Freiburg WIII Restauration "von Grund auf"

      Ich lasse 5 cm lauwarmes Wasser in die Badewanne,mische es mit 3 Verschlusskappen flüssigem Feinwaschmittel und lege die Schallwand für 5 Min. hinein.Danach lässt sich der Stoff leicht abziehen.Anschließend wasche ich den Stoff,spüle das Waschmittel gründlich aus und tupfe dann den Stoff mit einem Handtuch ab.Dann sofort den nassen Stoff auf die Schallwand tackern.Von wenigen hoffnungslosen Fällen abgesehen hat das so immer funktioniert.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Hallo Tobi,

      im Normalfall brauchte ich den Stoff vor dem Ablösen von der Schallwand nicht anzufeuchten. Mit etwas Feingefühl lässt sich der Stoff auch trocken abtrennen, wenn Du einen Anfang hast wirst Du merken das der Kleber keine besondere Haftung hat. Bei stark verschutzten Stoff solltest ihn auf jeden Fall von der Schallwand abtrennen, denn 5 min Einweichzeit in einer Waschmittelauge bringen nicht den gewüschten Erfolg. Zudem kann es je nach Zustand der Schallwand vorkommen das diese sich unerwüscht auflöst. Sie besteht nämlich aus mehrfach aufeinandergeleimten Naturholzplatten und zuviel Feuchtigkeit kann dazu führen das der Leim sich auflöst und die Schallwand unbrauchbar wird. Je nach Zustand kann das schon nach 2 min Einweichzeit passieren.
      Die besten Erfolge den Stoff wieder richtig sauber zu bekommen habe ich damit gemacht ihn von der Schallwand zu trennen und über Nacht den Soff ein einer Feinwaschmittellauge eingeweischt. Am nächsten Morgen gründlich mit klarem Wasser ausgewaschen, abtropfen lassen und ihn wie Otto schon beschreib in noch feuchten Zustand auf die Schallwand getackert habe.
      Den Stoff wieder gerade auf die Schallwand zu bekommen überlasse ich Deiner Kreativität
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Tobi,

      ich hatte es ziemlich genau so gemacht, wie Otto es weiter oben beschreibt. Der Stoff löste sich nach wenigen Minuten im Wasser ab. Nach gründlicher Wäsche in warmer Lauge und anschließendem Ausspülen, wollte ich den Stoff erst direkt wieder aufziehen, habe mich dann aber entschlossen, vorher eine dünne Schicht Ponal Holzleim auf die Schallwand aufzutragen, die den Stoff nun flächig hält. Ich hatte die Befürchtung, dass der Stoff sonst bei größeren Lautstärken auf der ganzen Fläche flattert.
      Nach Positionierung des Stoffes und flächigem Verspannen habe ich ihn rundum zusätzlich festgetackert, damit er sich nicht vor dem Abbinden des Leims wieder verzieht.
      Achim
      Hallo Achim u. andere WIII-Fans,
      gestern habe ich nach Abschluß der technischen Restaurierungsarbeiten meinen Freiburg WIII ans Netz genommen. Die Siebelkos (2X100uF), der Gleichrichter, alle Teerkondensatoren und Elkos wurden erneuert. Ohne Rauschunterdrückung spielt das Radio auf allen Wellenbereichen laut, allerdings mit einem zu starken Brummton. Mit Rauschunterdrückung spielt das Gerät deutlich leiser. Der Emfang ist wesentlich schlechter. Nach Austausch der EAF42 hat sich dieser Effekt verbessert, ist aber keineswegs in Ordnung. Die Schaltung war bei diesem Radio leicht abgeändert (Tonabnehmerbuchse),aber das Radio spielte vor der Restauration gut (ohne zu brummen) bis ein Widerstand abgeraucht ist. Ich habe die Schaltung anhand eines Schrottchassis wieder in den Originalzustand versetzt. Ein Kabel des AÜ war nicht angeschlossn, ich glaube das blaue. Hat der AÜ vielleicht einen Defekt? Was meinst Du?

      Gruß Udo
      Hallo Udo,
      es dürfte sich um 2 Fehler handeln. Zunächst zum Thema Rauschunterdrückung / Stummschaltung: Sie ist ein sehr angenehmes Feature des WIII, wenn sie einwandfrei funktioniert. Leider ist sie auch etwas störungsanfällig.
      Das ist vielleicht eine gute Gelegenheit, einen Versuch zu machen, diese Schaltung näher zu beleuchten. Im folgenden Schaltbildauszug habe ich die Funktionsweise grob gekennzeichnet. Dreh- und Angelpunkte des Muting sind die Röhren EF40 und EM71. Es versteht sich von selbst, dass auch Fehler in diesen Röhren selbst zu Fehlunktion des Muting führen.

