Freiburg 6-3D: Chassis "entkernen"?

      Ich habe in der Zwischenzeit den Kondensator probeweise gegen den ober erwähnten 200 pF getauscht - keine Änderung! Die Anodenspannungen an den beiden EC92 im UKW-Teil sind übrigens ca. 35V zu hoch (finde ich seltsam, die Gleichspannung am Siebelko ist ja zu niedrig)

      Was mich aber wirklich ans Ende meines kümmerlichen Elektrik-Lateins bringt, ist die Tastenbeleuchtung. An den Fassungen liegen exakt 6,3V Wechselstrom an gegen Masse an, wenn der Regeltrenntrafo auf 240V steht. Passt also genau! Aber keines der Birnchen leuchtet. Die Kontakte sind alle sauber, gestern hat´s ja auch noch prima funktioniert. Versuchsweiser Tausch gegen Ersatzbirnchen brachte auch kein Ergebnis. Ich kann mir ja sowieso kaum vorstellen, dass alle 5 Lämpchen plötzlich defekt sind.

      Irgendwann bin ich dann mit einem Schraubenzieher zufällig bei eingeschaltetem Gerät an das Chassis geraten, Plötzlich ein Knistern im Lautsprecher. Weil es michinteressiert hat, habe ich dann die Spannung zwischen Chassis und Erdung der Steckdose gemessen: Knapp 80V Wechselspannung! Das kann doch nicht sein, oder?
      Beste Grüße, Jörg
      Die zu hohe A-Spannung der UKW Röhren, spricht für ein Nichtschwingen des Oszillators, also einen Fehler in der Box.
      Da gibt es einiges zu checken (in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit):

      -Hochohmig gewordene Widerstände,
      -Kalte Lötstellen / Drahtrüche an Spulenanschlüssen,
      -Defekte Kondensatoren (besonders unangenehm bei der Fehlersuche!)

      Es sind ja noch einige Stromangaben im Schaltbild - prüfe die auch noch mal.

      Bei den Skalenlampen ist es doch so, dass sie die 6,3V am Sockelanchluß permanent über einen Draht bekommen und die Masse mit den Kontaktfedern auf das Außengewinde geschaltet wird.
      Wo ist das Problem? Eins von Beiden fehlt!
      Achim
      Nein Heino, die Kontaktfedern sind blitzsauer und mechanisch ok.

      Habe dafür was neues entdeckt: Bei ausgeschaltetem Gerät und hochgefahrenem Trafo messe ich zwischen Chassis und Erde ca. 185V Wechselspannung. Das gefällt mir gar nicht, erleichtert aber vielleicht die Fehlersuche, denn sehr weit kommt der Strom bei ausgeschaltetem Gerät ja nicht.

      Heute mag ich nicht mehr, ich warte bis morgen mit weiteren Experimenten.

      Danke jedenfalls für Eure Unterstützung!
      Beste Grüße, Jörg
      So, jetzt habe ich doch noch einige Messungen gemacht.

      Gerät ausgeschaltet, Netzstecker in der Steckdose (nicht Trenntrafo). 225V zwischen Chassis und Erde. Wie kann das sein? Kann das von den "Entstörkondensatoren" kommen? Einer davon verbindet Netzzuleitung und Chassis vor dem Netzschalter.

      Habe die Messung mit einem digitalen Multimeter und zur Kontrolle mit einem sehr alten analogem Multimeter. Das Ergebnis ist das selbe.

      Werde aus der Sache nicht schlau. Warum lebe ich eigentlich noch? Ich habe doch gestern das Chassis angefasst, als das Gerät in Betrieb war...
      Beste Grüße, Jörg
      Guten Morgen allerseits!

      @ Achim:

      Mein Digitalmultimeter wählt den Ohmbereich selbst, mit dem analogen Gerät in allen Bereichen 0 Ohm zwischen Netzkabel und Chassis.
      Zwischen den Polen der Netzzuleitung kam ich bei eingeschaltetem Gerät im Bereich 0 - 1kOhm allerdings auf 20 Ohm und nicht wie beim digitalen auf ca. 4 Ohm.

      Die Entstörkondensatoren sind 1500 V Polypropylen-Kondis von Jan Wüstens.

      War neugierig und habe auch an meinem Meersburg Chassis gegen Erde gemessen. Bei ausgeschaltetem Gerät 0V, im Betrieb je nach Polung 50 oder 70 Volt.
      Beste Grüße, Jörg
      Mich beschäftigen die Ströme auch während der Arbeit... Es rächt sich jetzt bitter, dass ich über die Geheimnisse des elektrischen Stromes maximal das weiß, was man im Physikunterricht lernt!

