Telefunken STC 1 Cassettendeck 19" STC1

      Dann hoffe ich, dass Du recht hast, Heino. Aber ich fürchte, es könnte komplizierter werden...

      Ja Michael, ich suche noch, habe aber schon ein Modell Zahnräder bestellt. Bevor ich aber alles nochmal zerlege, muss ich sicher sein, dass ich auch passenden Ersatz habe. Sonst muss ich vorher noch ein paar alternative Räder bestellen.

      Hier ist übrigens die (Kabel-) Fernbedienung des TC750, die auch am STC1 funktioniert:



      Am Wochenende habe ich etliche selbst aufgenommene Cassetten aus den 90ern und 00ern angehört. Wenn ich die in den letzten Jahren auf dem TC750 abgespielt habe, ließ der Klang zunehmend zu wünschen übrig. Ich habe das dem Altern der Bänder angelastet.
      Jetzt auf dem komplett überholten STC1 ist der Klang hervorragend, wie am ersten Tag! Die Höhen sind sauber und seidig, der Druck im Bass ist wieder da und die Mitten sind unaggressiv aber durchgezeichnet. (Das TC750 wurde natürlich regelmäßig gereinigt.)

      Bei diesen Decks erfolgen nach dem Einschalten mehrere verschieden starke Ausschläge der Anzeigeinstrumente in fester Abfolge. Bein TC 750 verläuft das völlig verschieden auf jedem Kanal, beim STC1 synchron.
      Ich habe so den Verdacht, dass die alten Elkos...
      Achim
      Es wird Zeit für mich aus diesem Thread auszuscheren, sonst rolle ich noch in mein Privatdepot, grabe unter einem drei Meter hohen Geräteturm und hole mein CC20 heraus und repariere es. Aber für wen, nach mir die Sintflut...

      Ich meine mich zu erinnern das am CC20 die LED-Ketten immer schon,auch im Neuzustand, beim Einschalten auskeilten.
      Diese passende Fernbedienung hatte ich damals nicht gekauft, ich hatte immer meinen Hörplatz so ausgelegt das ich gemütlich hingesetzt an alle notwendigen Organe der Anlage heran kam. So grob nach dem Schema Anlage und Sessel über Eck nebeneinander.
      Für diverse Tricksereien, Überspielungen, gab es einen selbst konstruierten und von mit Hilfe eines befreundeten Möbeltischlers gebauten Studio-Pulttisch mit links und rechts angebauten Geräteeinschüben und schräggestellten Bandmaschinen-Pulten. So konnte man den Kabelsalat verstecken, alle Bedienoberflächen spezifisch richtig erreichen und auch die Stromversorgung des Ganzen mit Schaltmöglichkeiten, Absicherungen usw. vernünftig und auf kurzen Wegen lösen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hi Achim,

      ich hatte frueher auch mal laengere Zeit den TC 750. Habe ihn dann irgendwann
      aber verkauft -- Cassette lief bei mir zu selten. War vermutlich ein Fehler ...
      immerhin habe ich irgendwo noch 2 HighCom ICs ... wenn ich nur wuesste, wo ...

      Spaeter habe ich mir dann mal ein Nakamichi ZX 682 verschafft -- das war in
      top Zustand, und lief bei mir auch immer gut. Aber das hat mir dann ein Freund
      abspenstig gemacht ... wie das halt so ist. Jetzt steht noch ein CR-4E fuer die
      seltenen Aufnahmen bereit (der tut noch wie am ersten Tag ...), und ein Revox
      ist noch in der Mache. Der hatte Totalausfall wegen der bekannten Problematik
      mit den kleinen blauen Philips-Elkos. Also Rundumschlag ... nun tut er wieder.
      Aber ein Abgleich fehlt noch ...

      Bei dem Revox-Teil finde ich die Motoreinheit mit 4 Motoren inkl. Direktantrieben
      fuer die Wickler unuebertroffen. Und die Steuerung (wie bei der B 77) geht auch
      klasse ... naja, ein spaeteres Modell als der Telefunken ... so gesehen unfair.
      Klanglich fand ich das TC750 aber auf keinen Fall schlechter ...