      Die EM 71, primär für die Abstimmanzeige zuständig, erhält ihre "Steuerspannung" bei UKW vom Demodulator (Ratio-Detektor) = gelb, bei AM aus dem "Dioden-Filter" = orange.
      So wird der Ausschlag des Fächers gesteuert.
      Das ebenfalls in der EM71 enthaltene Triodensystem besorgt nun die Stummschaltung.
      Am Gitter 1 der Treiberrühre EF40 liegt die NF, um im richtigen Arbeitspunkt zu arbeiten, möchte die EF40 gerne eine negative Gittervorspannung von -2V haben. Diese erhält sie aus dem Abgriff des Spannungsteilers im negativen Ast der Anodenspannungserzeugung des Netzteils (= grün).
      Der Trick besteht nun darin, dass, sobald die Gitterspannung der Triode der EM71 einen Schwellenwert unterschreitet (da kein Sender vorhanden, oder er zu schwach ist), die Spannung an der Anode dieses Triodensystems (aus der UA = rot gespeist) steigt (da sie nicht mehr nach Masse herunter gezogen wird) und hiermit eine positive Spannung der negativen G1 Spannung der EF40 überlagert wird (= blau), die zur Sperrung der EF40 führt - es herrscht Stille.
      Durch die konkrete Dimensionierung bzw. Auslegung dieser Schaltung, sprich Vorschaltung der EM71 Triode, versucht man, ein möglichst sprunghaftes Stummschalten bei einem bestimmten Schwellenwert zu erreichen, wie dies auch von einem Schmitt Trigger gemacht wird.



      Eine Fehlfunktion der Mutingschaltung kann bedeuten:
      - es wird gar nicht gemuted, obwohl kein Sender vorhanden
      - es wird immer gemuted, obwohl ein starker Sender eingestellt ist
      - es wird "halb" gemuted, d.h. die Lautstärke ist mit Muting geringer, als ohne

      Das Ganze System funktioniert nur korrekt, wenn das Gleichgewicht der Spannungskomponenten, bestehend aus fester neg. Vorspannung und addierter positiver Komponente genau stimmt.
      (Im Folgenden sei vorausgesetzt, dass wie bei Udo´s WIII schon geschehen, ALLE Teerpapierkondensatoren bereits ersetzt sind, da sonst dieselben Fehler auftreten können.)
      Damit sieht man schon die wichtigsten Fehlerursachen = violett markiert.
      Die häufigsten Fehlerursachen dürften durch Alterung fehlerhafte Hochohmwiderstände sein (2 x 16 MOhm, 2 MOhm, 30 Mohm, 1,25 MOhm, 1 MOhm und 400 KOhm).
      Das Nachmessen der Widerstände mit dem Ohmmeter bringt nichts, da sie häufig erst bei voller UA ihren Wert verändern. Man muss sie Stück für Stück - in der genannten Reihenfolge - ersetzen.
      Weiterhin ist an eine gealterte EF40 oder EM71 zu denken. Testweiser Ersatz schafft hier Klarheit.
      Gibt es dann immer noch Probleme, ist der Hauptverdacht beim Tastensatz. Die Mutingschaltung ist extrem Hochohmig! Man sieht das schon an den Widerstandswerten im 2-stelligen Megaohmbereich. Kleinste Feuchtigkeitsanreicherungen oder Verschmutzungen oder auch ehemalige, "vordergründig" sanierte Kokelstellen im Pertinax der (feststehenden) Kontaktstreifen des Tastensatzes reichen aus, um eine Störung herbeizuführen.
      Betroffen sind hauptsächlich die Kontakte F1, U1, U4 und F3, aber auch andere kommen in Betracht.
      Beste Prüfungsmethode ist ein testweises Hochlegen der Kontaktbeschaltung und feste Verdrahtung der gewünschten Kontaktposition.

      Meine Schilderung der Funktionsweise oben ist eine grobe Skizze nach meinem Verständnis der Schaltung, die sich über Ergänzungen / Korrekturen / Fragen freut...
      Achim
      Hallo Achim, ich finde die Funktionsweise der Rauschunterdrückung sehr gut im Detail erklärt. Viele möglichen Fehlerquellen sind zur Ansprache gekommen die zu einer nicht korrekten Funktion führen können. In meiner Laufbahn, was den FB WIII angeht, waren zu 90% die hochohmigen Widerstände 16M und 30M die Kandidaten, die eine Fehlfunktion verursacht haben. Messungen an ausgelöteten Widerständen sind, wie Du schon erwähntest nicht, aussagekräftig auf eine 100% Funktion, sie sollten daher ausgewechselt werden.

      Eine Sache möchte ich noch beifügen, die Empfangseigenschaften nicht aller W III´s liegen auf den gleichen Pegel, sei es durch verbrauchte Röhren oder nicht korrekt eingestellte Filter. Mir ist dabei aufgefallen, das wenn an der Messbuchse Punkt X/Y die Spannung bei gut empfangenen Sendern unter 25V lag die Rauschunterdrückung nicht einwandfrei arbeiten konnte. Erst ab einem Pegel über 30V arbeitete alles bestens, oft habe ich das nur mit dem Nachgleich der Filter erreicht, aber auch schon verbrauchte Röhren wechseln müssen.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Ja Franz, das leuchtet ein - im letztgenannten Fall erreicht die vom Diskrimininator kommende Regelspannung nicht mehr den zur einwandfreien Funktion der Mutingschaltung erforderlichen Wert.
      Die Triode der EM71 "denkt" dann, das Signal ist zu schwach und schaltet stumm.
      Wie Du sagst, verstimmte ZF-Kreise oder, was ja meist auch die Ursache dieser Verstimmung ist, gealterte Röhren in der ZF-Schaltung und insbesondere auch die EABC80 können die Ursache sein.

