Freiburg 6-3D: Chassis "entkernen"?

      Hallo Jörg,

      Der 200pF Kondensator ist unter anderem Bestandteil eines kapazitiven Spannungsteilers welcher zur Rückführung eines Teiles der 10,7 MHz ZF-Spannung auf das Oszillatorgitter im Sinne einer Mitkopplung dient. Dadurch wird der im Anodenkreis befindliche ZF-Kreis entdämpft - der Resonanzwiderstand erhöht.

      Gleichzeitig wird über diesen Kondensator der Oszillatorkreis an Masse UKW-mäßig gelegt. Bei Ersatz sollte hier auf besonders kurze Verbindungen geachtet werden. Und ich würde den 220 pF empfehlen, weil bei diesem zwar die rückgeführte ZF-Spannung etwas kleiner ist, andererseits aber die Gefahr einer Schwingneigung (auf 10,7 MHz) nicht zu befürchten ist.

      Einen Einfluß auf die Funktion des Oszillators könnten hier zu lange Drähte ausüben, denn über diesen Kondensator ist auch der Oszillatorschwingkreis mit Masse verbunden. Sofern Du einen Durchführungs-C verwendet hast, erübrigt sich das eben gesagte.

      Ursache für einen nicht schwingenden Oszillator könnten eine Unterbrechug des 20k-Widerstandes in der Zuleitung des ZF-Filters - Anodenspannug, eventuell auch Anschlüsse des Filters selbst sein . Auf jeden Fall müßte von der Spannungszuführung des UKW-Kästchens bis zur Anode der Misch- bzw. Oszillatorröhre ein Widerstand von etwa 20k zu messen sein. Weiterhin ist eine Überprüfung des Gitterableitwiderstandes (1M-Ohm) sinnvoll - vom Gitter der Oszillatorröhre nach Masse muß das Ohmmeter also 1M anzeigen.

      Wenn diese Messungen positiv verlaufen wird die Geschichte problematisch, denn dann haben wir es mit einem echten HF- Fehler zu tun welcher sich mit einfachen Gleichspannungsmessungen nicht weiter aus der Deckung locken läßt.

      Grüße Peter
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter!

      Danke für die Überlegungen und die ausführliche Erklärung!

      Als Ersatz habe ich einen keramischen Durchführungskondensator mit 220 pF ausprobiert. Leider ohne Erfolg.

      Hier mal ein Foto der (alten) Box (schon mit Durchführungskondensator links oben):



      Die von dir vorgeschlagenen Messungen habe ich an meinen Boxen durchgeführt. So bin ich auch dahinter gekommen, dass in der Ersatzbox der 1600pF-Kondi im Anodenkreis der ersten EC92 Durchgang hat (vorne mittig im Bild). Also habe ich ihn gehen den entsprechenden Kondensator aus der alten Box getauscht. Dann haben alle gemessenen Widerstände gepasst. Leider gab´s immer noch keine Oszillatorschwingungen. Um ganz sicher zu gehen, habe ich nochmal die Röhren getauscht. Sowohl gegen neue, als auch gegen welche aus meinem funktionierenden Meersburg.

      Am Schluss wollte ich die Möglichkeit von Kriechströmen im Tastensatz absolut ausschließen. Daher wurden zwei von den drei UKW-Schaltleisten ausgebaut blitzblank geputzt:



      Beim Anlöten der Kontakte ist mir dann offenbar ein Fehler unterlaufen, es funktioniert nun auch kein AM mehr. Der Freiburg steht seither in der Ecke, mal sehen, wann ich mich aufraffe, mich ihm wieder zu widmen.

      Nach dem was du schreibst, würde ich auf einen HF-Fehler tippen. Was sich mit einem Ohmmeter messen lässt habe ich geprüft und war auch ok.
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg!

      Ich habe mir das Bild Deines UKW- Tuners einmal etwas genauer angesehehen. Dabei fällt mir nur auf, dass der zum Anodenkreis der Vorröhre führende 10 k-Ohm Widerstand etwas angekokelt aussieht. Ist das der Tuner, in welchem der 1,6 nF Kondensator Schluß hatte? Kann es sein, dass der Widerstand hochohmig geworden ist? Allerdings müßte dann aber der Oszillator trotzdem schwingen, jedoch käme kein Empfang zu stande.