      Offenbar habe ich mehr als nur einen Fehler im Freiburg. Folgendes habe ich mir überlegt:

      Die Spannung am Chassis (bzw. deren Beseitigung) scheint mir das wichtigste zu sein. Ist es normal, dass zwischen Chassis und Erdung der Steckdose eine Spannung anliegt? Im ausgeschalteten Zustand wohl sicher nicht, im Betrieb vielleicht. Ich weiß es nicht. Vor allem: Wieso funktiniert das Gerät, wenn am Chassis möglicherweise Netzspannung anliegt? Ist ja kein Allströmer... Ich hoffe auf Euren Rat!

      Probeweise möchte ich die Entstörkondensatoren abklemmen und so diese als Fehlerquelle ausschalten. Sollte der Fehler dann noch bestehen, muss ich sämtliche Leitungen zum Netzschalter prüfen (das inkludiert den Stecker für die Fernbedienung, auch dort liegt ja bei eingestecktem Gerät Netzspannung an).
      Alternativ habe mir überlegt, das Chassis provisorisch mit Erde zu verbinden und das Gerät einfach mal ohne Trenntrafo einzustecken und zu sehen, was der FI macht (Hilft allerdings wenig bei der Fehlersuche...).

      Hier zur Info ein Ausschnitt aus dem Schaltplan:



      Wenn dieser Fehler behoben ist, überlege ich mir, wie ich weiter vorgehe (Tastenbeleuchtung, fehlender FM-Empfang, zu geringe Lautstärke, Automatik, etc).

      Was meint Ihr dazu?
      Beste Grüße, Jörg
      Ach ja, über den Kondensator im UKW-Teil habe ich auch nachgedacht.

      Erstens ist mir erst jetzt Achims Warnung aus Post 77 ins Auge gefallen. Mist, zu spät, jetzt hab´ ich das Ding schon abgelötet. Ich könnte mich ohrfeigen, vermutlich hab´ ich dem UKW-Teil damit den Rest gegeben :sad:

      Durchführungskondensatoren konnte ich bei Konrad nur für 530, 1000 und 2000 pF finden. Dafür das hier:

      http://shop.conrad.at/ce/de/product/500708/KERAMIKKONDENSATORVS0805COG181J050P0

      Könnte das funktionieren?
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      ich verfolge den Thread natürlich laufend mit, das Schlimmste ist geschafft und bei Deinen handwerklichen Fähigkeiten bekommst Du die Kleinigkeiten auch noch hin.
      Ich habe zwar noch nicht so viel Erfahrung mit alten Radios und hatte auch noch keinen Freiburg in Händen, aber ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht. In diesem Sinne sind meine Hinweise zu verstehen.

      1. Das mit den Spannungen am Chassis hatten wir schon mal - meine Meinung, es muß nicht unbedingt ein Fehler vorliegen, siehe hier

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2972

      2. Deine Widerstandsmessungen beunruhigen mich etwas - 4 Ohm für die Primärwicklung kommen mir niedrig vor, vielleicht können die Restaurations-Profis da noch Erfahrungswerte liefern...
      Da Du den Trafo für die Totalrestauration sicher ausgebaut hast, bist Du Dir auch sicher, wieder alle Anschlüsse richtig und vollständig angeschlossen zu haben? (Verwechslung von Drähten)
      Vielleicht könnte das der Grund für die nichtleuchtenden Lämpchen und sonstigen Fehlfunktionen sein. Prüfe zur Sicherheit die Lämpchen mit dem Multimeter nochmal nach, vielleicht hast Du Sie beim ersten Betrieb schon geschossen.

      3. Die SMD-Kondensatoren kannst Du sicher nicht verwenden, ich dachte, daß Conrad auch mal Durchführungskondensatoren katte, kann sie im Moment leider auch nicht finden.

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Servus Wolfgang!

      Danke für den Link, ich hatte den Thread sogar schon mal gelesen... Obwohl ich immer noch nicht ganz schlau daraus werde. Spannung am Chassis ist also normal, aber irgendwie doch wieder nicht... Jedenfalls werde Achims eindringleiche Hinweise befolgen und mir sofort Y1-Entstörkondensatoren bestellen.

      Gestern habe ich nichts am Radio gemacht, aber heute werde ich nochmal messen, besonders den Widerstand des Trafos. Die Anschlüsse am Trafo sollten passen. Ich habe beim Zerlegen alles fotografisch und mit Skizzen dokumentiert, gerade beim Trafo hatte ich beim Zusammenbau nicht mal einen Anschluss, bei dem ich mir nicht ganz sicher war. Ich werd´s trotzdem nochmal kontrollieren.

      Die Tastenlampen haben ja bei der Wiederinbetriebnahme funktioniert, der Grund für die Finsternis muss also erst nachher entstanden sein. Auch da muss ich heute wohl nochmal messen.

      Conrad hat Durchführungskondensatoren, nur nicht die richtige Kapazität... Hier muss ich noch suchen. Aber das kommt erst, nachdem der Rest des Radios wieder einwandfrei funktioniert. Ich denke, ich werde die UKW-Box (und damit auch allfällige weitere Fehler in ihr) sogar fürs erste mal abklemmen.

      Ich werde weiter berichten!
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,
      wer misst, misst M i s t!

