einen "guten" Massepunkt des NF-Teiles. Da man bei den Geraeten die Masse oft da angeloetet hat, wo sie in der Naehe war, muss man u.U. etwas damit experimentieren. Eine Moeglichkeit waere der Minuspol des Gleichrichters, von ihm geht dann eine eigene Leitung separat zur Geraetemasse. Dann muss der Brummanteil des Ladestromes nicht durch das Chassis. Erfolg ist nicht sicher, moeglicherweise wird jetzt Brummstrom in den Verstaerker eingeschleppt. Auch nachpruefen, ob der Elko ueberhaupt guten Kontakt zum Massering hat. Hatte hier auch schon mit Fehlern zu tun, (war aber kein Freiburg o.ae.).

      73
      Peter
      Hallo Udo,

      das ist eine reine Fleißarbeit. Bisher habe ich jeden Freiburg 3DS brummfrei bekommen.

      Zur Masseführung, die Peter gerade ansprach, kann ich zeigen, wie ich es immer handhabe:



      Ich lege einen Kupferdraht 1,5 mm² von der Lötöse vorne an der Befestigung vom Kondensator, wo beide 47µF für die neg. Spannungen angeschlossen sind, weiter an die Spreizbefestigung der Lötleiste (die ist massives Chassisblech) nach hinten zum Massering des Sieb- / Ladeelkos (dort ist auch der Gleichrichterminus angeschlossen), dann durch das Chassis auf die Oberseite zu einem zweiten Massering direkt unter dem Elko.
      Alle Metallflächen, also die Elkounterseite, beide Masseringe und speziell das Chassisblech oben UND unten müssen sauber blank geschmirgelt und gereinigt sein, die Mutter samt Federring ist kraftvoll(!) anzuziehen.

      Damit ist das Thema Siebteil / Masse eigentlich gegessen.
      __________________________________

      Noch was zur EABC80:
      Ich hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit NOS Exemplaren. Mal bekam man UKW nicht gescheit zum Laufen, mal die Automatic.
      Letztes Jahr habe ich meinen FB 3DS komplett (AM und FM, HF und ZF und Automatic) abgeglichen. (Ich habe das in meinem Thread zum 3DS nicht dokumentiert, weil ich zu der Zeit hier nicht aktiv war.)
      Dabei zeigte sich, dass mit mehreren Valvo NOS EABC keine einwandfreie Funktion zu bewerkstelligen war.
      Ich habe mir dann extra NOS TFK EABC80 besorgt, damit gab es keine Probleme mehr, der Abgleich ließ sich einwandfrei auf das Optimum durchführen.

      So eine EABC hat praktisch vier Systeme, da kann schnell mal eines und damit die ganze Röhre defekt sein.
      Achim
      Vielen Dank an Achim und Peter für die wertvollen Tips.

      Ich werde die Masseverbindungen entsprechend abändern und auch nochmal den Lade-/Siebelko auf einwandfreie Verbindung zum Chassis hin prüfen.

      Achim, hat der Abgleich von AM/FM eine deutliche Verbesserung der Empfangsqualität gebracht? Wie zeitaufwändig ist ein Komplettabgleich?

      Es folgen auch noch einige Bilder/Detailaufnahmen vom Chassis.

      Gruß Udo
      Hallo,

      anbei einige Bilder vom FB 3DS Chassis

















      Hier sieht man den Gleichrichterersatz. Siemens Nos-Ware, also Selen.

      Da die Anschlußfahnen hier im Gegensatz zum Original auf beiden Seiten liegen
      habe ich eine Pertinaxabdeckung (Berührungsschutz) nachgebaut.

      Der Gleichrichter hat übrigens Bestwerte.




      Ein Blick durch die Revisionsöffnung zeigt uns die Tastenkontaktleisten.
      Die Schieber sind zur Reinigung ausgebaut worden.














      Hier wird noch eine Abschaltelektronik für die Motoren installiert werden:



      Als Entstörkondensator habe ich folgendes Bauteil verwendet:



      Der Kondensator wurde etwas verlängert und mit der Originalbanderole versehen.
      Siehe nächstes Bild:








      Der Selengleichrichter rechts unten am Ausgangsübertrager wurde durch eine Diode 1N2007 ersetzt.
      Der Kondensator ist übrigens bereits neu befüllt wie alle anderen Teerkondensatoren auch, die auf diesen Bildern zu sehen sind.
      Ich habe nur Markenware von Fischer&Tausche, Electel (Görlitz) und Vishay/Roederstein verwendet.



      Den langen Elko an den EL84 habe ich auch neu befüllt. Ich wollte das mal ausprobieren. Der neue Ratioelko rechts im Bild wurde mit der alten Siemens Banderole umwickelt.