      Das ganze System ist in der Tat sehr sensibel und arbeitet nur dann richtig, wenn die gesamte Peripherie stimmt.
      Achim
      Hallo,
      Die Spannung an der Messbuchse Punkt X/Y liegt bei gut empfangenen Sendern deutlich unter 25V. Von 30V also weit entfernt. Ich werde zunächst alle Röhren tauschen und dann hören was sich tut. Welcher Defekt kann denn den starken Brummton verursachen?
      An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Achim für die ausführliche schriftliche Erläuterung. Und an Franz für die erstklassige telefonische Beratung.
      Mit dem lesen von Schaltbildern tue ich mich noch etwas schwer. Aber ich versuche mich einzuarbeiten. Und so manches habe ich dabei schon gelernt.

      Gruß Udo
      Hallo Achim,
      der Widerstand ist vor der Restauration verbrannt. Er hatte nichts mit dem brummen zu tun. Er wurde durch einen gleichwertigen aus meinem Schrottchassis ersetzt. Der dünne, blaue Draht des AÜ war damals nicht angeschlossen. Das ist mittlerweile geändert. Der Brumm ist auch auf TA vorhanden.
      Ich habe alle Röhren nacheinander durch neue ersetzt. Eine deutliche Verbesserung ist nur bei Austausch der EAF42 festzustellen. Das Radio wird lauter und der Empfang verbessert sich bei eingeschalteter Rauschunterdrückung. Bei nicht eingeschalteter Rauschunterdrückung ist der Empfang aber nach wie vor noch besser und das Radio spielt lauter.
      Kurzwelle funktioniert bis auf ganz wenige, leise empfangene Sender nicht. Mittelwelle geht gut, Langwelle funktioniert, aber mit deutlichen Störungen.

      Gruß Udo
      Also zum Brummen:

      Zunächst müssen wir ausschließen, dass der Brumm durch Überlastung der Anodenspannung entsteht. Hierzu musst Du den Strom (in Milliampere) an der Siebdrossel messen. Also einen Anschluss der Drossel ablöten, Amperemeter dazwischen, Strom messen.
      Sollwert = 40 - 50 mA
      Weiterhin muss der Strom, der in die Mittelanzapfung des AÜ zur Endstufe fließt, stimmen. Also auch dort unterbrechen und Strom messen.
      Sollwert = 55 - 60 mA

      Im Netzteil solltest Du auch noch den Kombidrahtwiderstand 20 Ohm + 55 Ohm nachmessen. Den Siebelko dort hat Du ja höchstwahrscheinlich schon gewechselt.
      Achim
      Hallo Udo,
      da ich ja wies das Du einen neuen Gleichrichter/Silicium mit Vorschaltwiderstand eingebaut und die Siebung auf 2 x 100µF erhöht hast, gehe ich davon aus das endweder ein Fehler in der Schaltung vorliegt (Kondensator an falscher Stelle) oder das sich zwei Bauteile miteinander berühren. Bei den alten grauen Widerständen ist das schnell der Fall, zumals sie auch an den Endkappen leitend sind, also mal beide Sachen genausten prüfen.

      zur erhöhung der Spannung an den Messpunkten X/Y mach mal folgendes: schieß Dein Multimeter an der Messbuchse an X und Y an, schalte das Gerät ein und suche einen starken Sender /UKW. Dann dreh vorsichtig an den gekennzeichneten Filterkernen 1-3 der Reihe nach und achte dabei auf Dein Messgerät. Stell die Filterkerne so ein das sie die höchste Spannung an X/Y erreichen, einen nach dem anderen. Dem höchsten Spannungsanstieg wirst Du bei Kern 3 erziehlen. Im Grunde solltest Du, vorausgesetzt die Röhren sind noch ok, ohne Probeme über 30 Volt kommen, anderenfalls die Röhren EAF42 und EABC80 austauschen.

      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz,
      ich werde es morgen probieren. Danke, daß du die Filterkerne markiert hast. Leider habe ich noch eine schlechte Nachricht: Der Hochtöner funktioniert definitiv nicht und ich befürchte, daß er durchgebrannt ist. Den Zuschalt-Kontakt am Lautstärkeregler hatte ich ja gereinigt.
      Der beste Empfang befindet sich unmittelbar neben der schmalsten Einstellung des magischen Auges. Das Bild der EM71 pulsiert manchmal etwas mit der Musik mit.


      Gruß Udo
      AM gibt es schon etwas länger :)

      ABER: AM ist nicht gleich AM so wie früher, sondern wurde weiterentwickelt - unter anderem um Energie zu sparen.
      Die Details findest Du hier:

      http://www.radiomuseum.org/forum/moderne_modulation_von_am_sendern.html

      Diese Verfahren, vielleicht sollte man eher von Variationen der Verfahren sprechen, sind im Amateurfunkbereich möglicherweise unüblich...
      Achim
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