      Besten Gruss,

      Michael
      Hallo Michael,

      der Vorgänger meines TC750 war ein Dual C819, auch ein gutes Gerät mit solidem Laufwerk, aber klanglich war das TC750 ein riesiger Fortschritt. Durch den Direktantrieb hatte es sehr gute Gleichlaufwerte und die Elektronik einschließlich Tonkopf sorgt auch bei ausgeschaltetem High Com für hervorragenden Klang. Das TC750 ist bei mir jahrzehntelang massiv benutzt worden.
      Allerdings muss man sagen, dass es ein Gerät für Techniker ist, da es gerne von Zeit zu Zeit seine Problemchen hat, meist mechanische, die im Laufwerk angesiedelt sind. Wenn man das jedesmal beim Service zahlen muss, verliert man schnell die Lust.

      Dann gab es von TFK noch das RC 300, ein 3-Motoren Deck mit dem geschlossenen Papst Druckgusslaufwerk, das auch in den ASCs werkelte. ASC AS 3000 wäre immer mein Wunschdeck gewesen, aber mit rund 3000 DM zu teuer.
      Ich war jung und brauchte das Geld... ...für andere Dinge. ;)

      Einige Nakamichis, auch die teuren, kannte ich durch Reparaturen von innen. Die habe ich wegen der vielen Plastikbauteile im Laufwerk verworfen. Heute weiß man natürlich, dass das kein Nachteil sein muss.

      Billig war das TC750 damals aber auch nicht, es war die teuerste Komponente der 750er Reihe. Ich meine, so um die 1100 DM.
      Achim
      Ohje, wenn ich alle meine Kassettendecks aufzählen sollte, wäre das Forum an der Speichergrenze.
      Direkt vor und auch noch parallel zum Telefunken CC20 gab es da bei den Frontladern u.a.:
      Grundig CNF300/350 - Das einzige größere Problem an denen war, daß ich High-Com wollte, was dazu führte das ich High-Com-Module davor schaltete und so die ersten High-Com Aufnahmen schon sehr frühzeitig machen konnte.
      //
      Zusätzlich wurde in die Decks für alte und rauschige Kassetten noch DNL integriert. Und zwar auf meine Art, die da lautet, bloß nicht das stimmige Design zerstören, bloß nicht für Zusatzgimmicks Löcher bohren oder unpassende Knöpfe anbringen. Es wurden einfach vorhandene Bedienelemente mit einer Doppelfunktion belegt.
      //
      bei den Pultgeräten (Toplader) waren die Telefunken-Vorgänger in absteigender Folge:
      ITT Stereo Cassette 2600 Studio HIFI (ein komplettes kompaktes Aufnahmestudio incl. Mischpult).
      Grundig CN 830.

      Den Rest müsste ich mühselig erinnern und aufführen, doch wem nutzt das.
      Vor allen Dingen muß man berücksichtigen, das für mich bis dorthinaus Kassettenrekorder nur in der zweiten Reihe standen, hinter Spulen-Tonbandgeräten.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo allerseits,

      das Laufwerk habe ich nun nochmals ausgebaut und vollständig zerlegt. Die alten Zahnräder zeigten nach dem Ausbau grauschwarze Spuren in ihren Achsbohrungen. Entweder haben die Räder die Stahlwellen abgeschliffen, was ich mir nicht vorstellen kann, oder es wurde werkseitig Molykotepaste zur Schmierung eingebracht. Diese Paste schmiert zwar auch nach Austrocknung noch leidlich, hier scheint sie mir jedoch fehl am Platz gewesen zu sein, was das langfristige Ergebnis angeht. Die Probleme des "Festgehens" begannen bei meinem TC750 schließlich schon in den 90ern.

