Endstufenproblem Trafo

      kugel-balu postete
      ...
      In diesem Zusammenhang: Zeigt das Bild auf dem Oszi, nach langsamem
      Hochfahren, eine einwandfreie Funktion der Gleichrichterbruecken ?
      ...


      Michael hat mich auf eine Idee gebracht.

      Es kann durchaus ein Gleichrichter sein, man wird es jedoch nicht beim langsamen Hochfahren merken. Arbeitet ein Gleichrichter nicht mehr sauber symmetrisch, wird der Trafo mit Gleichspannungsanteil belastet und geht dann ganz schnell in die Sättigung. Am ehesten wird man es bei merklich Last bemerken, wenn die Halbwellen am Siebelko unterschiedlich aussehen.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      schabu postete
      Kann es sein, dass der Straßenbahnfahrer aus dem gleichen Grund nie beim Starten Vollgas gibt, sondern langsam stufenweise beschleunigt? Früher bei den alten Kisten war das so.


      Bei den Straßenbahnmotoren waren das andere Gründe. Die eingesetzten Reihenschlußmotore würden das evtl. durchaus vertragen, dem spricht aber zum einen die Haftreibung der Räder auf der Schiene entgegen (dreht einfach durch, selbst bei kräftigem Sanden) und dann natürlich noch der Komfortverlust für die Fahrgäste.
      Die Motore wurden daher über Vorwiderstände, Reihen- Parallelschaltung und Feldschwächung immer so geschaltet, daß eine zügige Beschleunigung ohne Durchrutschen der Räder, eine kurze Beharrungsphase und dann ein Auslaufen bis zur nächsten Haltestelle errreicht wurde. Das ist auch effektiv und stromsparend. Man darf ja auch nicht vergessen, daß die Gleichstromversorgung früher über die Quecksilber-Gleichrichter nicht ganz billig war, und eine hohe impulsförmige Belastung die Pufferbatterien in den Unterwerken schnell überlasten konnte.

      Nur so nebenbei... :D
      Gruß, Gunnar
      decoder postete
      Ich verstehe nicht warum Reinhard nicht den Stecker zieht, der von den Trafos zur Leiterplatte geht.
      Dann hat man doch die eine Sektion vom Tisch.
      Gruss hans



      Hallo Hans, Forenfreunde,

      Stecker ziehen? Das wäre schön! Nein leider alles ohne Stecker. Die insgesamt acht Drähte von den Trafosekundärseiten sind an der Gleichrichter/Netzteilplatte mit Wirewrap-Technik befestigt. Ich kann dann hinterher eine sichere Verbindung nur noch mit Verlöten herstellen, da ich das spezielle Wirewrap-Werkzeug nicht habe. Deshalb war ich erst zurückhaltend hier. Aber ich werde nicht umhin kommen.

      Bitte habt etwas Geduld. Ich komme da meist nur an Sonn- und Feiertagen weiter. In der Woche abends reicht die Zeit nicht.

      Erstmal an Alle vielen Dank für Eure Ideen und Anregungen! Als neue Ursache ist jetzt zusätzlich noch ein Brückengleichrichter ins Spiel gebracht. Auf dem Netzteil gibt es vier davon. Da könnte ich daran denken die alle präventiv zu erneuern, was ich bei den Elkos wegen der horrenden Kosten nicht kann (vom Elko-Beschaffungsproblem ganz abgesehen).

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard
      deltamike55 postete

      Bei unseren Versuchen im Hochspannungslabor brauchten wir Kapazitäten im mehrstelligen Faradbereich. Beim Laden über einen Schnelltrenner löste jedes Mal die Sicherheitsschutzschaltung des Hochspannungskäfigs aus, beim Laden über den Hochspannungsregeltrafo NICHT.

      Die Stromanalyse brachte genau das zu Tage: Beim Schnelladen berührten sich die Platten durch Bewegung, ausgelöst durch den Stromstoß, durch das Dielektrikum hindurch und blieben quasi aneinander kleben, beim weichen Laden passierte dies nicht.

      Warum soll dies nicht auch im Kleinen passieren ?

      Gruß, Dieter



      Hallo Dieter,
      berührten sich die Platten,....blieben quasi aneinander kleben.....

      Ja, das könnte schon hier passen!

      Danke und Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      Wire-Wrap Verbindungen haben zwar einen geringeren Übergangswiderstand, als Lötverbindungen, aber wenn die Wrapstifte in der Printplatte eingelötet sind und höhere Ströme zu erwarten sind, entferne ich immer die Stifte und löte die Leitungen direkt in die Lötaugen der Platine.
      Den Widerstand der Lötverbindung hat man auch mit Stift, dann kommt aber der Widerstand Stift-Wickel noch dazu. Also steht man sich sogar besser bei direkter Lötverbindung ohne Stifte.