      Hast Du denn wieder mittels der Empfangsmethode eines Zweitgerätes die Funktion des Oszillators überprüft?

      Sonst sehen alle Bauteile recht vertrauenserweckend aus, besonders die für die Funktion des Oszillators verantwortlichen Kondensatoren. Das obere Ende des roten 8 pF C's sollte wohl an dem von Dir neu eingebauten 220 pF C liegen und natürlich auch an dem ZF-Filter Anschluß.

      Grundsätzlich kommt es mir doch etwas eigenartig vor, dass an zwei Tunern gleichzeitig der Oszillator nicht schwingt. Die Dinger arbeiten recht robust und bei totaler Nichtfunktion liegt es häufig an der EC 92, aber die hast Du ja bereits ausgetauscht.

      So kann ich Dir nur noch raten zu Überprüfen, ob an der Oszillator-Anode eine Spannung messbar ist und auch an der Vorröhre sollte eine Spannung messbar sein (Größenordnung 130V bis 150V).

      Die Funktion des Oszillators läßt sich auch noch grob nachweisen, wenn Du mit Deinem Voltmeter über einen z.B. 100 k-Ohm Widerstand an das Gitter der Oszillatoröhre gehst (der Widerstand muß direkt am Gitter sein, dann erst die Meßleitung, andernfalls reißt die Schwingung ab) - da müßte dann eine negative Spannung anliegen so ca. 1V bis 2V. Du kannst auch mit dem Meßgerät über die 100 k-Ohm an den unteren Anschluß des roten 8pF C's gehen, der ist sehr gut zugänglich.

      Ich gehe dabei davon aus, dass Du ein modernes Digitalvoltmeter verwendest bei welchem der Eingangswiderstand mindestens 1 M-Ohm groß ist (üblich sind 10 M-Ohm).

      Soviel zu den Meßmöglichkeiten, nur ob das jetzt wirklich weiterhilft ist fraglich...

      Übrigens sehen Deine gereinigten Kontaktleisten der Tastatur schon sehr überzeugend aus, da sollten Kriechströme keine Chance haben. Die hätten aber auf die Funktion des UKW-Oszillators ohnehin keinen Einfluß.

      Grüße, Peter
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Guten Morgen Peter!

      Danke wiederum für deine Hinweise!

      Der 10k-Widerstand ist in beiden Tunern ok. Das bild zeigt den "alten" Tuner, hier war der 1600 pF ok (und sitzt jetzt im neuen Tuner). Dafür habe ich im alten Durchgang am roten 8pF-C (gemessen mit Digimultimeter). Offenbar sind die zwei wirklich verhext.

      Die Prüfung auf Oszillatorschwingungen habe ich immer mit einem Zweitgerät gemacht.

      Spannungen an den Anoden sind da, an der Vorröhre allerdings ca. 35V zu hoch. Ich muss da allerdings nochmal messen, nach dem letzten Misserfolg hat´s mich nicht mehr gefreut.

      Die Kontaktleisten habe ich in erster Linie ausgebaut, weil bei UKW immer wieder mal leises Knacksen aus den Lautsprechern zu hören war. Sicher ist sicher.

      Mittlerweile juckt es mich eh schon wieder... Wenigstens AM-Empfang möchte ich am Wochenede wieder zustande bringen!
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      der rote 8pF darf natürlich keinen Durchgang haben, dann bekäme die EC92 (Rö 102) über die Oszillatorspule positive Spannung auf das Gitter, die Röhre würde dadurch maximalen Anodenstrom ziehen. Der Oszillator kann dann nicht schwingen.