      Hier ein Bild von den alten und von den Ersatzrädern:



      Die neuen Räder sind aus massivem Material aber in der Dicke geringfügig kleiner. So mussten einige Passscheiben vor und hinter den Rädern beigelegt werden. Das verhindert übermäßiges Spiel und das flächige Reiben der Räder an der Stahlzunge.
      Hier sieht man die fertig montierte Wickeltellerantriebseinheit



      die Vergrößerung zeigt, dass die Zähne ausreichend tief und dennoch entspannt ineinander greifen



      und hier ist die Baugruppe wieder ins Laufwerk eingebaut.



      Optisch sieht das ja alles ausgesprochen ansprechend aus, aber wie steht es mit der Funktion?
      Die Zahnräder erwiesen sich als passgenau und die gesamte Einheit als sehr leichtgängig. So soll es sein.
      Nach dem Rückimplantieren des Laufwerks ins Gerät zeigte sich zu meiner Beruhigung, dass alle Laufwerkfunktionen einwandfrei arbeiten, so wie zu den besten Zeiten des fabrikneuen Gerätes.
      Die Geräuschentwicklung beim schnellen Vor- und Zurückspulen entspricht präzise dem Zustand mit den Originalzahnrädern.
      Wie sich die Zahnräder aus POM (Polyoxymethylen) = ERTACETAL® im langfristigen Betrieb verhalten, muss die Zeit erweisen.

      Vor der Montage des Cassettenschachts habe ich noch alle Metallteile der Bandführung aus Stahl und die Tonköpfe entmagnetisiert.

      Als nächste Aktion steht nun der Zahnradersatz und die Laufwerkrevision beim TC750 an.
      Dort ist die Mechanik allerdings durch den zusätzlichen Seitenschiebermagnet und die dazugehörige Transportplatte im Laufwerk noch ein gutes Stück aufwändiger.
      Achim
      Hallo Michael, das freut mich, wenn das Ergebnis überzeugt!

      Allerdings muss ich zugeben, dass man sich beim erforderlichen Arbeitsaufwand für die gründliche Überholung eines Tapedecks leicht täuschen kann.
      Da ist zunächst die Elektronik zu bearbeiten und dann kommt die Revision und Reparatur der Mechanik noch obendrauf.
      Bis man dann wirklich alles so erledigt hat, dass man zufrieden ist, sind schon etliche zig Stunden aufzuwenden.

      Die präzise und saubere Funktion des Laufwerks und der hervorragende Klang, der sich am Ende einstellt, sind aber bemerkenswert.
      Die Geräte waren beim Kauf in Topform und sind dann über die Jahrzehnte mechanisch und elektrisch ganz langsam, so dass man es gar nicht bemerkt, immer ein wenig schlechter geworden. Umso verblüffender ist die schlagartige Wiederherstellung des Originalzustandes.
      Achim
      Moin Achim,

      ja, da sagst Du was ... mein Revox Deck hat auch wirklich viele Stunden verschlungen,
      und harrt noch des finalen Abgleichs, ebenso die B77 ... und da war an der Mechanik
      gar nicht so viel zu tun, weil das bei Revox in der Regel noch recht gut in Schuss ist.

      Aber selbst fuer die reine Elektronik brauche ich viele Stunden (klar, Du bist da mit der
      Erfahrung und Uebung viel schneller) ... und damit ist auch klar, dass dies niemals so in
      einer Werkstatt mit offiziellem Stuendenlohn gehen kann -- einfach nicht rentabel, bzw.
      niemand wuerde das zahlen wollen.

      Gut, dass es so etwas wie das Forum gibt, wo man sich austauschen kann, und dann
      selber Hand anlegen kann ...

      Besten Gruss,

      Michael
      Dem Lob von Michael kann man sich nur anschließen. Was der Achim anfaßt das wird zu einem Prachtstück.

      Michael, wie es in Reparaturwerkstädten zugeht/-ging das könnte ich genau erzählen, wenn ich ca. eine Woche Zeit und hier 5MB Speicherplatz hätte samt der zugehörigen Lust das überhaupt zu tun.
      Es ging besser zu als es sich viele zurechtschimpfen, es ging schlimmer zu als es sich die Korinthenkacker und Erbsenzähler ausmalen können.