      Von der Wire-Wrap Technik versprach man sich wohl damals Vorteile im Produktionsprozess, sie ist ja schnell wieder verschwunden.
      Achim
      dl2jas postete
      Es kann durchaus ein Gleichrichter sein, man wird es jedoch nicht beim langsamen Hochfahren merken. Arbeitet ein Gleichrichter nicht mehr sauber symmetrisch, wird der Trafo mit Gleichspannungsanteil belastet und geht dann ganz schnell in die Sättigung. Am ehesten wird man es bei merklich Last bemerken, wenn die Halbwellen am Siebelko unterschiedlich aussehen.
      Andreas, DL2JAS


      Hallo Dieter, Michael, Andreas
      Danke, ich werde dem nachgehen. Merklich Last kann ich nur erzeugen, indem ich einen LS-Ausgang mit 4 Ohm/100W (auf grossem Kühlkörper montiert) belaste und dann am Eingang des entsprechenden Kanals den NF-Pegel (1 kHz) so einstelle, dass ich auf 100W Leistung am Lastwiderstand komme. Ob das aber "merklich genug" ist? Das ist noch nicht einmal 1/3 der Nennleistung.

      Die Knacknuss ist hier aber eher banaler Art. Nämlich wie komme ich an die Gleichrichterausgänge, bzw. Elko-Kontakte ohne Komplettausbau der Netzteilplatte? Da könnt Ihr nicht helfen, das Problem ist meins.

      Gruss,
      Reinhard
      Die Yamaha M85 hat doch so eine abschaltbare "Auto Class A" Schaltung.
      Welche Stromaufnahme hat die Endstufe denn in dieser Betriebsart?

      Ich hab so noch nie Ruhestrom oder Stromaufnahme gemessen, aber in der Schalterstellung werden die Dinger schon recht warm.

      Gruß Ulrich
      Hallo Achim,

      Danke für Deinen Tip, die Drähte direkt einzulöten. Geringerer Widerstand ist ein Argument.

      Andererseits sind bei mir die Wirewrap 4-Kantstifte nicht wie oft direkt in der Platine eingelötet sondern sitzen auf einem Kunststoffsockel. Sie sind L-förmig, so dass man dort auch gut messen kann. Deshalb muss ich mir das noch überlegen, wie ich es am besten mache. Zunächst muss ich noch damit rechnen, dass ich im Laufe der Fehlersuche einige Anschlüsse noch mehrfach trennen und wieder verbinden muss.


      Apropos "gut messen":

      Das hatte ich vergessen zu berichten, könnte aber einen wichtigen Anhaltspunkt abgeben:

      Nach Schaltplan haben die Netzteilausgänge symmetrisch +/- 88 V und +/- 49V.
      Die 88V habe ich, aber statt 49V nur 38V.

      Steht diese Spannungsabweichung im Zusammenhang mit dem Fehler? Jedenfalls ist der Verdacht nicht abwegig. Ich muss an den Gleichrichtereingängen für die +/- 49V Versorgung noch die Spannungen prüfen, ob da von den Trafos genug AC ankommt. Wenn ja, würde sich der Verdacht auf Elko/Gleichrichter lenken.

      Gruss,
      Reinhard
      uk64 postete
      Die Yamaha M85 hat doch so eine abschaltbare "Auto Class A" Schaltung.
      Welche Stromaufnahme hat die Endstufe denn in dieser Betriebsart?

      Ich hab so noch nie Ruhestrom oder Stromaufnahme gemessen, aber in der Schalterstellung werden die Dinger schon recht warm.

      Gruß Ulrich



      Hallo Ulrich,
      Die Funktion der Auto-Class A Schaltung wird nach Service-Manual über die Ruhestrommessung (Spannungsabfall am 0,22 Ohm Emitterwiderstand eines Endtransistors) geprüft. Das sieht bei mir OK aus. Nach Service-Manual muss bei AB-Betrieb der Ruhestrom-Spannungsabfall 15mV sein und bei Auto-Class A wenigstens 31 mV. Bei Auto-Class A geht der Ruhestrom bei mir auf 70 mV.

      Die Gesamt-Leerlaufleistungsaufnahme erhöht sich bei Auto-Class A von 44W auf ca. 87 W. Alles im Grünen Bereich dort! Selbst dann werden die riesigen Kühlkörper der M-85 noch nicht sehr warm.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Ulrich,

      Einen Lastwiderstand am LS-Ausgang brauche ich in jedem Fall. Auto Class A im Leerlauf ist nicht genug Last.

      Ich habe am Messplatz umschaltbare 100W 4 Ohm und 8 Ohm Widerstände auf einem sehr grossen ALU-Kühlkörper. Von den Lastwiderständen zweigt ein Spannungsteiler mit Zenerdioden-Überspannungsschutz das NF-Ausgangssignal an den PC ab (für Pegel-, Klirrfaktor- und Intermodulations- Phasenmessungen am Bildschirm). Da muss ich keine Verrenkung machen - ist alles mit einem Griff angeschlossen.

      Auto Class A kann ich dann ja immer noch einschalten. Bei 100W wird das aber keinen Effekt machen, da arbeitet die Endstufe nur in AB. Aber bei 1W oder 2W kann ich es mal probieren, ob es was bringt.