      Für das Zustandekommen der Oszilatorschwingung ist unter anderem auch der grüne 20pF Kondensator verantwortlich, er überträgt die Anodenwechselspannung zu der mit dem Oszlillatokreis gekoppelten Rückkopplungsspule. Über diesen Weg wird die Schwingung angefacht und aufrecht erhalten. Falls dieser C keine Kapazität mehr hätte, könnte keine Schwingung aufkommen - bei Kurzschluß würde er die Anodenspannung auf Massepotential ziehen, dabei würde dann aber der 20k Widerstand abfackeln. Daher sollte auch dieser C als verdächtig angesehen werden. Auch die Rückkopplungsspule selbst muß Durchgang nach Masse haben, falls nicht kann es sich nur um eine kalte Lötstelle handeln.

      Der Trimmkondensator "43" in Verbindung mit den beiden hellbraunen 12pF C's sind als Schwingkreiskapazität für die Oszillatorfrequenz bestimmend. Hierbei könnte nur ein Kurzschluß des Trimmkondensators den Oszillator stillegen - diesen Fall jedoch sehe ich als äußerst unwahrscheinlich. Es ist schon vorgekommen, dass durch Oxidation der Gewindespindel kein Kontakt zur "Blech-Mutter" erfolgte - dann schwingt der Oszlillator aber trotzdem, nur auf einer höheren Frequenz - dieser Fehler läßt sich durch Tunerspray (z.B. Tuner 600) und leichtes hin und her drehen der Gewindespindel beheben. Dazu ursprüngliche Stellung merken, sonst stimmt anschließend die Oszillatorfrequenz nicht mehr.

      Es müßte doch mit dem Teufel hergehen, wenn Du den Oszillator nicht zum Schwingen brächtest.

      Dass die Spannung an der Vorröhre abweichend ist, braucht uns zunächst nicht beunruhigen, vielleicht handelte es sich dabei um ein Exemplar, welches keine 100%ige Emission aufwies, sie kann aber trotzdem noch zufriedenstellend arbeiten. Dieser Angelegenheit brauchst Du erst bei zu geringer UKW Empfangsleistung weiter nachgehen.

      Grüße, Peter
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter!

      Wiederum vielen Dank für deine Tips!

      Ich habe soweit es mir nach dem Schaltplan sinnvoll erschien, Spulen, Kondensatoren und Widerstände auf Durchgang und Schluss gegen Masse geprüft. Bis auf die srwähnten sind mir dabei bisher keine Auffälligkeiten untergekommen. Aber ich werde da nochmal systematisch messen.

      Leider muss ich aber gestehen, dass ich heute fremdgehe :) Mir ist ein Braun-Gerät untergekommen, das ich schon lange suche und das sich in einem jämmerlichen Zustand befindet. Es schreit geradezu nach ein wenig Aufmerksamkeit...
      Beste Grüße, Jörg
      Guten Morgen Saba-Freunde!

      Nach einiger Zeit der Saba-Abstinenz passen heute das nasskalte Herbstwetter und mein Arbeitseifer zusammen, seit einer Stunde steht der 6-3D wieder am Werktisch. Erster Erfolg: AM-Empfang ist wieder da, beim Aus- bzw. Einbau der Schaltleisten hatte ich versehentlich einen Widerstand an Masse gelegt.

      Bleibt "nur" noch das leidige UKW-Problem! Ich werde mir Peters Tipps nochmal genau durchlesen und anschließend an der meinen beiden Boxen nochmal messen, was ich messen kann.

      Haltet mir die Daumen, dass ich den Fehler finde! Ich werde weiter berichten!
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo zusammen!

      Nach einem ganzen Tag des Messens und Vergleichens an meinen beiden UKW-Boxen kann ich einen (leisen) Erfolg verbuchen!

      Messtechnisch war kein Fehler zu finden, alle Werte stimmten mit den lt. Schaltplan zu erwartenden überein. Durchgang war da, wo Durchgang sein sollte, und wo keiner sein sollte, war keiner.

      An einen Teil der Lösung bin ich gekommen, als mir aufgefallen ist, dass die Abstimmschraube zum Oszillatorkreis der alten Box wackelt. Versuchswweise habe ich sie rausgeschraubt (Stellung natürlich vorher gemerkt!), und siehe da: abgebrochener Ferritkern.