      Diese Arbeit wie sie hier abgeliefert wurde, war jedenfalls nicht realisierbar.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Jogi,

      jaaa - so hätte man früher gerne gearbeitet, aber das war mit der Realität der Arbeitswelt natürlich nicht vereinbar.

      "Wenn Du nicht jeden Tag mindestens 10 Fernseher fertig machst, leg ich drauf."
      Diese Ansage bekam ich regelmäßig von einem Chef zu hören.
      Das hieß, wenn man insgesamt sauber arbeiten wollte, musste man Arbeitszeit quersubventionieren.
      Grundig Fernseher zum Beispiel hatten oft harmlose Standardfehler, die man mit wenig Zeitaufwand absolut fachgerecht quasi im Akkord reparieren konnte. Die so im Laufe eines oder mehrerer Tage eingesparte Zeit konnte man dafür aufwenden, Reparaturen, die durch Fehlersuche oder verbauten Aufbau zeitaufwändig waren, dennoch ordentlich auszuführen.
      Andere Kollegen haben das nicht so hin jongliert. Da bekamen Geräte, bei denen eine schwierige Fehlersuche zu erwarten war, mit einem großen Schraubendreher unter dem Ausruf "Den mach ich jetzt unrentabel!" eine Spezialbehandlung, die sicherstellte, dass sie den zügigen Arbeitsablauf nicht mehr stören konnten ;)
      Achim
      Tja, das erinnert mich an ein haeufiges Problem mit Fine Arts V3 und V4.
      Da schmierte (und schmiert) relativ haeufig das Netzteil ab, weil eine
      Z-Diode mit ihren Vorwiderstand zu knapp dimensionert war. Der Fehler ist
      recht leicht zu erkennen, und fuer 1 Euro Material und in max. 10 Minuten
      zu beheben (jedenfalls fuer flinke Finger wie Achim und Co).

      Das wurde aber meist nicht angeboten, sondern lieber gleich ein kompletter
      NT-Einschub neu, fuer 180 Euro pauschal. Das geht auch in 10 Minuten (oder
      sogar in 5), bringt aber mehr. Leider hatte das neue NT dann immer noch
      denselben Fehler, und es konnte einem passieren, dass knapp nach den
      6 Monaten Garantie derselbe Fehler wieder auftrat ... ich habe einen Bekannten,
      dem das auch sofort passiert ist. Also wieder 180 Euronen ... und als es dann
      _wieder_ passierte, hat er entnervt aufgegeben ...

      Schade eigentlich, denn die Verstaerker waren besser als ihr Ruf. Ich habe ueber
      die Jahre sicher mehr als 10 davon mit diesem Fehler repariert, und soweit ich weiss
      ist davon keiner wieder abgeraucht ... (wobei ich immer auch eine generelle Revision
      mit etwas Nachloeten und ein paar Bauteile-Upgrades gemacht habe).

      Ich erwaehne das mal, weil so ein Verhalten eben zwar finanziell fuer den Haendler
      (kurzfristig) gut ist, aber fuer die langfristige Kundenbindung eben gar nicht ... und
      Grundig hat's m.E. auch nicht gut getan. Da haben dann zuviele Leute drueber
      geschimpft ... aber davon gibt's ja noch viele andere Beispiele.


