Telefunken TC750 High Com Tapedeck

      Ich kann bestätigen, dass die 750er Serie damals nach relativ kurzer Zeit am Markt verramscht wurde.
      Ich hatte mir alle drei Geräte noch direkt nach der IFA regulär gekauft (zum HEK Preis der Firma, wo ich damals gearbeitet habe) und ein knappes Jahr später gab es sie zum Schnäppchenpreis. Zu meinem Ärgernis hat sich mein Chef dann noch die gesamte Serie für zu Hause für ein paar Hunderter (DM) geholt :(

      Es lag wohl daran, dass der Wechsel auf die (in Asien gefertigten) Geräte der "R-Serie" (100er und 200er) und die in Deutschland produzierte 300er Serie anstand.
      Achim
      Ah ja, das passt ... aber jetzt sind Deine Exemplare mit Sicherheit besser als die
      von Deinem damaligen Chef ... wer zuletzt lacht, lacht doch am besten !

      So geht mir das ja auch mit den Saba Receivern. Ein 9241 war mein erstes eigenes
      ernsthaftes HiFi-Geraet -- mit all seinen bekannten Schwaechen und Problemen.
      Dann ein 9240 S, der 30 Jahre lang brav seinen Dienst tat. Aber nun revidiere ich
      mir die halt selber, und bekomme sie besser hin als sie damals neu waren ... und
      es macht nach wie vor Spass, damit zu hoeren.

      Wobei ich heute natuerlich einfach VIEL bessere Lautsprecher habe als damals. Da
      kann man dann auch einfach mehr herausholen ... nur den TC 750, den habe ich
      irgendwann (leider) verkauft ...


      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael und Mitleser,

      wenn man in dieser Zeit (70er-80er) seine Liebe zu HiFi Geräten entdeckt hat, die großen Händler besucht, Messen abgeklappert und Fachzeitschriften verschlungen hat und sich dann das ein oder andere Gerät auch tatsächlich nach längerem Sparen leiste konnte, lässt einen diese Leidenschaft nicht mehr los. Man hat ein dauerhaftes Verhältmnis zu den Geräten und der Technik der Zeit.

      In diesem Sinne habe ich mich aufgerafft und am TC750 weitergemacht.
      Das Laufwerk konnte als fertig gelten, nun ging es an die elektrischen Anschlüsse, von denen es reichlich gibt.
      Zur Erinnerung hier ein Foto von den Lötkünsten der angesehenen Fachwerkstatt:



      Das konnte natürlich nicht so bleiben. Also wurden alle Lötösen von Zinn- und Drahtresten befreit, alle Leitungen etwas gekürzt und alle Lötverbindungen neu hergestellt.



      Die unsägliche Lötleiste, an der die Dioden für die beiden Spulen des Seitenschiebermagneten saßen, habe ich entfernt, die Dioden direkt an der Magnetspule eingebaut und die Zuleitung dort angeschlossen.



      Falls es einem Leser nicht geläufig ist, diese Dioden heißen Freilaufdioden oder Schutzdioden. Sie begrenzen beim Abschalten der Induktivität die durch Induktion entstehende Spannungsspitze auf Ub plus 0,7V was eine Beschädigung der Schalttransistoren verhindert.

      Nun folgte der Einbau der Laufwerkbaugruppe ins Gerät - eine mühsame Angelegenheit, es geht sau-eng zu. Im Werk hat man wohl zuerst das Laufwerk eingesetzt und dann die Platinen drum herum montiert. Nach der endgültigen Befestigung störte aber noch der Kabelwust.



      Nun hieß es die richtigen Verbindungen herzustellen, alles auszuformen und sinnvoll zu bündeln.
      Ich habe nun - abweichend vom Originalzustand - nicht alle Leitungen in eine einzige Wurst gepackt, sondern separate Kabelbäume für die Signalverkabelung der Platinen, für die Tipptasten/LED Anschlüsse und die Verbindungen der Steuerplatine mit dem restlichen Gerät und für die Zuleitungen zum Laufwerk vorgesehen. So kann das Laufwerk für Wartungsarbeiten einfacher ausgebaut werden.
      So sieht die fertige Verdrahtung aus:



      Das einzige, was jetzt noch fehlt, sind die Lämpchen für den Cassettenschacht, aber das sollte machbar sein ;)