      Bei den von Dir gemessenen Spannungen kann es sich um einen echten Fehler oder aber auch um völlig harmlose kapatitiv verschleppte Spannungen handeln.

      Das gefährliche Szenario wäre ein Netztrafo, dessen Isolation zwicher Primär- und Sekundärwicklung und / oder zwischen Primärwicklung und Eisenkern nicht mehr ausreichend ist.
      Dagegen spricht Deine Messung von oo Ohm (was Du oben wohl hoffentlich mit 0 Ohm gemeint hast) zwischen Masse und den Polen der Netzzuleitung.
      Zitat:
      "Mein Digitalmultimeter wählt den Ohmbereich selbst, mit dem analogen Gerät in allen Bereichen 0 Ohm zwischen Netzkabel und Chassis."
      Das war hoffentlich NICHT der Fall!

      ABER: siehe meinen ersten Satz oben - die Isolation gehört mit einem speziell dafür qualifizierten Isolationsmessgerät überprüft, damit der gemessene Wert aussagekräftig ist.

      Für wahrscheinlicher halte ich, dass (ungefährliche) Wechselspannungen vom Netzeingang kapazitiv über den "an der Phase" liegenden Entstörkondensator auf das Chassis verschleppt werden oder, wenn diese ausgebaut sind, über die Kapazität des Trafos, die dieser zwischen Primär- und Sekundärwicklung und nach Masse aufweist.
      Diese Spannungen sind ungefährlich, ABER - siehe den ersten Satz oben, mit einem "hochohmigen" Messgerät scheinen sie bedrohliche Werte zu haben.
      Ein hochohmiges Röhrenvoltmeter schlägt auch auf einen horrenden Spannungswert aus, wenn Du die Messspitze anfasst und Dich vorher am Wollpulli gerieben hast

      Mein Rat wäre:
      Entstörkondensator als Y1/X1 Kombi nach VDE ausführen, das Gerät von einem qualifizierten Elektriker checken lassen - sprich Isolationsprüfung.

      Als Ergänzung ist Deine Idee, die Masse mit einer externen Erde zu verbinden und zu schauen, was der FI-Schalter macht gar nicht so verkehrt - vorausgesetzt, der FI ist funktionsfähig und richtig angeschlossen!
      Auch die Überprüfung der Spannung mit einem Duspol ist aufschlussreich, da diese Geräte infolge des geringen Innenwiderstandes des Spulenmesswerks auf Kriechströme nicht ansprechen.
      Achim
      Hallo Achim!

      Ja, ich meinte nicht 0 Ohm, sondern keine Verbindung (0L zeigt das elektronische Gerät an). Fehler im Eifer des Gefechts :)

      Die Entstörkondensatoren sind schon bestellt. Die Spannung am Chassis hatte ich mir mit meinem Basiswissen irgendwie über den Entstörkondensator erklärt und finde sie nicht mehr so beunruhigend..

      Dann habe ich habe ein wenig gemessen:

      1. die Primärwicklung des Trafos hat ca. 15 Ohm. Passt das?

      2. Die Birnen der Tastenbeleuchtung funktionieren, wenn ich sie parallel zu den Skalenlampen anschließe, also kann das nicht die Ursache für die Tastenfinsternis sein..

      3. Als nächstes ist mir aufgeallen, dass zwischen den Metallteilen des Tastensatzes (dort, wo die Tastenbeleuchtung geschaltet wird), die ja eigentlich an Masse liegen müssten, und Masse ca. 0,3 V ~ anliegen. Die erste Vermutung war ein Fehlkontakt im Tastenaggregat, darum habe ich auch gemessen, ob Strom fließt. Negativ. Aber eigentlich müsste das Tastenaggregat ja sowieso auf Masse liegen... Und dann ist mir (sprichwörtlich!) ein Licht aufgegangen. Widerstand zwischen Tasten und Masse gemessen: Satte 3 MOhm! Ich hatte mit meiner Lackschicht das Tastenaggregat gegen Masse isoliert... Also unter den Beilagscheiben der Befestigung den Lack weggekratzt, und es ward Licht!

      Hurra, ein Fehler weniger!
      Beste Grüße, Jörg
      Ja, man muss wenigstens bei einer der 4 Schrauben des Tastensatzes eine leitende Verbindung haben!

      Wenn beim Netztrafo die Sek. Spannungen stimmen und er sich nicht übermäßig erwärmt, ist der Gleichstromwiderstand der Primärwicklung nicht interessant...

      Nochmal zum Keramikkondensator: wenn Du keinen passenden findest, kannst Du auch einen normalen keramischen Rohrkondensator nehmen, den Auschlussdraht an einem Ende mit dem Lötkolben vorsichtig ablöten (abwickeln) und das blanke Ende dann - ebenfalls vorsichtig - mit einem kräftigen Lötkolben (ca. 80 watt oder mehr) in das Loch im Blech einlöten.
      Achim