      Schoenen Abend,

      Michael
      Diese Bausteinaustauschwut gab es bei Fernsehgeräten mit Modulchassis ja auch. Die Werkstattinhaber hat das gleich überzeugt: Der Techniker pflückt vormittags all die defekten Module aus den Geräten, dann schickt man jemanden zu Grundig (als Beispiel) zum Austauschmodule holen und nachmittags sind alle Geräte fertig.
      Jeder Techniker mit Erfahrung und Ehrgeiz hat das natürlich abgelehnt und lieber die Bausteine auf Bauteilbasis in kurzer Zeit selbst repariert.
      Und mehr verdient wurde dabei auch, denn beim Modultausch gingen bei einer DM 300,- Reparatur DM 180,- an Grundig, während bei der Reparatur auf Bauteilbasis mehr bei der Werkstatt hängen blieb UND der Kunde zahlte weniger. Eine win-win Situation also.
      Achim
      Diese Akkord-Arbeit gab es zu meiner Zeit zum Glück noch nicht, da war noch alles relativ gemächlich, wenn man die Phasen mal wegläßt die man als Arbeitnehmer selber bezahlt hat, wie abendlicher Kundendienst zu Hause beim Kunden (Köppkes Kopp sieht aus wie ET) usw. Fernseher mußten noch Bauteil für Bauteil geprüft und repariert werden, wo keine Module sind, nichtmal Leiterplatten, da mußte man erstmal auf die Suche nach den Bauteilen gehen. Oft waren Reparaturen aber auch denkbar einfach, Röhren abklopfen, im Zweifel die zuständige Röhre obligat tauschen, fertig. Widerstände meldeten sich eh bei der Nase an und Kondensatoren knallten oder klappten.

      Als langjähriger Privatnutzer von Grundig-Fernsehern (daneben auch noch andere wie Philips, SABA, Loewe, Mende usw.) wurde ich von Fehlern zwar nicht komplett verschont, aber eher wenig belästigt. Diese waren wenn sie auftraten von so marginaler Schwierigkeit, daß es kein Problem war sie im Zaum zu halten. Knallte eine Kaskade und lagen alle Zuschauer bibbernd hinter Couch und Sesseln in Deckung im Flokati eingegraben wie im Weltkrieg, dann war es eindeutig (dreimal flicken, das geht besser als manche glauben, am Ende einmal ersetzen, 30 Jahre rum und die Kiste spielte immer noch). Mehr Ärger machten diese Kisten nie, d.h. einmal wurde prophylaktisch die RGB-Endstufe nachgelötet und besser gekühlt. Bei Philips half sogar das altbewährte kraftvolle oben drauf klopfen wie in den Anfangstagen. Der aktuelle Philips, ja er läuft bei mir immer noch und macht auch keine Anstalten den Jordan zu überqueren und sich durch einen dieser hässlichen Flachglotz-Kästen ersetzen zu lassen, glänzte nur einmal und zwar direkt bei Lieferung mit defekter Bildröhre (Gewährleistung), danach trat nie wieder ein Problem auf.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Und ich dachte mein Philips "Röhrenfernseher" von 2003 wäre der letzte in Deutschland. Allerdings nimmt der Druck von Frau und Kindern in Richtung "flach" kontinuierlich zu: "Was hängst du denn so an dem alten Kasten? Bei unseren Nachbarn ...."

      Mein Hinweis, dass die beste Ehefrau von allen von meiner Vorliebe für Altes und Bewährtes persönlich doch am meisten profitiert, wurde allerdings nicht mit der zu erwartenden Begeisterung aufgenommen.

      Ansonsten ziehe ich vor dieser Restaurationsleistung meinen Hut. Ich sehe so etwas auf der gleichen Ebene wie die Restauration eines altes wertvollen Gemäldes.
      Hi Achim,

      interessant -- der Vorteil beim Bauteiletausch besteht aber nur, wenn der Herr
      Servicetechniker faehig ist. Ich habe das einfach zu oft erlebt, dass da nicht mehr
      jemand wie Du sass, sondern eben jemand, der "kurz angelernt" worden war, und
      eher wenig Erfahrung besass. Dann kennt die Person den Fehler aber nicht (Du
      weisst so etwas sicher gleich ... aber das ist nicht die Regel), und wenn dann
      gesucht wird, ist der Preisvorteil wieder hin ...

      Was die Liebe zu alten Geraeten betrifft: Da scheiden sich die Geister ... ich bin
      auch ein Anhaenger der guten alten Technik, aber die Episode mit dem Flachbildschirm
      ist typisch. Gruppendruck ...