      Zu meiner großen Befriedigung funktioniert alles (Aufnahme noch nicht getestet). Die Laufwerksfunktionen einschließlich Pause und Cueing vorwärts und rückwärts laufen mit einer derartigen Geschmeidigkeit, Präzision und Geräuscharmut ab, wie ich es noch nie bei einem TC750 erlebt habe. Der große Aufwand bei der Wartung, Schmierung und Justage hat sich gelohnt.
      Leider ist die Kopfträgerplatte von der Fachwerkstatt verkurbelt worden, die Höhenwiedergabe ist nicht optimal, Tonkopfneigung, Azimuth und Höhe müssen noch eingestellt werden.
      Achim
      Es bleibt schwierig. Gerne hätte ich heute den Bandlauf überprüft, aber nach etwa 30 Min. Probelauf gab es - zufällig während ich mich über das offene Gerät beugte - einen leisen Knall und ein süßlich riechendes Rauchwölkchen im Bereich der Spannungsregler / Ladeelkos.
      Das Gerät lief aber tadellos weiter. Ein Schaden im Netzteil hätte doch Funktionsausfälle nach sich ziehen müssen...

      Erst ein Blick auf die Unterseite des Gerätes brachte Klarheit: Der Entstörkondensator im Netzeingang weist einen schmalen Riss auf beiden Seiten des Gehäuses auf (Pfeil) und ist in der Mitte aufgeplustert, der in Serie liegende 220 Ohm Widerstand ist braun verfärbt.



      Beides muss ersetzt werden, fragt sich nur, ob der Widerstand den Stromfluss unterbrochen hat, oder ob der Kondensator sich, wie es sich für einen "X" Typ gehört, selbst geheilt hat. Die Sicherung löste nicht aus.
      Nachmessen zeigte: Widerstand durchgebrannt, Kondensator (zu spät) geheilt.

      Es handelt sich um einen WIMA MP3 mit VDE Zeichen.
      Achim
      Hallo Michael,

      auch damals in den 70ern wurden die Geräte ja nach Italien, Spanien und Südosteuropa exportiert, wo schon damals einiger Zirkus im Netz war und Überlandleitungen, überlastete Umspanntrafos, schlecht oder gar nicht kompensierte Lasten und Schalt-Surges an der Tagesordnung waren.
      Der WIMA hier im Gerät war nur bei eingeschaltetem Gerät unter Spannung.
      Ich gehe davon aus, dass Alterung hier zum Ausfall geführt hat. Immerhin sind diese Bauteile heute 35 Jahre alt.

      Diese Kondensatoren im Netzeingang waren und sind immer heikel! Auch moderne Bauformen von Markenherstellern altern und fallen aus. Allerdings geschieht das bei modernen Typen sehr kontrolliert und in der Regel ohne Gefahr ab. Früher gab es Brände, ausgelaufene Vergussmasse, geschmolzene Gehäuse und bedenkliche Rauchentwicklungen. Heute knackt es nur leise und der Kondensator verformt sich geringfügig.

      Als Ersatz kommt nun ein RIFA Kondensator mit eingebautem 100 Ohm Serienwiderstand zum Einsatz. Damit der Originalität der Telefunkenschaltung genüge getan wird, habe ich noch einen 120 Ohm in Serie gelegt.

      Achim
      Beim Telefunken Tuner TT750 sitzt übrigens derselbe Entsörkondensator mit Serienwiderstand freitragend von hinten auf die Netzteilplatte gelötet.
      Bei meinem Gerät fiel er vor einigen Jahren ebenfalls aus und wurde durch einen WIMA X2 ersetzt.



      (Da war meine Uralt DigiCam heruntergefallen - daher die unterirdische Bildqualität.)
      Achim
      Das mit den Entstörkondensatoren kenne ich.