      Darum also keine Schwingung...

      Die neue Box hat eine Kern, schwingt aber dennoch nicht. Also musste dort der Fehler anderswo liegen. Meine Lösung (weil ich ohnehin nicht viel verlieren konnte): Eine Transplantation des Oszillators aus der neuen Box in die alte. Nach der Operation ergab ein kurzer Testbetrieb (wie üblich mit Meersburg 100 als Schwingungsdetektor) endlich einen schwingenden Oszillator!!!

      Also schnell die restlichen Kabel dran und das Ding eingebaut, dann vorsichtig den ganzen UKW-Bereich durchgedreht: Ein Sender! Ganz leise und etwas verzerrt, aber eindeutig. Und dann noch einer und noch einer. Ich bekomme alle Sender rein, die hier in Wien ausgestrahlt werden, aber so leise, dass man die Lautstärke voll aufdrehen muss, um etwas zu hören. Ein Neuabgleich wird also wohl unumgänglich sein. Dumm, dass ich nur einen AM-Messender habe :(

      Was mir zu denken gibt: Als ich vor einigen Wochen die ZF aus meinem Freiburg WIII in den 6-3D eingespeist habe, war der Empfang genauso schlecht und verzerrt. Ist hier also womöglich die ZF-Verstärkung verstimmt? Was meint ihr?
      Beste Grüße, Jörg
      Ok, vielleicht habe ich da etwas grob falsch verstanden... Es geht um den Trimmkondensator 43. Die Trimmschraube ist innen hohl und schiebt sich (bei der neuen Box) über einen mit weißem Kunststoff ummantelten Kern. Bei der alten Box ist da kein Kern, nur eine dunkke Bruchfläche. Sieht aus wie Ferrit. Plastikumhüllung ist auch keine da.
      Beste Grüße, Jörg
      Naja, eine Box ist wohl zimlich sicher hinüber... Die hat irgendwo einen Fehler, den ich nicht finden konnte und jetzt auch noch den abgebrochenen Teil am Kondensator.
      Die andere Box ist ziemlich sicher verstimmt... Aber hätte ich damit nicht sowieso rechnen müssen, auch wenn die "neue" Box auf Anhieb funktioniert hätte? Es wird ja wohl kaum jede Box und die ZF-Kreise auf exakt 10,7 MHz gestimmt sein. Ich habe noch nie ein Radio abgeglichen, kann mir aber gut vorstellen, dass es mit 10,5 oder 10,9 MHz genauso funktioniert - wenn eben alle Teile auf dieselbe Frequenz abgeglichen sind. Wenn die Box 10,9 liefert und die ZF-Filter nur 10,5 durchlassen, wird´s nicht funktionieren, oder?
      Beste Grüße, Jörg
      Guten Morgen!

      Vor einem Abgleich habe ich gehörigen Respekt, keine Sorge! Zwar ist es lt. Abgleichanleitung nicht so schwierig, aber nach allem was man so hört, kann ich das nicht ganz glauben. Mein Problem ist, dass ich zwar den ZF-Teil theoretisch abgleichen kann, weil mein Messsender 10,7 MHz AM liefert. Für den Abgleich der UKW-Box brauche ich aber zwischen 88 und 89 MHz FM.

      Ich habe seit bald einem Jahr ein Siemens Chassis daheim stehen, dass ebenfalls einen Abgleich braucht. Wenn ich genug Mut beisammen habe, werde ich mich mal an dem versuchen, bevor ich mich vielleicht an den SABA wage.

      Alternativ könnte ich in eine Radiowerkstatt gehen. Zumindest eine, die potentiell Röhrenradios repariert, gibt es in Wien noch, bei der hatte ich mein erstes Röhrenradio. Wie ich später festgestellt habe, haben die dort nur die Siebelkos getauscht und 200 Euro verrechnet (kein Scherz!). Alle Teerkondensatoren blieben drinnen! So habe ich angefangen, mich selbst mit der Materie zu befassen... Noch ein Radio mag ich dort eigentlich nicht hintragen!
      Beste Grüße, Jörg
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