      Gruss,
      Reinhard
      Moin Reinhard,

      das mit der falschen Spannung ist in der Tat eine Spur. Kann Trafo sein,
      oder auch ein Gleichrichter, der nur noch auf einem Zweig laeuft, beim
      anderen aber bei Schnelleinschaltung durchsteuert. Das waere dann aber
      auch schon ohne Last auf dem Oszi zu sehen, wenn man sich nur die
      ueberlagerte Brummspannung an den zug. Elkos ansieht.

      Es koennte auch ein Elko sein, der eine zu hohe Last darstellt -- in dem
      Fall sollte sich der Gleichrichter aber recht rasch erwaermen. Das waere
      Dir vermutlich schon aufgefallen ...

      Ich bin gespannt, was Du nach der Feiertagsrunde berichtest !

      Besten Gruss,

      Michael
      Bei uns wurde nur im Labor und nur bei Digitalschaltungen _manchmal_ gewrappt.
      So blöde, dieses für Leistungsstufen vollkommen ungeeignete Verfahren in die Großserie zu bringen konnten auch nur die Japse sein. In der deutschen Energietechnik würde man sich krumm lachen, würde man so einen Unsinn sehen.

      Bei Reparaturen, wenn wir diesen Sushi-Kram überhaupt mal angefaßt haben, wurden grundsätzlich alle Wire-Wrapping-Stifte im Leistungsbereich gezogen und die Verbindungen direkt auf der Leiterplatte verlötet.
      Einige Spezis haben auch großzügig die sich teilweise lösenden, teilweise schlecht Kontakt gebenden Übergangsstellen mit Flußmittel und Zinn fest verlötet. Das Verfahren hat mein Gefallen allerdings nicht gefunden, lieber ganz weg mit dem Unfug. Wie lange und ob das hielt kann ich daher nicht sagen. Fest einlöten ist imho durch nichts, außer durch werksmäßige gute Steck-, Schraub- und Modulsysteme, zu ersetzen.

      Ansonsten sind generell immer an allem Elkos schuld, also weg damit ;)
      Oder technischer ausgedrückt. Die Elkos in Japsezeugs erreichen erfahrungsgemäß selten und nur ausnahmsweise die Lebensdauer vernünftiger Qualitäten aus europäischer Fertigung. Hier würde ich also selbst ich und nur ausnahmsweise die Elkos in die Tonne treten und auch Augenmerk auf die Gleichrichter legen. Hier steht auch noch so ein Tausendschalter-Blendermist herum den ich eigentlich mal reparieren wollte, auch da sind die Elkos und die Wrapverbindungen der Knackpunkt sowie ein primitiver Transformator der zwar ziemlich groß geraten ist, aber keinerlei vernünftiges Konzept verfolgt, weder Schnittband noch Ringkern. Das Teil jagt auch beim Schalten die Leitungsschutzschalter der Hausanlage heraus.

      Vielleicht helfen diese Ansatzpunkte etwas.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Wir haben mit extra abgesicherten Labortischen gearbeitet, eigener FI, Notaus-Pilz usw. waren selbstverständlich. Achim.

      Selbst zuhause bei mir wird sowas nicht über das "Lichtnetz" versorgt, sondern gesondert, extra abgesichert, extra geschützt. Blöde ist nämlich auch, wenn es unvermittelt mal kracht und man steht unvorteilhaftweise zusätzlich im Dunkeln und der Computer samt allen Netzwerkteilen ist auch noch zwangsstillgelegt ohne vernünftiges Herunterfahren.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hi Jogi,

      ich bin mir nicht so sicher, ob Deine etwas pauschale Verdammung japanischer
      Bauteile korrekt (und sinnvoll) ist ... Elkos von Rubycon und Elna aus den
      Siebzigern sind definitiv besser (und vor allem langlebiger) als z.B. die von
      Frako, und auch als manche von Roederstein.

      Ausserdem hat Panasonic irgendwann wirklich gute Signalrelais entwickelt
      (OK -- daran war ein Herr Sauer aus D beteiligt, den Siemens nicht ernst
      genommen hat, was ein Fehler war ...). Ich finde, man sollte da lieber etwas
      differenzierter herangehen.

      Was nun die dicken Elkos in den alten Verstaerkern aus Japan betrifft, so habe
      ich da schon gute und schlechte Erfahrungen gemacht, aber insgesamt keine
      schlechteren als mit europaeischen Geraeten (wobei meine "Statistik" natuerlich
      im Vergleich zu jemandem wie Achim klein ist ...).

      Die "Wrapperei" geht mir allerdings auf auf den Senkel, nur gibt's die auch bei
      anderen Geraeten, auch bei Grundig (!), made in Portugal. Sicher nicht so
      durchgaengig, aber es wurde eingesetzt. Sinnvoll fand ich es nie.

      Dennoch dazu eine Frage: Stimmt das wirklich, dass der Uebergangswiderstand
      kleiner ist als bei einer Loetung ? Oder ist das doch eher Theorie, wenn der Wrap
      noch neu ist ? So ganz leuchtet mir das nicht ein. Wenn ich naemlich alte Wraps
      mal abwickele, sieht das darunter mitnichten immer sauber aus ...


      Besten Gruss,

      Michael