      Da sind einige Hersteller von betroffen, kenne ich (nicht nur) von WIMA und Rifa. Ich habe den Verdacht, es ist eine Alterung, irgendwann ist das Gehäuse nicht mehr ganz dicht und zieht Feuchtigkeit. Das ist mir auch schon mit nie eingebauten Kondensatoren NOS aus vermutlich der selben Charge passiert, mehrere davon quittierten kurz hintereinander den Dienst.
      Die Kombination aus C und R halte ich für wesentlich sinnvoller als nur ein reiner Entstörkondensator. Irgendwo muss ja die störende Leistung verbraten werden, geht ja nicht mit reinen Blindwiderständen. Hier ein Link zu Wiki für die Leser, die nicht so genau wissen, was X und Y bei den Kondensatoren bedeutet:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Entstörkondensator

      Andreas
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo allerseits,

      die im Link von Andreas zu findenden Informationen zu Kondensatoren im Netzeingang sind essentiell!
      Der Netzeingang mit seinen speziellen sicherheitsrelevanten Bauteilen ist bei Reparaturen einer der heikelsten Bereiche. Hier gilt es, passende und sichere Ersatzteile zu verwenden und konstruktiv alle Details so zu belassen bzw. wiederherzustellen, wie vom Hersteller vorgegeben.
      Ausdrücklich genannt seien (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Kondensatoren, Induktivitäten, Widerstände, Leitungen, Sicherungen, Isoliermaterialien, Abstände zu sonstigen Gerätebauteilen, Lötstellen, Schraubverbindungen, Steckverbinder, das Umbiegen von Drähten in Lötösen und die größere Länge von Schutzleitern (sofern vorhanden).

      Die alten runden gelben ITT Entstökondensatoren, die so manchen Brand im Fernseher oder in der Wohnung auslösten, sind bekannt, aber auch andere Hersteller und Serien können mit zunehmendem Alter und durch jahrzehntelange Belastung mit Netzspannung und Spannungsspitzen zu Problemfällen werden.
      Da mir die WIMA MP3 bei Telefunken Geräten um 1980 herum mehrfach aufgefallen sind, hier noch ein Bild:





      Wie geht es nach diesem Intermezzo nun mit dem Telefunken TC750 weiter?

      Bei der Wiedergabe zeigte sich ein mangelhafter Bandlauf, ein geringfügiges Auf- und Absteigen des Bandes an der Tonwelle, was zu Höhenpegelschwankungen führt und im Extremfall (Bandanfang) ein Verknittern der Bandkante zur Folge haben kann.
      Typischer Fall von defekter GA-Rolle sagt man sofort, aber die ist neu.
      Grobe Fehler in der Justierung des Tonkopfs (Neigung, Azimuth war nicht verkurbelt) lagen nicht vor.
      Nähere Untersuchungen brachten den Grund ans Licht: Der gesamte Tonkopfschlitten wurde nicht weit genug nach oben gefahren, so dass die GA-Rolle nur gerade so an die Tonwelle drückte. Auf die Spur kam ich, weil beim kleinsten Bewegen der Trägerplatte (beim Justieren) das Band durch zu rutschten begann (Mickey Mouse).
      Nun wird das Anheben der Tonkopfträgerplatte über einen 90° Hebel vom großen Hubmagneten am Boden des Laufwerks erledigt. Er ist in Längsrichtung justierbar. Erfolgt der Anzug nicht weit genug, erreicht die GA-Rolle nicht mit ausreichendem Druck die Tonwelle, ist der Anzug zu stark, wird die Platte sinnlos gegen die Begrenzungsbolzen gepresst, während der Anker des Magneten nicht seine Endposition erreicht.
      Der Anker hatte ein neues Lederplättchen als Stoßdämpfer bekommen, war Aus- und wieder eingebaut worden und ich hatte ihn mittig justiert, was aber hier nicht optimal ist.
      Die Nachjustierung ist nur möglich, wenn die Halteschraube an der Unterseite des Laufwerks gelöst ist und an diese Schraube kommt man nur heran, wenn das Laufwerk ausgebaut ist. Diese Option habe ich allerdings wegen der mechanischen Belastung für die Mechanik und die Zuleitungen verworfen und stattdessen eine "schmutzige", aber wirksame und auch für die Zukunft nützliche Variante realisiert: Den Zugang von untern durchs Gehäuse.
      Da in diesem Bereich Flachbandleitungen liegen, schied das Bohren einer Öffnung aus - es blieb das vorsichtige Aufschneiden mit dem Lötkolben, beginnend in einem Bereich ohne Leitungen.
      Nicht schön, aber selten:



      Nach einer geringfügigen Verschiebung des Magneten nach hinten arbeitet der Bandlauf nun einwandfrei.
      Achim
      Diese Justage der Mechanik ist mit Sicherheit vor dem Einbau an einem speziell dafür eingerichteten Arbeitsplatz durchgeführt worden.