      Gerade habe ich gehoert, dass jetzt einige Bibliotheken die Papierversionen der
      alten Journals auf's Altpapier werfen -- es sei ja alles elektronisch verfuegbar, und
      den Platz koenne man anders besser nutzen. Wie kann man nur so daemlich sein ...
      wenn naemlich mal der Vertrag fuer das elektronische Abo auslaeuft, oder wegen
      Geldmangels gekuendigt werden muss, ist alles weg ...

      Wir machen das hier nicht, habe da rechtzeitig ein klares Wort gesprochen -- aber
      an vielen Stellen werden jetzt Buecher und Zeitschriften durch Flachbildschirme
      ersetzt ... grauenhafte Vorstellung, und wieder jede Menge mehr Leute mit den
      ueblichen orthopaedischen Problemen der Bildschirmhocker ...

      Schoenen Abend noch (hoere gerade Lohengrin in WDR 3, aus Bayreuth ... nicht
      schlecht, gar nicht schlecht ... natuerlich ueber einen 9241 ...)

      Michael
      Also für so im Verborgenen blühend halte ich das Fachmänn(innen)tum gar nicht unbedingt.
      Die Leute sind schon noch da, auch wenn sie auf dem Wege allen Irdischen immer weniger werden, wenn keine nachwachsen oder nicht gefördert sondern verbildet werden.
      Viele dämmern nur dank unserer Arbeitsgesetze in völlig fremden, minimalst bezahlten Handlanger-Minijöbchen vor sich hin, ihr Marktwert wird nicht mehr durch Fachlichkeit sondern nur noch durch Rendite-Rechnungen provitgeiler Zahlenschubser bestimmt und ihr gesamtes Leben damit auch.

      Zu meiner Zeit hatte noch jeder alte Meister eine ganze Abteilung wißbegieriger Lehrlinge an seinem Kittelzipfel hängen. Ich begann in einem Vier-Techniker-Betrieb, und schon da waren wir genauso viele Lehrlinge. sodaß jeder über die Zeit gerechnet einen 1:1 Ersatzmann heranzog.
      Heute wird von den Zuständigen nur noch der Faktor Arbeitskraft ohne Blicke linkt und rechts oder gar in die Zukunft verkonsumiert, nur das verschlissen was da ist und was andere herangezogen haben, die Verantwortung wird dem Innungsnächsten zugemutet und selbst wird nur profitiert und konsumiert. Es wird an allen Fronten auf Verschleiß gefahren.

      Betriebe haben sich früher selten nach den heutigen Vorstellungen und Shotingstarallüren amortisiert, ein inhabergeführter Radioladen kröste auf Lebenszeit des Inhabers immer auf der Dachkante entlang, immer mit einem Fuß schon auf dem Weg in den Abgrund. Heute heißt es, nach drei Jahren muß die Bude abwerfen oder sie wird geschlossen, als erste Anschaffung kommt eine 200.000Eur Limousine für den Inhaber und ein 80.000Eur Cabrio für Madame Meisterin vor die Tür, nicht etwa ein Bulli, ein Kombi und ein paar Handkarren die die Lehrlinge auch an ihr Fahrrad binden können (so wie noch zu meiner Zeit).
      Man kann es auch kürzer haben, es fehlt an allem weil es an deutschen Tugenden fehlt. Die sich selber so sehenden Leistungsträger haben aufgehört Leistung und Risiko zu tragen, sie haben sich angewöhnt zu prassen, zu verschleißen, Verantwortung abzuwälzen, den eigenen Arsch in die Sonne zu halten.