      Der Sockel der ECC83 wurde bei einer früheren Reparatur erneuert.
      Das sieht man an den Befestigungsschrauben.




      Gruß Udo
      Moin,
      dann war es entweder nicht die Ursache, oder die Methode mit den Messkabeln ist nicht niederohmig genug. Hier kommt es auf jedes Milliohm an und ausserdem darf der "Brummstrom" der Elkos nicht ueber das Chassis fliessen, daher sind Lade- und Siebelko direkt am Gleichrichter anzuschliessen, der Minuspol des Elkos sollte vom Chassis getrennt werden.

      Steht ein Oszilloskop zur Verfuegung, mit dem man die Betriebsspannungen im NF-Teil ueberpruefen kann?

      73
      Peter
      Hallo Udo und Peter,

      Gleichrichterminus und Ladeelko Masse s i n d mit der Kupferbrücke sehr niederohmig direkt verbunden. Da der Kupferdraht zur Chassisoberseite durch geht und direkt an den ersten Massering direkt unter dem Elko geht, ist der Weg für den Strom über das Chassis in jedem Fall höherohmig und damit irrelevant. Als Übergangswiderstand zählt letztlich nur der Übergang Elkogehäuse-Massering und die Kontaktierung der Selenplättchen im NOS Gleichrichter.
      Auch das Chassis ist hier mit an diesem Massepunkt (gelötet).

      Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Brumm eine andere Ursache hat, wobei wir im Moment nicht ausschließen können, dass der NOS Gleichrichter einen Übergangswiderstand oder eine Asymmetrie hat oder dass die beiden ELs stark abweichende Daten aufweisen. Mein nächster Verdacht wäre der folgende Bereich:



      Nach meine Erfahrungen kann eine minimal falsche Position fast aller Bauteile auf diesem Abschnitt kräftigen Brumm verursachen. Am empfindlichsten sind die Bauteile rund um die Fassungen der ELs.

      Ich würde so vorgehen: Kathodenelko und Kathodenwiderstand entfernen. Jeder EL einen eigenen radialen(!) Kathodenelko spendieren (die Drahtverbindung zwischen den Kathoden entfernen) und einen eigenen Kathodenwiderstand (doppelter Wert des derzeitigen gemeinsamen Rk). Alle 4 Bauteile ganz kurzbeinig direkt an den Fassungen anlöten, die Elkos direkt über bzw. neben der zentralen Massehülse stehend. So bekommt man eine höhere Toleranz unterschiedlichen Daten der ELs gegenüber.

      Danach nimmt man einen Schaschlikspieß oder Kunststoffstift und bewegt im Betrieb die 3 Kondensatoren, aber auch die Widerstönde in verschiedene Positionen. Irgendwo ergibt sich für alle Bauteile ein Brummminimum. So werden sie dann fixiert.
      Gerade die 3 Cs sind sensibel. Mal müssen die beiden Anodenkondensatoren dicht zusammen, mal auseinander. Der blaue unter der Lötleiste ist auch extrem sensibel.

      Warum ist Tesa Krepp um die Anodenkondensatoren? Es kann sein, dass es gerade eine falsche Position fixiert, und wenn es original schon da war, hat es möglicherweise gerade mit den alten Cs ein Brummminimum fixiert. Aus mechanischen Gründen braucht man das Band schließlich nicht.


      Sonst gefallen mir die Bilder ausnehmend gut! Saubere Lötstellen, der optische Originaleindruck wird durch die Verwendung der alten Banderolen gewahrt. Auch wenn ich sonst absolut kein Fan des "Tarnens" bin, muss ich sagen, dass es hier sehr sauber und überzeugend gelungen ist.

      Für den Abgleich eines 3DS brauche ich (bitte nicht spotten!) einschließlich der Vorbereitungen mindestens einen halben Arbeitstag (4, manchmal 5 Stunden). Schließlich erfordert der Abgleich mehrere Durchgänge und auch der HF-Teil für AM und FM ist zeitraubend.
      Achim
      Hallo Achim und Peter,

      müsste der NOS-Gleichrichter nicht deutlich warm werden wenn er einen Übergangswiderstand hätte? Das wird er jedenfalls nicht.

      Das mit den einzelnen Kathodenelkos und Widerständen werde ich ausprobieren.
      Ich nehme an, daß die Elkos mit jeweils 100µF mit + an die Kathode gehen und mit - ans Chassis. Die Widerstände gehen ebenfalls jeweils mit einem Ende an die Kathode. Wo wird das andere Widerstandsende angeschlossen?

      Muß das Radio anschließend nachgeglichen werden?

      Könnte auch der jetzige Kathodenelko durch das Implantat den Brumm verursachen?

      Peter, ein Oszilloskop besitze ich leider nicht.

