Hallo SABA Freunde!
Aus einer Entrümpelung habe ich ein zunächst nicht mehr spielbereites SABA HiFi-Studio 8080 der Serie "F" erstanden. Also ein Gerät mit noch diskretem Stereodecoder und ohne Kopfhörerbuchse aus dem Jahr 1971.
Hier das gute Stück, nachdem ich die Technik nun wieder instandgesetzt habe:

Beim ersten Einschalten tat sich zunächst optisch und tonmässig erst einmal gar nichts, obwohl die Spannungen am Netzteil-Ausgang alle korrekt vorhanden waren. Der berüchtigte Tantalkondensator C483 auf der Tonregelplatte hinter den Schiebereglern war mit Schluss ausgefallen, so dass die Spannungsversorgung der Tonregelstufe auf beiden Kanälen tot war. Den Fehler hatte ich schon früher einmal bei einem anderen 8080. Der Tantalkondensator ist zwar für 35V max. spezifiziert und es liegen dort nur 21V an, aber er neigt dort nach über 40 Jahren zum Ausfallen. Er wurde durch ein WIMA MKS-2 (4,7µ) ersetzt, der da mit Müh' und Not gerade hineinpasst, wenn man etwas biegt und drückt.
Optisch dunkel: Klar, alle Birnchen waren defekt.
Der zweite Fehler bestand in gebrochenen/gerissenen Lötstellen an den DIN-Eingangsbuchsen (Band und Monitor), so dass dort schon für Eingangssignale Sackgasse war. Es geht an der Buchsenplatte eng zu aber mit ein paar Versuchen und mit Verkanten, bekommt man sie nach Lösen der beiden hinteren Schrauben, die sie halten, herausgehoben, ohne die Kabel ablöten zu müssen.
Nach dieser Kur spielte zumindest UKW und externe Quellen wieder.
Im AM-Bereich fiel auf, dass das Schirmkabel zum Drehko abgelötet davorhing und C151 schwebte an einem Beinchen unverlötet in seinem Lötloch. Ausserdem war - unplanmässig - R166 mit einem 20nF Kerko gebrückt - warum? In diesem Bereich waren die Lötösen abgerissen/abgebraten und der Schaden war geflickt. Offenbar hatte sich da früher jemand zu schaffen gemacht ohne sein Werk zu vollenden - oder zumindest vergessen, den Drehko wieder anzuschliessen, was bei einem Funktionstest aber ja sofort aufgefallen wäre.
Nach der Wiederherstellung des Originalzustandes spielten nun auch wieder LMK.
Ausser den Birnchen für Feldstärkeanzeige, Skalenbeleuchtung, Preomatbeleuchtung und Stereoanzeige und dem genannten Tantalkondensator war also auf den ersten Blick kein weiteres Bauteil defekt und ich war guter Hoffnung, nun schon am Ziel zu sein. Das war aber voreilig. Denn im ausführlichen Test am Signalgenerator zeigte sich bei UKW im "Mono"-Modus ein katastrophaler Klirrfaktor (THD) von 6% mit der noch defekten Stereo-Anzeigelampe, bevor ich sie ersetzt hatte. Bei stereo-moduliertem UKW war der Klirrfaktor allerdings in erwarteter Grösse (0,8%), noch kein Neuabgleich durchgeführt. SABA spezifiziert beim 8080 F den Klirrfaktor für UKW zu < 1,5%. Auch bei grösstem Wohlwollen - 6% hiess also: Defekt!
Interessanterweise kehrte sich die Beobachtung um, nachdem ich die Stereo-Anzeigebirne (12V/50mA) erneuert hatte. Nun hatte ich bei UKW-mono 1,2% THD und bei UKW-stereo fast unglaubliche 5-7% Klirr. Nach einem vollständigen FM-ZF Neuabgleich änderte sich daran nichts. Ich habe ein Foto vom Schirmbild des 1 kHz Sinus mit 6% Klirrfaktor gemacht. Bei nur oberflächlicher Betrachtung bzw. ohne Klirrfaktormessung ist die starke Verzerrung gar nicht so einfach zu erkennen, daher "tückischer Fehler".