      Nach dem Einbau ins konkrete Gerät hat man dann die Pegel für Aufnahme und Wiedergabe und die Vormagnetisierungen für die Bandsorten abgeglichen, da hier Elektronik und Köpfe aufeinander einwirken.

      An die meisten Stellen der Mechanik kommt man halbwegs von oben und von hinten heran, wenn man die Regelplatine abschraubt, aber die Schraube für den Schlittenmagnet ist verdeckt.
      Ein werkseitiges Loch wäre kein Luxus gewesen.
      Achim
      Das ist in der Tat wahr -- ein Loechlein ab Werk waere gut gewesen. Du kannst ja jetzt
      ein Stueck Tesa-Band spendieren. Dann ist das Loch zu, aber leicht wieder zu oeffnen ;)

      Bin dann noch gespannt, was Du am Ende ueber die messtechnische und klangliche
      Performance berichten kannst. Irgendwie erinnert mich das auch daran, dass ich dringend
      mal an meinen Revox-Recorder gehen muss ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Ein Detail ist mir heute erst aufgefallen: Im Post 000 hatte ich ein Foto des 15V Spannungsreglers gezeigt:



      Wem fällt der "Fehler im Bild" auf??

      Lösung -> Es handelt sich um einen 7915, also den 15V Regler in der negativen Variante!
      Wie die Fachwerkstatt das Gerät damit zum Laufen gebracht hat, ist mir schleierhaft. Der zwischen E und A auf der Printseite eingeflickte Widerstand sollte es dann wohl richten...
      Achim
      Hmmm....
      Fachwerkstatt?

      Ja, sicher doch. Ich glaub's. Mir fällt auf, dass mich solche üble Stümperei mit dem Alter mehr stört. Ich glaube, meine Toleranz lässt nach.

      Ich tröste mich damit: Hat ein Lehrling gemacht, der hat sich nichts dabei gedacht, nicht anders gewusst.... und der Meister war krank, im Urlaub, oder überlastet....

      Die andere Variante.... der Meister oder Geselle hat's gemacht (ich ahne, es wäre möglich) ist mir aber schwer erträglich.


      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard, Hallo Gunnar,

      ja, auch bei mir sinkt die Toleranz gegenüber derart offensichtlichen Missachtungen der anerkannten Regeln der Technik.
      Nun gibt es in jedem Beruf Stümper und wir berichten ja meist eher über solche Ausrutscher, als über normal und fachgerecht ausgeführte Reparaturen, die erwähnt man gar nicht.

      Wir hatten früher auch Reparaturen, die der Kunde dann aus Kostengründen nicht ausführen ließ. Bevor das Gerät zurück ging, habe ich Änderungen sorgfältig zurück gebaut und alles in sauberem Zustand übergeben. Grund: Den Kunden bzw. den Auftrag ist man schon los, da muss man nicht auch noch Gelegenheiten schaffen, von anderen Werkstätten, in die das Gerät danach vielleicht noch kommt, schlecht gemacht und angeprangert zu werden.

      Ich vermute, der Regler hat die Temperatur sogar überlebt, hat aber keine Spannung durchgelassen und deshalb wurde er in einem zweiten verzweifelten Schritt mit einem Widerstand überbrückt. Für den normalen 7815 wäre das Fähnchen viel zu klein, werkseitig ist ein ca. 8x4cm großes Kupferblech verbaut und das ist schon knapp, so dass Verfärbungen der Platine entstehen.
      Achim
      Hmm, da steht doch 2815 in der Zeile drueber, oder ?
      Gab' vielleicht schon damals Leute, die immer nur den Anfang lesen ... (???).

      Achim, ich wiederhole mich: Dir wuerde ich _jedes_ Geraet anvertrauen, aber Du bist
      wirklich eher die Ausnahme. Nein: Definitiv eine Ausnahme ... ich will lieber erst gar nicht
      anfangen, zu berichten, was ich ueber die Jahre so alles erlebt habe (habe nicht immer
      alle Geraete selber repariert -- das liess' meine Zeit nicht immer so zu).

      Gut, dass derlei Dinge hier dokumentiert werden ! Hier im Forum sammeln sich halt die
      Leute, die die Ausnahmen waren ...

      Besten Gruss,

      Michael