      Achim, das Tesakrepp an den Anodenkondensatoren ist original. Desshalb habe ich es wiederverwendet. Soll ich es mal entfernen und die Lage der Kondensatoren mit einem Holzspies verändern?

      Die Restauration hat viel Zeit in Anspruch genommen. Trotzdem hat es viel Spass gemacht und ich würde es jederzeit nochmal machen. Ich habe das Gerät sehr gut kennen gelernt.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      ja, bei jeder Kathode 100µ nach Masse (+ an die Kathode) und parallel jeweils einen Widerstand 180 Ohm. Als Belastbarkeit reichen dann 0,5W.
      Drähte so kurz wie möglich, Pluspol direkt an die Lötöse vom Röhrensockel, den Minuspol an die runde Hülse in der Mitte der Pins. Den Kathodenwiderstand habe ich (auch mit kurzen Drähten) etwas seitlich der Pins eingebaut. Er sollte nicht am Elko anliegen und ihn erwärmen.
      Abgeglichen wird da nichts.
      Schau nochmal nach - es muss eine Brücke aus kräftigem Draht zwischen den Massehülsen der ELs geben, von da geht sie weiter zu der dicken Kupferbrücke im Netzteil.

      Ich glaube nicht, dass der derzeitige Elko schuld ist.

      Mit dem Krepp hat man - so meine Vermutung - damals im Werk das Brummminimum fixiert.

      Das Experimentieren mit den Positionen würde ich nach der Kathodenelkoaktion machen, es sein denn, die separaten Ck und Rk lösen das Problem bereits. Dann hättest Du wahrscheinlich ungleiche ELs oder Asymmetrien im AÜ.

      Ich habe nach dem Abgleich meines 3DS letztes Jahr ziemlich viel Zeit aufgewendet, bis der Brumm minimiert war.

      Zur Frage, Abgleich vorher vs. nachher: Die Automatik hatte vor dem Abgleich bei AM große Probleme, bei UKW war es einigermaßen o.k. Aber nach vorschriftsmäßigem Abgleich ist die Funktion wesentlich besser. Der Motor zieht dem Antrieb kraftvoll und schnell ins Optimum und hält ihn dort sehr stabil.
      Der UKW Empfang wird durch den ZF-Abgleich auch deutlich besser, was schwachen Sendern zugute kommt.

      Bei meinem WIII, der in der Ferienwohnung steht, habe ich festgestellt, dass er auch dringendst abgeglichen werden muss. Aber da müsste ich alle Messgeräte mitnehmen...
      Achim
      Hallo Achim,

      entstehen Asymmetrien im AÜ durch Windungsschluß?

      Wie wäre es wenn ich erst mal andere nos El84 einsetze?
      Ich habe noch einige.

      Die kräftige Brücke aus Draht an den Massehülsen der EL's ist vorhanden. Sie führt zum Massering des Lade/Siebelkos.

      Ich wollte noch erwähnen, daß sich die Lautstärke nicht ganz abdrehen lässt.
      Und einer der beiden Fächer der EM34 schließt nicht vollständig. Ein ca.1mm breiter Balken bleibt stehen.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      gute Idee, wenn Du noch andere EL hast, teste sie alle mal durch (Vor der Beurteilung des Brumms immer Aufwärmphase beachten) und schau, ob sich die Brummneigung ändert.

      Ja, Windungsschlüsse im AÜ bewirken Asymmetrien und Verzerrungen. Aber das ist ja erst einmal nicht das Thema.

      Die beiden 1M Widerstände am Sockel der EM34 solltest Du ohnehin ersetzen.

      Mit der Lautstärke - das ist bei den Geräten eigentlich normal, bis auf "Null" geht es nicht.
      Achim
      Hallo Achim und Peter,

      nochmals vielen Dank für Euere Hilfe.

      Das Problem bei den unversiegelten Nos Röhren wie Valvo liegt darin, daß man nicht wirklich weiß ob die Röhren unbenutzt sind. Bei Telefunken sind die Röhrenverpackungen versiegelt. Da hat man die Gewissheit auf Nos.

      Die beiden 1M Ohm Widerstände an der EM34 messen korrekt. Soll ich sie trotzdem ersetzen?

      Gruß Udo
      Hallo Achim,

      ich habe jetzt sechs verschiedene EL84 Paare im 3DS laufen lassen, sogar 2 Stück EL84L.
      Der Brumm ist völlig unverändert geblieben. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.

      Bevor ich nun einzelne Kathodenelkos und Widerstände einbaue, wollte ich zunächst eine weitere "einfache" Methode anwenden. Ich verändere mal die Einbaulage der Anodenkondensatoren.

      Die 180 Ohm Widerstände müsste ich mir sowieso erst einmal besorgen.

      Gruß Udo
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