Man sieht erst, wenn man zum Vergleich die Null-Linie auf dem Schirmbild heranzieht, dass die oberen Halbwellen gestaucht sind. Daher der hohe Klirrfaktor von 6%.
Die ca. 1% THD bei UKW "Mono" sind beim 8080 F allerdings völlig normal, da in diesem Fall im Decoder die Schaltdioden (anders als bei Stereobetrieb) nicht vorgespannt sind. Ein Designfehler des F-Decoders, der dann mit Einführung der 8080 G-Serie mit IC-Decoder irrelevant wurde. Das war bereits Thema in einem anderen Beitrag zum 8080 (Receiver 8080 zum Wiederherrichten).
Die Wobbelkurve nach ZF-Abgleich zeigte die geforderte -3dB-Bandbreite von 150 kHz und sah auch sonst gut aus.
(Horizontal 1 DIV = 100 kHz)

Das MPX-Signal am Eingang des Decoders war symmetrisch und sah völlig normal aus, insbesondere zeigte es die Unsymmetrie des Ausgangssignals nicht. Quelle der Verzerrung musste deshalb der Stereodecoder sein. Der Starke Einfluss, den das Stereo-Anzeigebirnchen auf die Verzerrungen hatte, legte nahe, im Bereich Schalttransistor der Stereoanzeige die Ursache zu suchen.

Statt des im Plan angegebenen S2292 Typs war ein SX 3702 (= 2N3702) verbaut, der nach Ausbau im Testgerät völlig unauffällig war:

In meinem Fundus hatte ich noch einen BC126, den ich an Stelle des SX3702 eingebaut habe. Problemlos sollten sich auch neuere Typen wie BC327, BC328, BC636, 637 oder 638 eignen, die alle den erforderlichen Lampenstrom verkraften.