      Mein Exmeister hatte Angst vor den Sommerferien, da kamen keine Aufträge, weil einige unserer Hauptauftraggeber komplett ausfielen. In der Zeit verdiente er nicht mehr als die Lehrlinge, legte noch aus dem Privatsäckel zu. In der Zeit leistete er sich die Bude zeitweise zu zumachen, mit einem Zweiteklasse-Fahrschein in die Heimat seiner Kindheit zu fahren und dort einen kärglichen Erholungsurlaub zu machen, nix Malle, nix Saudi-Arabien, nix eingezäuntes Luxus-Nobelressort für 3000Eur am Tag inclusive Klötenkraulen durch drei einheimische Schönheiten in einem Land wo die Bevölkerung nichtmal den Putz vom Kral fressen kann weil keiner da ist.
      Er hatte es am Ende nach Abwicklung seiner nachfolgerlosen Firma zu einem kleinen und einfachen Reihenhäuschen und einem Gebrauchtwagen gebracht und bis dahin hat er als Ausbildungsbetrieb, als sehr aktiver und vielfach geehrter Innungsteilnehmer dafür gesorgt das über etliche Generationen hinweg unzählige Fachleute ihren Weg machen konnten.

      Die Selbstbefriediger heute haben doch keine Ahnung mehr wie man die Ärmel aufkrempelt. Und weiter oben sieht es auch nicht gut aus, Leute wie den großen Max gibt es nicht mehr, statt dessen Ackermänner und anderes perverses Gelichte und Gesocks.

      Arbeitnehmerseitig haben wir auch nicht den Hammer beim Glockenschlag fallen gelassen, nach 8 Stunden in der Elektro- oder 7,5 Stunden in der RF-Abteilung ging es auf Kundendienst, da hat keiner gefragt ob er Abends um 10 nochmal mit dem Fahrrad heraus mußte um drei Straßen weiter in einer dunklen Wohnung eine Sicherung auszzuwechseln, oder bei Kuli (für die Nachgewachsenen: große Samstag-Abend Fernsehshow) den man selber mangels Feierabend nicht sehen konnte. nochmal die Bildgeometrie beim neuen Fernseher nachstellen, oder noch mal kurz aufs Spitzdach und an der Antenne drehen mußte, weil der einzige VHF-Sender Langenberg plötzlich nur noch mit "Balken" hereinkam.

      Dafür konnte man zu Heiligabend auch schonmal ohne viel Verwaltungshürden oder gar Lohnabzug mittags nach Hause, es sei denn eine der betreuten Kirchengemeinden rief an, weil die Lichterkette am Christbaum ausgegangen ist. Das konnte einem natürlich auch mitten in der Weihnachtsente am ersten Feiertag mal passieren.

      Die Arbeitswelt heute ist der gepflegten Fachlichkeit völlig verquer entgegen gestellt. Und in einem Land ohne Ressourcen, wie dem unseren, sollte man sich gewahr sein das man nicht klumpenweise Gold ausgraben kann, sondern das unser Gold die Menschen sind die ihr Gewerk fachmännisch beherrschen und fleißig genug sind in die Hände zu spucken, und zwar nach Leistungsfähigkeit und Möglichkeiten oben mehr als unten.

      /hm, ich wollte mich doch nicht aufregen, schadet nur dem Blublublutdruck
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hi Jogi,

      fein -- und ich wollte keineswegs behaupten, es gebe nicht genug fachkundige
      Leute, gewiss nicht. Nur, dass in dem typischen Elektroladen, wo Herr XY sein
      Geraet vielleicht hinbringen wuerde, diese Leute schon lange nicht mehr sind,
      oder nur selten.

      Und was die Resource "know-how" betrifft: Ja, da sagst Du etwas, das sonnenklar
      ist, und dennoch immer wieder grob ignoriert wird, von zu vielen.

      Und zu diesem Punkt passt auch, dass man in der Lehre oder im Studium auch
      mal Gas geben muss, denn die Konkurrenz schlaeft nicht. Aber vermittle das mal ...
      da kommen dann Antworten wie "Was soll das -- fuer ein Abi mit einer 1 vor dem
      Komma hat mein Einsatz doch gereicht, warum denn jetzt nicht mehr ?" ...

      Tja, fuer gute Ideen bin ich da immer aufgeschlossen ... denn die 10 %, denen man
      das nicht sagen muss, die reichen halt nicht. Damit kann die Industrie und Wirtschaft
      nicht standfest konkurrieren ...


      Schoenen Gruss,

      Michael