Mit dem Ersatz des SX3702 Transistors war auch sofort die Verzerrung verschwunden. Der Klirrfaktor betrug nur noch 0,7% THD in UKW-stereo. Er konnte durch sehr geringes Nachkorrigieren an den ZF-Filterstufen 2 und 3 auf 0,2-0,3% weiter gesenkt werden, nachdem die Trimmpotis des Decoders ebenfalls neu abgeglichen worden waren. Danach habe ich den Decoder nochmals abgeglichen. Er lieferte problemlos die spezifizierte -40dB Kanaltrennung symmetrisch von/zu R-L und L-R.
Was mir sonst noch auffiel:
Beeindruckende Empfangsstärke, Klirrarmut (0,1%) und Geräuschspannungsabstand auf LMK. Da können nur wenig andere Geräte mithalten, Hans hatte das schon einmal vor einiger Zeit hier erwähnt. Schade, dass diese Bereiche heute in der Praxis nicht mehr so angesagt sind.
Es grüsst Euch
Reinhard
Aus einer Entrümpelung habe ich ein zunächst nicht mehr spielbereites SABA HiFi-Studio 8080 der Serie "F" erstanden. Also ein Gerät mit noch diskretem Stereodecoder und ohne Kopfhörerbuchse aus dem Jahr 1971.
Hier das gute Stück, nachdem ich die Technik nun wieder instandgesetzt habe:
Beim ersten Einschalten tat sich zunächst optisch und tonmässig erst einmal gar nichts, obwohl die Spannungen am Netzteil-Ausgang alle korrekt vorhanden waren. Der berüchtigte Tantalkondensator C483 auf der Tonregelplatte hinter den Schiebereglern war mit Schluss ausgefallen, so dass die Spannungsversorgung der Tonregelstufe auf beiden Kanälen tot war. Den Fehler hatte ich schon früher einmal bei einem anderen 8080. Der Tantalkondensator ist zwar für 35V max. spezifiziert und es liegen dort nur 21V an, aber er neigt dort nach über 40 Jahren zum Ausfallen. Er wurde durch ein WIMA MKS-2 (4,7µ) ersetzt, der da mit Müh' und Not gerade hineinpasst, wenn man etwas biegt und drückt.
Optisch dunkel: Klar, alle Birnchen waren defekt.
Der zweite Fehler bestand in gebrochenen/gerissenen Lötstellen an den DIN-Eingangsbuchsen (Band und Monitor), so dass dort schon für Eingangssignale Sackgasse war. Es geht an der Buchsenplatte eng zu aber mit ein paar Versuchen und mit Verkanten, bekommt man sie nach Lösen der beiden hinteren Schrauben, die sie halten, herausgehoben, ohne die Kabel ablöten zu müssen.
Nach dieser Kur spielte zumindest UKW und externe Quellen wieder.
Im AM-Bereich fiel auf, dass das Schirmkabel zum Drehko abgelötet davorhing und C151 schwebte an einem Beinchen unverlötet in seinem Lötloch. Ausserdem war - unplanmässig - R166 mit einem 20nF Kerko gebrückt - warum? In diesem Bereich waren die Lötösen abgerissen/abgebraten und der Schaden war geflickt. Offenbar hatte sich da früher jemand zu schaffen gemacht ohne sein Werk zu vollenden - oder zumindest vergessen, den Drehko wieder anzuschliessen, was bei einem Funktionstest aber ja sofort aufgefallen wäre.
Nach der Wiederherstellung des Originalzustandes spielten nun auch wieder LMK.
Ausser den Birnchen für Feldstärkeanzeige, Skalenbeleuchtung, Preomatbeleuchtung und Stereoanzeige und dem genannten Tantalkondensator war also auf den ersten Blick kein weiteres Bauteil defekt und ich war guter Hoffnung, nun schon am Ziel zu sein. Das war aber voreilig. Denn im ausführlichen Test am Signalgenerator zeigte sich bei UKW im "Mono"-Modus ein katastrophaler Klirrfaktor (THD) von 6% mit der noch defekten Stereo-Anzeigelampe, bevor ich sie ersetzt hatte. Bei stereo-moduliertem UKW war der Klirrfaktor allerdings in erwarteter Grösse (0,8%), noch kein Neuabgleich durchgeführt. SABA spezifiziert beim 8080 F den Klirrfaktor für UKW zu < 1,5%. Auch bei grösstem Wohlwollen - 6% hiess also: Defekt!
Interessanterweise kehrte sich die Beobachtung um, nachdem ich die Stereo-Anzeigebirne (12V/50mA) erneuert hatte. Nun hatte ich bei UKW-mono 1,2% THD und bei UKW-stereo fast unglaubliche 5-7% Klirr. Nach einem vollständigen FM-ZF Neuabgleich änderte sich daran nichts. Ich habe ein Foto vom Schirmbild des 1 kHz Sinus mit 6% Klirrfaktor gemacht. Bei nur oberflächlicher Betrachtung bzw. ohne Klirrfaktormessung ist die starke Verzerrung gar nicht so einfach zu erkennen, daher "tückischer Fehler".
Man sieht erst, wenn man zum Vergleich die Null-Linie auf dem Schirmbild heranzieht, dass die oberen Halbwellen gestaucht sind. Daher der hohe Klirrfaktor von 6%.
Die ca. 1% THD bei UKW "Mono" sind beim 8080 F allerdings völlig normal, da in diesem Fall im Decoder die Schaltdioden (anders als bei Stereobetrieb) nicht vorgespannt sind. Ein Designfehler des F-Decoders, der dann mit Einführung der 8080 G-Serie mit IC-Decoder irrelevant wurde. Das war bereits Thema in einem anderen Beitrag zum 8080 (Receiver 8080 zum Wiederherrichten).
Die Wobbelkurve nach ZF-Abgleich zeigte die geforderte -3dB-Bandbreite von 150 kHz und sah auch sonst gut aus.
(Horizontal 1 DIV = 100 kHz)
Das MPX-Signal am Eingang des Decoders war symmetrisch und sah völlig normal aus, insbesondere zeigte es die Unsymmetrie des Ausgangssignals nicht. Quelle der Verzerrung musste deshalb der Stereodecoder sein. Der Starke Einfluss, den das Stereo-Anzeigebirnchen auf die Verzerrungen hatte, legte nahe, im Bereich Schalttransistor der Stereoanzeige die Ursache zu suchen.
Statt des im Plan angegebenen S2292 Typs war ein SX 3702 (= 2N3702) verbaut, der nach Ausbau im Testgerät völlig unauffällig war:
In meinem Fundus hatte ich noch einen BC126, den ich an Stelle des SX3702 eingebaut habe. Problemlos sollten sich auch neuere Typen wie BC327, BC328, BC636, 637 oder 638 eignen, die alle den erforderlichen Lampenstrom verkraften.
Mit dem Ersatz des SX3702 Transistors war auch sofort die Verzerrung verschwunden. Der Klirrfaktor betrug nur noch 0,7% THD in UKW-stereo. Er konnte durch sehr geringes Nachkorrigieren an den ZF-Filterstufen 2 und 3 auf 0,2-0,3% weiter gesenkt werden, nachdem die Trimmpotis des Decoders ebenfalls neu abgeglichen worden waren. Danach habe ich den Decoder nochmals abgeglichen. Er lieferte problemlos die spezifizierte -40dB Kanaltrennung symmetrisch von/zu R-L und L-R.
Was mir sonst noch auffiel:
Beeindruckende Empfangsstärke, Klirrarmut (0,1%) und Geräuschspannungsabstand auf LMK. Da können nur wenig andere Geräte mithalten, Hans hatte das schon einmal vor einiger Zeit hier erwähnt. Schade, dass diese Bereiche heute in der Praxis nicht mehr so angesagt sind.
Es grüsst Euch
Reinhard
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